Zwilling verzweifelt gesucht
nicht.
„ Darf ich Sie mal was fragen? “
Meine Mutter sieht auf. „ Was denn? “
„ Wie hießen Sie, bevor Sie geheiratet haben? “
Mama starrt sie an. „ Grewe. So heiße ich doch immer noch. Ich habe meinen Namen behalten, das müsstest du doch wissen. “
„ Stimmt. “ Alisia kritzelt konzentriert. Dann will sie wissen, warum meine Mutter ihren Namen behalten hat und warum mein Vater nicht ihren Namen angenommen hat und was sie jungen Frauen, die heute heiraten wollen, empfehlen würde.
„ Das muss jeder selbst wissen “ , sagt Mama. „ Es soll Leute geben, die mit Nachnamen Schweinebraten heißen, oder Leichenberg. So einen Namen würde ich dann doch lieber nicht behalten. “
„ Und wie finden Sie Doppelnamen? “ , bohrt Alisia weiter.
Ich werde unruhig. Was soll das? Wir wollen doch gar nichts von meiner Mutter wissen, sondern von Frau Rabusch.
„ Ich hole schon mal Moppel “ , sage ich.
Moppel ist momentan im Haus. Er liegt in seinem Körbchen und spitzt jedes Mal die Ohren, wenn Mops im Garten kläfft. Mein Handy meldet eine SMS. Ich sehe nach, sie ist von Mara.
„ Tut mir leid “ , steht da nur.
Na toll. Ich stecke das Handy wieder ein.
Als ich Moppel an der Leine habe, ist auch Alisia bereit. „ Ich habe nur mal geübt “ , erklärt sie. „ Außerdem sieht es besser aus, wenn wir schon einen ausgefüllten Zettel haben. “ Sie sieht mich auffordernd an. „ Los! “
Ich nicke. Manchmal frage ich mich, wie Alisia es schafft, immer so direkt auf die Dinge zuzugehen, die sie haben möchte. Oder warum ich eher schüchtern bin und das nicht tue.
Ich trage Moppel durch den Garten. Mops springt an mir hoch und versucht, Moppel in eine Pfote zu beißen. Moppel keift von oben auf ihn hinunter.
„ Das ist ja grässlich “ , sagt Alisa. „ Bleibt das jetzt so? Vertragen die sich nie wieder? “
Ich schüttle den Kopf, schlage das Gartentor hinter uns zu und setze Moppel auf den Boden. Er zieht sofort los in Richtung Frau Rabuschs Haus.
Als wir klingeln, geht die Haustür wieder fast sofort auf. Frau Rabusch hat uns bestimmt beobachtet. Moppel springt an ihr hoch, sie drückt ihn an sich. Ich habe so ein komisches Gefühl im Hals, wenn ich die beiden ansehe.
„ Guten Tag “ , sagt Alisia sehr förmlich. „ Wir machen eine Umfrage für die Schule. “
Vielleicht hätte sie mich reden lassen sollen. Ich bin mit Frau Rabusch immerhin ein bisschen befreundet.
Frau Rabusch starrt Alisia an. „ Eine Umfrage? Worüber? “
Alisia leiert ihre Rede über Nachnamen und Mädchennamen herunter. Frau Rabusch runzelt die Stirn.
„ Für mich war die Sache klar “ , sagt sie nur. „ Ich habe früher Meier geheißen. Mit e-i. Langweiliger geht es nicht. “
Ich werfe Alisia einen erschrockenen Blick zu. Meier! Ausgerechnet! Es gibt bestimmt eine halbe Million Meiers auf der Welt! Da finden wir die Brüder nie im Leben.
„ Und dazu “ , fährt Frau Rabusch fort, „ haben unsere Eltern uns die absonderlichsten Vornamen gegeben. Wusstet ihr eigentlich, dass ich Nothburga heiße? Nothburga Meier hieß ich vor unserer Hochzeit. “
Alisia prustet heraus. Ich versuche, nicht zu lachen, denn ich möchte Frau Rabusch nicht beleidigen. Die mustert Alisia einen Moment lang mit gerunzelter Stirn, dann lächelt sie.
„ Du hast recht. Es ist ein schrecklicher Name. Ich nenne mich deswegen ja auch Burgi. “
„ Und ihre Brüder? “ , frage ich. „ Wie heißen die? “
Frau Rabusch holt tief Luft: „ Traugott Meier, Wunnibald Meier, Dankmar Meier, Edelrich Meier, Lebrecht Meier und Neidhard Meier “ , zählt sie auf. „ Meine Eltern hatten eine Vorliebe für die urdeutschen Namen. “ Sie seufzt.
Ich reiße Alisia den Stift aus der Hand und schreibe alle Namen auf den unteren Rand des Umfragebogens. Frau Rabusch runzelt die Stirn.
„ Wofür braucht ihr die? “
„ Na ja “ , stottere ich. „ Es kann ja sein, dass wir danach gefragt werden. “
„ Es sind außergewöhnliche Namen “ , ergänzt Alisia. „ Außergewöhnliche Sachen schreiben wir immer auf, nicht wahr? “
Ich nicke.
„ Müsst ihr sonst noch etwas wissen? “
„ Können Sie noch mal auf Moppel aufpassen? Es klappt nicht mehr mit Mops und ihm. Die beiden streiten sich ständig. “
„ Lass ihn ruhig eine Weile hier “ , sagt Frau Rabusch schnell. „ Ich bringe ihn heute Abend nach Hause. “
„ Ich kann ihn holen … “
„ Ich bringe ihn. Denkst du denn, ich habe Angst vor eurem Vorgarten? “
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