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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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brüllte zum Himmel. Seine Wut ließ die Luft so heftig erbeben, dass die Energiewellen die Fenster der umliegenden Gebäude sprengten.
    Custo spürte, wie sich in ihm etwas zusammenzog, dann bebte die Dunkelheit, die Schattenfäden rissen und ließen von ihm ab. Er fiel auf den Boden und landete mit dem Kopf in den Glasscherben. Durch einen roten Schleier blinzelnd sah Custo, wie der Tod durch die Nacht davonschritt und hinter dem Blaulicht der Polizei verschwand.
    Custo stützte sich mit der Hand auf dem Boden ab. Sein Arm zitterte, als er sich in die Hocke hochschob. Er hob den Kopf und sah, wie der weibliche Geist mit ausgehaktem Kiefer und scharfen, ausgefahrenen Zähnen von hinten auf Adam zustürzte. Custo rang nach Luft und schrie: »Adam!«
    Als eine Reihe Wilis wie weiße Pfeile über die Bühne flog, zog Giselle Prinz Albrecht an den Rand der Lichtung. Myrtha trat aus den Bäumen hervor und hielt zum Gedenken Rosmarinzweige in der Hand. Wie Giselle waren alle Wilis gestorben, nachdem sie von einem Mann betrogen worden waren, der ihnen zuvor seine Liebe versprochen hatte.
    Die Musik unterstrich die Verurteilung, als Myrtha Albrecht in der Sprache des Tanzes verfluchte. Sie deutete auf ihn, du , sie kreiste die Hände über dem Kopf, wirst tanzen , und kreuzte die Handgelenke vor sich, bis zu deinem Tod .
    Giselle eilte nach vorn, stellte sich zwischen ihren Geliebten und die Königin und breitete schützend die Arme aus.
    Es war zu spät. Myrtha kannte kein Mitleid. Die Wilis sammelten sich wieder am Rand der Lichtung und verhielten sich den Liebenden gegenüber kühl und gleichgültig.
    Giselle ging nicht zu ihnen. Wenn Albrecht tanzen musste, dann würde sie mit ihm tanzen. Gemeinsam würden sie die dunkelsten Nachtstunden überstehen, und mit ihrer Liebe würde sie ihn bis zum Morgengrauen tragen.
    Sie tanzte auf Spitzen zur Mitte der Lichtung. Die Musik wurde tiefer, eine traurige Geige übertönte die Gefahr.
    Annabella begann mit einem langsamen Développé zur Seite, dehnte ihre Gespenstergestalt bis an die Grenzen, strich mit der Hand durch die Luft und neigte sich in eine Arabesque. Ihre Bewegungen wirkten mühelos, knochenlos, als ob die Gesetze der Natur für sie nicht mehr galten.
    Einen Augenblick verharrte Annabella und konzentrierte den Blick langsam auf ihre Umgebung. Die Bühne, die zweidimensionalen Bäume, das Publikum, solide Formen, überlagert von einer großen dunklen verzauberten Landschaft, dem Schattenreich.
    Ihr Herz zog sich zusammen, ihre Angst schwächte den Zauber. Aber sie fasste sich wieder, denn sie wusste, dass ein Engel auf sie aufpasste.
    Albrecht stützte sie bei einer sanften Drehung. Hatte die Promenade zuvor eine Herausforderung für ihre Geschicklichkeit und ihr Gleichgewicht dargestellt, fiel ihr die Bewegung jetzt leicht. Sie musste nicht darüber nachdenken oder sich anstrengen, sondern nur ihrem Gefühl nachgeben, dann kam die Magie von ganz allein.
    So könnte es immer sein , sagte seine Stimme in ihrem Kopf.
    Auf einmal fiel ihnen die Kommunikation genauso leicht wie die Bewegungen, die sie immer wieder geübt hatten. Offenbar hatte ihre Verbindung während der Aufführung eine neue Stufe erreicht.
    Es ist ein Traum. Er kann nicht von Dauer sein, sagte sie sich selbst.
    Albrecht hob sie in eine aufsteigende Spirale über seinen Kopf. Die Hebung war eine schwere Übung, bei der sie ihrem Partner absolut vertrauen musste; jetzt flog sie. Die Schwerkraft hatte keinen Einfluss mehr auf sie.
    In den Zwielichtlanden ist alles möglich und vor allem bis in alle Ewigkeit. Lass uns ein bisschen hierbleiben.
    Ja. Es gab einen bestimmten Grund, wieso sie in diesem Dazwischen bleiben musste, aber der Gedanke verblasste immer mehr. Sie brauchte nur zu tanzen, perfekt zu tanzen, und jemand anders – wer? – kümmerte sich um den Rest. Sorgte dafür, dass sie sicher nach Hause kam.
    Sie verbog ihren Körper, um die Magie voll auszuschöpfen. Um zu sehen, wie hoch sie kam. Albrecht war bei ihr, seine Liebkosungen waren nicht mehr ganz bühnengerecht, aber sinnlich, ein Vergnügen, das tiefer ging als die oberflächlichen Berührungen, die sie immer wieder geübt hatten. Die Hitze in ihrem Rücken trieb eine Welle sinnlicher Lust über ihre Haut, die Hitze kam von ihm und erregte sie. Reizte sie.
    Komm zu mir , lockte er stumm. Bleib hier bei mir im Wald.
    Das ist nicht real.
    Wie real es ist, bestimmst du . Seine tiefe, brummende Stimme mischte sich mit dem Rauschen ihres

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