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Zwilling verzweifelt gesucht

Zwilling verzweifelt gesucht

Titel: Zwilling verzweifelt gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Obrecht
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sitzt neben Frau Rabusch, hat genauso wie sie eine Tasse in der Hand, mit der er nichts weiter unternimmt. Seine langen Haare fallen ihm über die Schultern. Er hat ein blasses, dickliches Gesicht, ein paar Pickel, einen hellen, ungepflegten Schnurrbart, und trägt als Einziger kein Jackett, sondern ein lappiges, mit einem Totenkopf bedrucktes T-Shirt über seinen Jeans.
    Frau Rabusch sieht mich an. „ Das ist Jochen “ , sagt sie leise. „ Mein Junge. “
    Der Langhaarige stellt die Tasse jetzt doch ab und reicht mir über den Tisch hinweg so ungeschickt die Hand, dass er fast die Kaffeekanne umwirft.
    „ Das ist Ihr Sohn? “ , platzt Alisia heraus.
    Ich habe ihr natürlich erzählt, dass Frau Rabuschs Sohn einen hohen Posten in einer wichtigen Firma hat. Jochen senkt den Blick.
    „ Er hat sich nie getraut, mir die Wahrheit zu sagen “ , erklärt Frau Rabusch. „ Er hat keine Arbeit mehr. Er hat sogar eine Weile auf der Straße gelebt. “
    Jochen senkt den Blick noch weiter.
    „ Ja, der Junge war ganz schön fertig, als wir ihn aufgegabelt haben “ , erklärt der bärtige Wolfsbruder fröhlich. „ Aber wir haben ihn wieder auf die Beine gestellt, was? “ Er sieht sich in der Runde um.
    Einer der Brillenbrüder befördert ein Riesenstück Bienenstich auf Jochens Teller.
    „ Iss, Junge. “
    Innerhalb weniger Minuten sind wir alle mit dem Kuchen beschäftigt. Selbst Frau Rabusch hat ein Stück abbekommen. Offenbar haben die Wolfsbrüder über die Jahrzehnte dazugelernt und lassen jetzt anderen etwas übrig.
    Dann ziehen Alisia und ich uns zurück. Schweigend gehen wir nebeneinander her auf unser Haus zu. Ich weiß nicht, ob ich mich bei ihr entschuldigen muss. Habe ich etwas Schlimmes gemacht?
    „ Meinst du, Frau Rabusch freut sich überhaupt? “ , fragt Alisia.
    „ Ich denke schon. “ Ich überlege. „ Na ja, besonders fröhlich hat sie nicht gewirkt. Sie kann das vielleicht nicht so zeigen. Oder sie war einfach zu überrumpelt. “
    „ Ich finde, die Wolfsbrüder sehen gar nicht so übel aus. Eher wie freundliche Hunde. “
    Alisia wendet sich noch einmal um, aber von außen kann man natürlich nicht erkennen, was drinnen vor sich geht.
    „ Aber grau wie Wölfe sind sie. Sogar ihre Autos sind grau. “
    Wir kichern, obwohl das kein besonders guter Witz war, und dann rennen wir bis zu unserem Hauseingang.
    Im Flur empfängt uns mein Vater, der sich ein rot kariertes Geschirrtuch über den Kopf gehängt hat und ein weißes Bettlaken trägt. Er hebt beide Hände in die Höhe.
    „ Ich sage euch, ein Wunder ist geschehen. “
    Ich sehe, dass Alisia einen Schritt zurückweicht. Sie kennt meine Familie schon lange, aber ist dennoch nicht auf alles gefasst. Im Gegensatz zu mir. Ich verstehe sofort, was los ist.
    „ Die Araber haben den Krawallator gekauft “ , stelle ich fest.
    „ So ist es, beim Barte meiner Großmutter “ , singt mein Vater, nimmt das Geschirrtuch ab und hängt es mir über den Kopf. Es ist noch sehr feucht.
    „ Ich wette, Ihre Araber tragen ganz normale Anzüge und Krawatten “ , erklärt Alisia, die immer streng gegen Vorurteile vorgeht.
    „ Du hast sicher recht. “ Papa nimmt das Geschirrtuch wieder und wischt sich damit über die Stirn. „ Aber auch Erwachsene dürfen ab und zu albern sein. “
    „ Sind wir denn jetzt wenigstens reich? “ , frage ich hoffnungsvoll.
    „ Na ja “ , sagt Papa. „ Wir werden sehen. “
    Das klingt schon weniger gut.
    „ Ich muss das Ding noch ein bisschen umbauen “ , erläutert Papa. „ Es muss unter schwierigen Bedingungen funktionieren. Anderes Klima. Sand vielleicht. Und dann muss ich noch herausfinden, welche Art von Musik die Kinder in Dubai nicht ertragen. “
    „ Du schaffst das “ , sage ich zuversichtlich. „ Wir sollten vielleicht hinfahren und uns alles ansehen. “
    „ Vielleicht. “ Papa seufzt. „ Leider habe ich Angst vorm Fliegen. Er wedelt mit dem Geschirrtuch ein paar Fliegen weg. „ Vor Fliegen habe ich keine Angst, nur vor dem Fliegen “ , stellt er dabei fest. „ Komisch. “
    Dann wendet er sich Alisia zu. „ Wir grillen heute Abend. Ein kleines Fest. Du bleibst doch hier? “
    „ Ich muss meine Mutter anrufen “ , erklärt Alisia. „ Aber ich denke schon, dass das geht. “

    „ Willst du sonst noch jemanden einladen? “ Papa wendet sich mir zu.
    „ Frau Rabusch “ , erkläre ich. „ Und ihre sechs Wolfsbrüder. Wenn die noch da sind. “
    „ Und ihren Sohn “ , betont Alisia. „ Diesen

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