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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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getan, indem man sie dorthin schickt?«
    Custo blieb nichts anderes übrig als stillschweigend zuzuhören. Mit Gerechtigkeit kannte er sich ohnehin nicht aus.
    »Es gibt keine Gerechtigkeit«, schloss der Schattenmann. »Deshalb will ich einen weiteren Handel machen, diesmal mit der Hölle. Ein einfacher Tausch, wie der, den wir am Himmelstor ausgemacht haben. Dich gegen meine Kathleen.«
    Die Schatten hielten Custo davon ab, unwillentlich zu erschaudern. Sie erreichten den Hinterausgang, der auf die Straße hinausführte. Von innen konnte Custo einen Geisterschrei hören, Schüsse, Kreischen, dazwischen Sirenen.
    Der Schattenmann schlug mit der Hand gegen die Tür und trat hinaus in den Tumult. Als Custo ihm wie angeleint folgte, wehte ihm der üble Gestank von Geistern in die Nase. Über der chaotischen Szenerie schwebten weiße Wolken, die die Lichter der Stadt reflektierten. Verlassene Autos versperrten die Straße. Auf dem Gelände lagen Leichen, sowohl von Menschen als auch von Geistern. Eine Gruppe von Geistern missbrauchte zwei Mitarbeiter aus Segue als menschliche Schutzschilder, während einige andere Geister wie Spinnen an den Mauern der Gebäude hingen und bereit waren zuzuschlagen.
    Adam stand mit blutverschmiertem Gesicht auf der anderen Straßenseite und schwang sein Gewehr herum, um in jenem Moment auf den Schattenmann und Custo zu zielen, in dem sie heraustraten. Die Geister riefen verzagt im Chor und erschauderten vor dem Tod.
    In der Vergangenheit hatte der Schattenmann seine Sense geschwungen und die Geister damit getötet. Seine Aufgabe bestand darin, die Welt der Sterblichen vom Tod freizuhalten – und niemand war so tot wie die unsterblichen Geister. Allein ihr Geruch war Beweis genug. Custo hatte miterlebt, wie die Tochter des Schattenmanns, die Todesfee, ihren Vater mit ihrem Schrei herbeigerufen hatte und er auf dem Gelände des Segue Instituts in West Virginia aufgetaucht war. Damals hatte der Schattenmann wie ein rachsüchtiger Vater gemordet, aber jetzt schien ihm so ziemlich alles egal zu sein.
    Als der Tod die Betonstufen herabstieg, blieb Custo nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
    Adam ließ die Waffe etwas sinken. »Custo?«
    Custo konnte nicht antworten. Adam wusste, was er für Annabella tun musste. Adam wusste immer, was zu tun war.
    »Custo!« wiederholte Adam lauter. Als er wieder keine Antwort erhielt, richtete er seine Aufmerksamkeit auf den Schattenmann. Custo las in Adams Gesicht, dass er begriff.
    »Halt, Schattenmann!« Adam blickte streng zu den Geistern neben sich, die sich vor dem Tod gruselten.
    Der Schattenmann blieb stehen und sah Adam gequält an. »Jeden Augenblick, den ich hier vergeude, muss Kathleen länger in der Hölle leiden.«
    »Ich brauche Custo. Er muss mir beim Kämpfen helfen«, sagte Adam.
    »Ich brauche ihn, um ihn gegen Kathleen einzutauschen«, erwiderte der Tod eisig.
    Adams Blick zuckte zu Custo, doch der wusste, dass Adam in seinem schattenumwobenen Gesicht nichts erkennen konnte.
    »Das tut mir leid für sie. Für dich«, erklärte Adam und sah wieder zurück zum Tod. »Aber ich kann nicht gleichzeitig diesen Krieg führen und Talia beschützen.«
    Custo bemerkte, wie sich ein dürrer weiblicher Geist an der Ecke eines Gebäudes langsam neben Adam auf den Bürgersteig herabließ, ohne dass er ihn sehen konnte.
    »Meine Tochter kann sich selbst schützen«, entgegnete der Schattenmann und zerrte Custo mit sich.
    »Sie kann überhaupt nichts «, schrie Adam ihm hinterher. »Sie ist schwanger. Jedes Mal, wenn sie die Schatten berührt, jedes Mal, wenn sie ihre Stimme einsetzt, riskiert sie ihr Leben und das Leben unserer Zwillinge. Bis sie niederkommt, sind wir belagert.«
    Wieder blieb der Schattenmann stehen; die Schatten der Straße pulsierten um ihn.
    »Was würde Kathleen wollen?«, fragte Adam.
    Der Tod senkte den Kopf.
    »Hat sie nicht ihr Leben gegeben, um Talia in die Welt zu setzen?«
    »Neunundzwanzig Jahre Leiden in der Hölle«, stieß der Schattenmann hervor.
    »Das war ihr Tauschgeschäft«, sagte Adam. »Neunundzwanzig Jahre für ihre Tochter und zwei Enkelkinder. Das war ein guter Handel. Der beste .«
    Adams Augen bekamen einen seltsamen Glanz. »Ich brauche Custo, um Kathleens Erbe zu sichern. Hilf uns, diesen Krieg zu beenden. Dann finden wir viel schneller einen Weg, Kathleen zu befreien.«
    »Du kannst mir nicht helfen, sie zu befreien, Sterblicher«, zischte der Schattenmann. Dann legte er den Kopf in den Nacken und

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