Zwischen den Gezeiten
sah zu, wie sie schweigend hantierte. »Verbrennen Sie sich nicht.«
Inga befeuchtete die Finger, streckte sich und lockerte die heiÃe Glühbirne in der Fassung, drehte sie heraus und lieà sie in ihre Tasche gleiten. Ihre Finger lösten tastend den SchraubverschluÃ, sie schob den Schirm durch die Ãffnung, fixierte ihn, die Glühbirne flackerte erst, dann war wieder Licht. Sie sprang vom Stuhl, vermied seinen Blick, gemeinsam betrachteten sie den behaglichen Kegel, den die Lampe auf den Tisch warf. Der Bastschirm zeichnete Splitter aus Licht an die Decke.
»Was machen Sie hier drauÃen?« fragte Inga, als das Schweigen zu lange wurde.
»Dort müssen irgendwo Gläser sein.« Er schwenkte den Rollstuhl.
»Lieutenant Hayden â« Inga rührte sich nicht. »Ich bin Civilian Employee, meine Familie ist auf mein Gehalt angewiesen. Sagen Sie mir, was hier veranstaltet wird.«
»Ein Spiel«, antwortete er mit dunkler Stimme. »Wir tun nichts Verbotenes.«
»Warum hier drauÃen? Wo sind wir?« Das Trittbrett des Rollstuhls berührte ihre Wade.
»In der Wetterstation.« Unbeschwert zeigte er in die Runde. »Einer ehemaligen Wetterstation. Auf dem Flugfeld finden nicht mehr genügend Landungen statt, darum kommt die Vorhersage jetzt von der Küste.« Sachte, als wollte er sie wiegen, nahm er Ingas Hand. »Ich habe Sie eingeladen â Sie sind gekommen. Tut es Ihnen jetzt leid?«
Sie entzog ihm die Hand und trat ans Regal, dort fand sie fünf hohe Gläser. »Die sind staubig.«
»Hier drauÃen gibt es leider kein Wasser.«
Inga bückte sich, nahm eine Ecke der Decke und wischte die Gläser sauber; schmunzelnd beobachtete er, wie sie eins nach dem andern auf den Tisch stellte. Er schob sein Haar hinters Ohr, es hätte geschnitten gehört. Im Moment, als Inga das letzte Glas ins Licht hielt, hörten beide das Geräusch. Der Leutnant rollte zum Ausgang und löschte die Lampe. Ãngstlich und neugierig trat Inga hinter ihn â es war ein Wagen, er kam rasch näher, sie fuhren ohne Licht.
»Die Flaschen stehen drauÃen im Fenster«, sagte er.
Sie schlüpfte ins Freie, ihre Hand glitt die Holzwand entlang, ertastete zwei Flaschen auf dem Fensterbord. Das Auto schwenkte auf sandigem Boden, der Motor ging aus, sachte wurden Türen geöffnet. Die Ankommenden redeten gedämpft. Inga zählte drei Silhouetten, sie kamen näher, bemerkten die junge Frau in der Finsternis nicht und traten ohne BegrüÃung ein. In jeder Hand eine Flasche, schaute Inga übers Rollfeld zurück â wie ein vertrautes Dorf lag das Lager da. In diesem Moment hätte sie gehen können, über die Startbahn zurück ins Büro, sie würde abschlieÃen, sich beim Diensthabenden ins Buch eintragen und der Wache eine gute Nacht wünschen. In anderthalb Stunden wäre sie daheim.
»Inga«, hörte sie die Stimme des Leutnants, klemmte eine Flasche unter den Arm, ging hinein und schloà die Tür. Er machte Licht.
Drei Männer in Zivil, ein Ãlterer, korpulent, trug eine Brille, die anderen beiden mochten so alt wie der Leutnant sein. Knappe BegrüÃung, kein Händeschütteln, jeder stand abwartend auf seinem Fleck.
»Da haben Sie ja eine schlimme Bruchbude ausgesucht, Hayden«, sagte der Brillenträger in schleppendem Englisch.
»MuÃte improvisieren, Sir.« Der Leutnant zeigte auf sein bedecktes Bein.
Der andere straffte sich, unterm Stoff spannte sein Bauch. »Hoffentlich sind Sie bald wieder auf dem Damm.« Für einen Engländer war sein Haarschnitt zu kantig, er muÃte an einen deutschen Friseur geraten sein.
»Und wenn heute ein Flieger runterkommt?« fragte einer der anderen; das gestutzte Bärtchen und sein Haar hatten unterschiedliche Farben.
»Nachts ausgeschlossen«, schüttelte der Leutnant den Kopf. »Wir haben kein Landungsfeuer.« Er lächelte. »Aber was zu trinken haben wir da.«
»Was soll sie hier?« Der dritte Besucher musterte Inga. Hohe Stirn, zurückgekämmte Frisur, er sprach mit flüsternder Stimme. Kein Engländer, doch sie konnte seinen Akzent nicht einordnen.
»Inga kümmert sich um unser Wohlergehen.« Der Leutnant breitete die Arme aus. »Warum nehmen wir nicht Platz? Die Nacht vergeht.«
»Deutsch?« fragte der Brillenträger mit gesenkter Stimme.
»Deutsch
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