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Zwielichtlande

Zwielichtlande

Titel: Zwielichtlande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Kellison
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wegkönnen«, sagte Custo.
    Sie konnte wohl kaum mit irgendjemandem sprechen, solange er sie derart an sich presste. Und außerdem schienen die alten Damen mehr an Custo als an ihr interessiert zu sein.
    »Hör mich an«, bat Evan, als er sie eingeholt hatte. »Das ist alles, um was ich dich bitte.«
    Custo achtete nicht auf ihn und knurrte in ihr Ohr: »Mit wem musst du noch sprechen?«
    »Ich sollte wahrscheinlich noch einmal mit Herrn Venroy reden … « Annabellas Antwort verhallte. Sie glaubte nicht, dass Custo ihr noch zuhörte. Oder nach dem großen bösen Wolf Ausschau hielt. Custo starrte mit harter Miene auf eine leere Wand.
    »Ich muss mir das nicht anhören«, sagte Custo. Er zerrte sie weiter und ließ seinen Vater mit offenem Mund und entschuldigender Geste stehen.
    Was immer Evan in der Vergangenheit getan hatte, es tat ihm offensichtlich sehr leid.
    Custo akzeptierte das nicht. Er pflügte durch die Menge zur Tür und zog sie hinter sich her.
    Custo hatte gesagt, dass sie für eine Stunde auf den Empfang gehen müsse. Sie hatte sich geschworen, es auf zwei zu bringen. Und jetzt verließen sie die Veranstaltung kaum zwanzig Minuten, nachdem sie gekommen waren, weil Custo von dort floh. Die Ironie war überwältigend, aber angesichts des gegenwärtigen Dramas traute sie sich nicht, das laut auszusprechen. Aber später. Ganz bestimmt.
    Als Custo im Fahrstuhl den Fahrer nicht anrufen konnte, weil er kein Netz bekam, biss Annabella sich auf die Lippen. In der Lobby erreichte er schließlich jemand, fluchte und schleifte sie mit sich aus dem Gebäude an den Straßenrand, um ein Taxi anzuhalten. »Es ist mir egal, dass du gedacht hast, wir würden länger bleiben«, zischte er in sein Telefon. »Ich hätte dich jetzt hier gebraucht. Du darfst deinen Posten keinen Moment verlassen.«
    Zahlreiche Taxen fuhren die Straße herunter, aber keins hielt auf Custos Winken hin.
    Hinter ihnen öffnete sich die Tür des Gebäudes. Custos Vater kam heraus. Hartnäckigkeit lag offenbar in der Familie.
    »Ich hatte unrecht«, erklärte Evan. »Auch damals wusste ich, dass ich unrecht hatte.« Aus seinen Worten sprach die Last von Jahrzehnten, einen so großen Schmerz hinterließ nur ein großer Verlust.
    Custo wandte das Gesicht ab und hielt weiterhin den Arm nach oben. »Das ist mir egal. Lass mich in Ruhe.«
    »Nein. Ich habe dich viel zu lange in Ruhe gelassen, und du bist gestorben.« Das letzte Wort riss ein Loch in ihr Herz. »Oder zumindest dachte ich das. Wenn ich dich jetzt gehen lasse, werde ich dich nie mehr wiedersehen. Das weiß ich.«
    »Diese Entscheidung hast du bereits vor langer Zeit getroffen.«
    Endlich erbarmte sich ein Taxi. Custo riss die Tür auf, bevor der Wagen überhaupt richtig gehalten hatte.
    Er stieß sie heftig in den Sitz, obwohl sie durchaus wusste, dass sie schnell einsteigen sollte. Es roch schwach nach Urin und Zigarettenrauch. Sie rutschte durch, um Custo Platz zu machen, und lehnte sich zu ihm herüber, als er nicht gleich einstieg.
    »Lass sie ja in Ruhe«, sagte Custo.
    »Unsere Familie hat das Ballett seit seiner Gründung gefördert. Ich werde jetzt nicht damit aufhören. Damit musst du dich abfinden. Mit mir.«
    »Lass mich los«, knurrte Custo auf eine Art, die sie zusammenzucken ließ. Er riss sich los, landete abrupt im Taxi und schlug die Tür zu.
    Durch das Fenster war nur Evans dunkler Anzug zu sehen.
    »Fahren Sie!«, schrie Custo dem Fahrer zu, der erst warten musste, bis er eine Lücke im fließenden Verkehr fand.
    Annabella war froh, dass Evan sich zurückhielt. In den zwei Tagen, die sie Custo kannte, hatte sie ihn geschlagen, verzweifelt und wütend erlebt, aber nicht … aufgelöst. Beinahe verrückt. Wie war es möglich, dass dieser starke Mann sich allen möglichen Monstern stellte, aber nicht dem eigenen Vater?
    Der Wagen scherte unter Hupen aus und fädelte sich in den Strom ein, der sich auf die Ampel zubewegte.
    »Wohin?«, fragte der Fahrer.
    Custo antwortete nicht, sondern starrte abwesend auf den Türgriff. Seine Schultern und seine Brust hoben und senkten sich, während er tief und unregelmäßig atmete. Seine Haut, die normalerweise einen hellen Goldton hatte, war gerötet.
    Annabella schob sich vor. »Mhh … « Sie hatte keine Ahnung, wo Segue lag, und ihre Wohnung kam eindeutig nicht infrage. Dorthin wollte sie nie mehr zurückkehren. Der Wolf würde sie irgendwann überall finden, wieso also nicht …
    »Zu einem Hotel«, sagte sie. Das verschaffte

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