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Zwienacht (German Edition)

Zwienacht (German Edition)

Titel: Zwienacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimon Weber
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Schaum.
    „Nur eines ist nicht belanglos“, fuhr er mit gepresster Stimme fort, als könnte er sich nur noch mit Mühe davon abhalten, ihren Schädel wie eine überreife Tomate zwischen seinen kräftigen Fingern zu zerquetschen. „Sie haben mir Jahre gestohlen. Jahre, durch die ich mit den Impfungen in Verzug geraten bin. Sie nennen es Forensik. Ich nenne es Klapsmühle. Und das ist der letzte Ort, an den ich gehöre.“
    Er ließ sie los und schaute auf seine Armbanduhr. „Wie viel Zeit haben wir eigentlich noch?“
    Maria schnappte nach Luft, bekam einen heftigen Hustenanfall, stieß sich zuerst am rechten und dann am linken Nagel blutig.
    „Ich hätte das alles hier noch gern sehr viel länger ausgekostet.“ Der Mann deutete mit dem Kopf beiläufig in jene Richtung, in der sich ein Haufen Müll oder irgendetwas anderes, unter einer Plane wölbte. „Aber das Stück Scheiße da vorn hat alles kaputt gemacht.“

Ins Dunkel

    Den Aufstieg in seine Wohnung musste er im Dunkeln schaffen. Die Batterien der Taschenlampe waren endgültig am Ende.
    Einmal war er an einer Sprosse abgerutscht und hatte sich den Rücken der rechten Hand verletzt. Er biss die Zähne zusammen und kletterte stoisch weiter. Er durfte keinen Gedanken daran verschwenden, in welch gefährlicher Situation er sich gerade befand. Es waren noch ein paar Meter und doch kam ihm der Aufstieg ohne Licht um ein Vielfaches länger vor als der Abstieg. Er atmete erleichtert auf, als er endlich den Lichtschein sah, der aus seiner Küche in den Gang fiel.
    Krüger, sagte sich Richard, während er seine blutende Hand in der Spüle unter fließendes Wasser hielt. Eigentlich spricht alles für Krüger.
    Je länger er darüber nachdachte, deutete alles auf den Sammler von Stichwaffen.
    Hatte sein Nachbar Sandow nicht sogar die Vermutung geäußert, dass der Alte möglicherweise die eigene Frau um die Ecke gebracht hatte? Ganz zu schweigen von seinem aggressiven und vor allem bewaffneten Auftritt nach Münzbergs Drohbrief.
    Vielleicht hatte Krüger in der Fabrik Spuren hinterlassen. Er würde der Sache auf den Grund gehen. Richard sah es als einen notwendigen Prozess zur Selbstheilung an. So bizarr die Umstände auch waren, er fühlte sich so tatkräftig wie seit langem nicht mehr. Geradezu aufgeputscht.
    Da er keine Ersatzbatterien für die Taschenlampe hatte, steckte er sich ein Einwegfeuerzeug ein. Das musste reichen. Er hatte keine Lust, seine Spurensuche auch nur um eine Stunde aufzuschieben. Vielleicht gab es in der verlassenen Fabrik, genau wie in dem Haus, noch eine funktionierende Stromversorgung.
    Als er in den Flur trat, kam ihm aus der gegenüberliegenden Wohnung eine ältere Frau entgegen.
    „Hallo, Sie!“, rief die Frau und winkte ihm zu.
    Richard war der Frau mit der schlecht sitzenden Lockenperücke schon einige Male begegnet. Er nahm an, dass es Münzbergs Mutter war. Sie putzte seinem Nachbarn die Wohnung und schleppte prall gefüllte Tüten mit Lebensmitteln heran. Offensichtlich besaß sie einen Schlüssel für Münzbergs Wohnung.
    Er fragte sich, was sie wohl von dem seltsamen Hobby ihres Sohnes – dem Sammeln von Nachrichten, um eine weltweite Verschwörung aufzudecken – hielt.
    „Wissen Sie, wo mein Junge ist?“, fragte sie. Sie machte einen ziemlich aufgebrachten Eindruck.
    „Keine Ahnung, tut mir leid.“ Er hatte es eilig und wollte weitergehen, aber die Frau hielt ihn am Ärmel fest.
    „Er ist sonst immer da, wenn er weiß, dass ich komme.“
    „Vielleicht ist er in die Stadt gegangen“, sagte Richard, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Die Frau schnaufte. Für Richard hörte es sich abfällig an. „Wie denn! Seine Simson steht doch vor der Tür.“
    „Nun, wenn ich ihn sehe, werde ich ihm sagen, dass Sie ihn suchen.“
    Die Frau ließ ihn los. „Ja, tun Sie das.“
    Richard war schon auf der dritten Stufe, als sie ihm nachrief: „Jan hat mir am Telefon gesagt, dass er Sie sehr nett findet.“
    Als er das Haus verließ, stellte er beiläufig fest, dass Münzbergs altes Moped tatsächlich an der Außenwand lehnte. Das war ihm vorher gar nicht aufgefallen.
    Er sah auf die Armbanduhr. Es war 16.35 Uhr. Richard dachte an das Rendezvous mit Maria. Er freute sich darauf, aber das hier hatte Vorrang und mit Sicherheit konnte er die Durchsuchung der Fabrik rechtzeitig zu Ende bringen.
    Richard blickte zu Krügers Wohnung empor. Hinter der Gardine glaubte er eine Bewegung auszumachen, aber er konnte sich auch getäuscht haben,

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