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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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wirkte noch irritierter, fuhr dann jedoch fort: »Anstatt dich zurückzuziehen und darauf zu warten, dass der Wolf dich findet, solltest du dich in aller Öffentlichkeit zeigen. Trete in der Gala auf.«
    Sie würde sich das nicht länger anhören. Wollte er ihr wehtun?
    »Tanze. Lass den Wolf nah an dich herankommen«, fuhr er fort. »Locke ihn zurück ins Schattenreich.«
    Sie musste ihn zur Vernunft bringen, sonst würde er nie aufhören. »Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass ich auftrete. Wie soll ich auf die Bühne gehen, solange dieses Monster hinter mir her ist? Was, wenn es jemanden verletzt? Talia hat beinahe ihre Babys verloren. Der Wolf hat Rudy umgebracht .«
    »Das ist nicht deine Schuld. Das konntest du nicht wissen.«
    Er hatte leicht reden und überzeugte sie nicht. Schließlich musste er nicht mit den Folgen klarkommen.
    »Und all die anderen Tänzer, meine Freunde, die Zuschauer! Du kannst nicht wirklich glauben, … “
    Custo schüttelte den Kopf. »Der Wolf will selbst zurück. Deshalb ist er dir nach Segue gefolgt, oder?«
    »Was, wenn er jemanden verletzt, um zu mir zu kommen?« Sie würde es nicht ertragen, wenn noch jemand ihretwegen starb. Nein. Sie blieb bei ihrer Entscheidung. All seine Argumente taten ihr nur noch mehr weh. Wieso konnte Custo nicht einfach den Mund halten und sie küssen? Als er sie geweckt hatte, war er kurz davor gewesen. Wieso nicht jetzt?
    Jetzt, verdammt.
    »Segue wird vor Ort dafür sorgen, dass alle weitestgehend in Sicherheit sind. Du tanzt. Tanze die Vorstellung deines Lebens. Locke ihn mit deinem Talent und deinem Zauber ins Schattenreich. Und lass ihn dann auf der anderen Seite zurück. Ich werde da sein und ihm einen zusätzlichen Schubs geben, damit er dorthin geht, wo er die meiste Kontrolle hat.«
    »Auf der Bühne? Wo dich jeder sehen kann? Das Publikum wird kreischend davonlaufen … «
    »Nicht unbedingt. Die Zwielichtlande sind pure Magie, sie stecken voller Möglichkeiten. Seine Einwohner halten sich von Natur aus an die Dunkelheit und die Illusion. Die Öffentlichkeit der Veranstaltung kommt uns zugute. Das Publikum wird höchstwahrscheinlich nur das sehen, was es sehen will – eine spektakuläre Vorstellung.« Er hob beschwichtigend die Hand. »Aber wenn die Gala ruiniert wird, übernimmt Segue mit einer plausiblen Erklärung die Verantwortung. Dein Ruf wird keinen Schaden nehmen.« Custo seufzte. »Der Wolf wird vermutlich noch nicht einmal auftauchen.«
    Er klang überzeugend. Aber … »Nein. Es ist viel besser, wenn wir dem Wolf eine Art Falle mit mir als Köder stellen und ihn dort töten, wo keine anderen Menschen sind.«
    Custo zog die Brauen zusammen. »Ich dachte, du hättest verstanden.«
    »Was verstanden?« Viel mehr konnte sie nicht ertragen.
    »Annabella«, sagte er und senkte die Stimme. »Der Wolf ist ein Schattenwesen und von Natur aus unsterblich. Man kann ihn nicht töten.«
    Annabellas Herz setzte aus, schlug schnell und unregelmäßig, dann folgte ein heftiger Schlag.
    Custo legte eine Hand auf ihre Schulter. »Abgesehen von Talia bist du unsere einzige Chance, ihn zurückzubringen. Du musst tanzen! Mach den Weg frei, damit wir ihn zurück ins Schattenreich treiben können. Aber wenn du glaubst, dass du das woanders schaffen kannst, bin ich bereit, eine Bühne zu suchen.«
    Um perfekt zu tanzen?
    Nein. Es musste die Giselle sein, und zwar mit dem klassischen Ballettheater. Woanders wäre sie zu sehr abgelenkt; ihr Tanz würde nicht derselbe sein. Aber mit dem Ensemble hinter sich und mit Jasper als Partner war sie vielleicht in der Lage, diesen seltsamen Moment zu erreichen, in dem Musik und Bewegung sich zu Magie verbanden. Alles andere wäre gezwungen, künstlich.
    »Es wäre nicht dasselbe«, erklärte sie seufzend.
    Annabella dachte einen Augenblick nach und ließ die neue Information sacken.
    Sie blickte zu den Gemälden an der Wand. Talias? Hatte sie kurz gesehen, was hinter den Schatten lag und es auf die Leinwand gebracht? Nein. Die Signatur lautete auf eine Kathleen O’Brien.
    »Ihre Mutter«, sagte Custo.
    »Was?«
    »Die Bilder. Talias Mutter hat sie gemalt. Talias Vater kommt von dort.« Custo zögerte. Annabella blickte sich zu ihm um und stellte fest, dass er etwas blasser geworden war. »Aus den Zwielichtlanden.«
    Talia, die Todesfee. Richtig. Annabella hatte auch das mit eigenen Augen gesehen.
    Custo nahm die Hand von ihrer Schulter und steckte eine Haarsträhne hinter ihr Ohr. »Wann musst du also im

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