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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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Theater sein?«
    Durfte sie wirklich tanzen? War es richtig zu tanzen?
    »Und was, wenn dir etwas geschieht?«, fragte sie.
    »Ich bin ein Engel«, erklärte er mit Nachdruck. Er entspannte sich und machte es sich auf dem Bett bequem. »Ich bin bereits tot; er kann mir nicht viel anhaben.« Custo lächelte breit.
    »Ach, richtig«, murmelte Annabella. Ihr Schutzengel sah mit jedem Augenblick weniger engelhaft aus.
    Aber … Sie musste absolut ehrlich sein, nur für den Fall, dass etwas schieflief. »Custo, ich wünsche mir so sehr zu tanzen, dass ich Angst habe, ich würde alles dafür tun. Ich traue mir nicht.«
    »Das musst du aber«, antwortete er und strich mit der Rückseite seiner Hand über ihre Wange. »Ich glaube nicht, dass es funktioniert, wenn du den Tanz nicht mit jeder Faser deines Körpers willst. Wenn du Vorbehalte hast, kommt der Zauber deines Talentes nicht voll zur Geltung.« Er runzelte die Stirn. »Mich interessiert, wieso es vorher noch nie passiert ist. Wie erklärst du dir das?«
    Gute Frage. Das hatte sie sich auch schon gefragt. »Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich mich mehr angestrengt habe als je zuvor.« Ihr gesamtes Leben hatte unter dem Tanzen gelitten – keine Verabredungen mehr, keine Freundinnen, kein Spaß. »Vielleicht, weil ich endlich im Rampenlicht stehe. Ich weiß, das hört sich schlimm an, aber wenn du zur Compagnie gehörst, musst du immer auf andere achten, darfst nie aus der Reihe tanzen – du bist nie frei.« Es hatte Zeiten gegeben, da wollte sie loslassen, höher springen, die Musik auf ihre Weise interpretieren, durfte es aber nicht, durfte ihren Platz nicht verlassen. »Oder vielleicht, weil Giselle ein Gespenst ist. Sie steht aus dem Grab auf, um im dunklen Wald zu tanzen. Das hört sich für mich sehr nach den Zwielichtlanden an.«
    »Vielleicht ist es eine Mischung aus allen drei Punkten. Vielleicht entfaltest du mit dieser Vorstellung dein volles Talent.«
    Ihr ganzes Leben hatte sie von diesem Augenblick geträumt.
    »Die Zeit?«, drängte Custo wieder. »Wann müssen wir los?«
    Okay, sie würde tanzen. Tanzen! Ihre Welt war aus den Fugen geraten und fand nun zurück in ihre Achse. Mochten Wölfe aus Schatten hervorspringen und Engel vom Himmel fallen; wenn sie tanzen konnte, ging es ihr gut. Sie konnte durchatmen, konnte leben. Die Umstände waren alles andere als ideal, aber sie würde das Beste daraus machen.
    Sie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Vier Uhr wäre gut. Ich brauche ein gutes Frühstück. Oder Brunch. Ich sterbe vor Hunger«, fügte sie vorwurfsvoll hinzu. Bei ihrem Stoffwechsel hatte der matschige Schokoriegel nicht lange vorgehalten. »Und wir müssen bei mir zu Hause vorbeifahren, um meine Sachen zu holen.«
    »Gut«, sagte Custo und setzte ein teuflisches Grinsen auf. »Jetzt, wo wir das geklärt haben, kehren wir zu einem anderen Gedanken zurück.«
    Er senkte den Blick zu ihren Lippen und folgte ihrem Vorschlag von vorhin.
    Oh, Junge … Plötzlich wuchs ihre Erregung und in ihrer Mitte loderte heftige Lust auf. Custo.
    Sie hatte erst einen Freund gehabt, und das war lange her. Nie, noch nicht einmal auf dem Höhepunkt ihrer Leidenschaft, hatte sie einen Bruchteil der Lust empfunden, die Custo mit seinem lüsternen Blick in ihr entfachte. Wie konnten ein Engel und die Versuchung ein und dasselbe sein?
    Annabella hielt die Luft an, als Custo sich nach vorn beugte, mit den Lippen ihr Kinn berührte und – während er sich ihrem Mund näherte – flüsterte: »Deine Gedanken sind ein ziemliches Durcheinander, aber die Richtung ist klar. Entscheide dich.«
    Die Vorstellung, wie er auf ihr lag, wie seine Armmuskeln hervortraten, wenn er sich über ihr abstützte, verwandelte das Brennen in einen wundervollen Knoten aus quälendem Verlangen. Sie war glücklich, ihr war feierlich zumute und, ja, sie wollte es. Sie wollte ihn.
    »Die Entscheidung ist gefallen«, flüsterte er und strich mit seinen Lippen über ihren Mund. Die Flamme in ihrer Mitte loderte. Ein köstliches Brennen.
    Voller Leidenschaft küsste Custo sie, und sie versank in lustvollen Gefühlen. Engel, Dämon, egal. Sie wurde beinahe bewusstlos von der sanften Berührung seiner Lippen, der Art, wie er sie umarmte und sie mit seinem heißen Körper eroberte. Custo veränderte seine Haltung, hielt mit der Hand ihren Kopf und mit dem Arm ihren Rücken und zog sie dicht an sich. Ihr sexy Beschützer. Sie spürte seine feste, starke Brust an ihrer. Auf seltsame Weise

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