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Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande - Kellison, E: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Kellison
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ich überlebt habe, während alle, die mir lieb waren, gestorben sind.«
    Der Grund schien offensichtlich, Adam sprach ihn dennoch aus. »Du hattest eine wichtige Aufgabe zu erfüllen. Deine Zeit war noch nicht gekommen.«
    »Und was nun? Bringst du mich zum Time Square, und ich lasse ihn raus?« Sie lachte bitter.
    Als er den blanken Schmerz in ihren Augen sah, empfand Adam Bedauern – nicht, weil sie Sex gehabt hatten, nicht mehr – aber wegen allem anderen. Allem, was sie erlitten hatte und was sie dennoch nicht davon abgehalten hatte, strahlend, intelligent und stark zu sein. Sie war eine bemerkenswerte Frau – und mit ihrer Bürde deutlich besser zurechtgekommen als er mit seiner.
    Er konnte unmöglich schönreden, was zwischen ihnen geschehen war, sondern musste ihr die Wahrheit sagen. Das war er ihr schuldig.
    Sie musste die Veränderung in seinen Augen bemerkt haben, denn sie griff wieder nach dem Buch, schlug irgendeine Seite auf und legte hochkonzentriert die Stirn in Falten. »Hier sind ein paar sehr interessante Volksmärchen festgehalten … «
    »Talia.« Als sie den Kopf nicht hob, packte Adam das Buch und ließ es auf den Boden fallen. Ihre Handflächen, die jetzt leer waren, zitterten. Er legte seine eigenen Hände in ihre und umfasste sie.
    »Talia, hör mir zu. In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit hätten wir irgendwie zueinanderfinden können. Aber das ist jetzt nicht möglich … ich weiß, dass du das verstehst. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass es so weit kommt. Es tut mir leid … «
    Ihr Kopf zuckte nach oben, ihre Augen blitzten. »Mir tut es nicht leid. Ich bin das Kind des Todes, und dieser Krieg wird uns wahrscheinlich beide das Leben kosten. Ich bereue nicht eine Minute, dass ich mich für das Leben entschieden habe. Ich weiß jetzt, was ich bin, und habe eine ungefähre Vorstellung davon, was ich tun soll. Ich hätte die ganze Zeit über leben können, leben sollen .«
    Er strich mit den Daumen über ihre Handflächen – sie fühlten sich seidig, weich und warm an. Es wäre ganz einfach, seine Hände über ihre glatten Arme gleiten zu lassen, sie auf seinen Schoß zu ziehen und über ihre weiche Haut zu wärmeren Stellen ihres Körpers vorzudringen. Mithilfe von Sex alles zu vergessen. Wenn Custo nicht jeden Augenblick hätte hereinkommen können, hätte er es vielleicht einfach getan.
    Er zwang sich, sie nicht weiter zu streicheln. »Wir haben einen schwierigen Weg vor uns, und ich will dich nicht verwirren.«
    Sie zog ihre Hände zurück. »Behandele mich nicht so von oben herab. Ich bin nicht verwirrt. Was ich zu tun habe, ist nicht sehr schwierig.«
    Talia stand auf und trat an die Fenster über den hellen Lichtern der Stadt.
    »So habe ich das nicht gemeint.« Er folgte ihr und begegnete in der nachtdunklen Scheibe ihrem Blick. Und einfach so waren sie wieder dort, wo sie vor einer Stunde angefangen hatten. Sein Körper erinnerte sich und war gegen seinen Willen erregt.
    »Es ist okay. Ich bin okay. Ich werde tun, was getan werden muss. Ich habe mein ganzes Leben nach einem Grund gesucht, wieso ich anders bin. Jetzt habe ich ihn gefunden. Ich wurde geboren, um den Geisterkrieg zu beenden.« In ihrem Spiegelbild wirkte ihr Gesichtsausdruck beherrscht. Zu beherrscht. Geradezu versteinert.
    Adam ließ den Blick auf den Boden sinken. Wenn er sie weiterhin ansah, würde er etwas tun, das sie beide nur noch mehr verwirren würde.
    Und sie hatte recht. Sie musste etwas tun. Jacob war immer noch dort draußen. Er und derjenige, der ihn erschaffen hatte, mussten sterben.
    Adam hob den Kopf. »Custo wird bald hier sein. Ich muss ein paar Sachen zusammenpacken und die Bestände überprüfen.«
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    Talia beobachtete, wie Adam sich in einen rückwärtigen Raum zurückzog, angeblich, um die Bestände zu prüfen, aber eigentlich wohl eher, um von ihr wegzukommen. Sie empfand die Distanz zwischen ihnen als erleichternd und enttäuschend zugleich. Wenn die Unterhaltung anders verlaufen wäre, und das wäre sie, wenn sie es nur zugelassen hätte, gäbe es jetzt überhaupt keine Distanz zwischen ihnen. Absolut keine. Dass er gegangen war, verursachte ihr körperliche Schmerzen; Magenkrämpfe, die bis in ihr Herz strahlten.
    Es hätte alles anders sein können.
    In einer anderen Welt, zu einer anderen Zeit , hatte er gesagt. Darin bestand genau das Problem. Selbst, wenn sie die nächsten vierundzwanzig Stunden überlebten, stammten sie buchstäblich aus unterschiedlichen Welten. Die

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