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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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es in Wirklichkeit die Toilette war. Babar hatte keine Probleme damit, aus einer Toilettenschüssel zu trinken, aber ich hatte in dieser Hinsicht etwas höhere Ansprüche.
    Spätestens in ein oder zwei Stunden würde die Sache zum Problem werden. Ich nahm mir vor, demnächst Hickory oder Dickory danach zu fragen.

    Sie waren nicht bei mir, weil ich nach dem Start darum gebeten hatte, sofort zu meiner Kabine geführt zu werden. Außerdem wollte ich in der nächsten Stunde nicht gestört werden, da ich mich anschließend mit dem Regierungsmitglied treffen wollte. Ich glaube, damit verpatzte ich irgendeinen offizellen Empfang durch die Besatzung des Obin-Transportschiffs (das mit typisch langweiliger Obin-Effizienz die Bezeichnung Obin Transporter 8532 trug), aber davon ließ ich mich nicht beirren.
    Letztlich bewirkte ich auf diese Weise genau das, was ich im Augenblick vermitteln wollte, denn ich hatte entschieden, ein bisschen schwierig zu sein. Indem ich ein bisschen schwierig war, wurde es, wie ich hoffte, etwas einfacher für mich, das zu tun, was ich als Nächstes tun musste. Nämlich zu versuchen, Roanoke zu retten.
    Mein Vater hatte einen Plan, bei dem ich ihm helfen wollte. Aber ich hatte auch einen eigenen Plan entwickelt. Dazu musste ich nur etwas zurückfordern.
    Und zwar etwas richtig, richtig Großes .
    Nun ja , sagte mein Gehirn. Wenn es doch nicht funktioniert, kannst du diesen Regierungstypen wenigstens fragen, wo man hier pinkeln kann. Ja, das wäre doch mal was!
    Es klopfte an der Tür zu meiner Kabine, dann glitt sie auf. Die Tür hatte kein Schloss, weil die Obin, wenn sie unter sich waren, nicht viel mit dem Begriff der Privatsphäre anfangen konnten (deshalb gab es auch keine Klingel oder etwas in der Art). Drei Obin betraten den Raum: Hickory und Dickory und ein dritter Obin, der mir unbekannt war.
    »Willkommen, Zoë«, sagte er (eigentlich es , aber ich finde, dass man es mit solchen sprachlichen Feinheiten nicht übertreiben
sollte). »Wir heißen dich zum Beginn deines Aufenthalts bei den Obin willkommen.«
    »Danke«, sagte ich. »Bist du das Regierungsmitglied?«
    »Richtig. Mein Name ist Dock.«
    Ich gab mir größte Mühe, nicht zu grinsen, scheiterte jedoch auf ganzer Linie. »Dock? Habe ich dich richtig verstanden?«
    »Ja«, sagte er.
    »Wie im Kinderreim ›Hickory, Dickory, Dock‹?«
    »Exakt.«
    »Ein erstaunlicher Zufall«, sagte ich, nachdem ich meine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle hatte.
    »Es ist keineswegs ein Zufall. Als du Hickory und Dickory ihre Namen gegeben hast, erfuhren wir von diesem Kinderreim. Wenn wir Obin uns Namen für uns aussuchen, bedienen wir uns meistens aus diesem Gedicht.«
    »Ich wusste, dass es noch weitere Hickorys und Dickorys gibt. Heißt das, es gibt auch noch andere Obin mit dem Namen ›Dock‹?«
    »Ja«, bestätigte Dock.
    »Auch ›Mouse‹ und ›Clock‹?«, fragte ich.
    »Ja«, bestätigte Dock.
    »Und was ist mit ›Ran‹, ›Up‹ und ›The‹?«
    »Jedes Wort in diesem Kinderreim wurde als Name populär.«
    »Ich hoffe, die entsprechenden Obin wissen, dass sie sich nach dem englischen bestimmten Artikel benannt haben.«
    »Wir sind uns der Bedeutungen der Worte sehr wohl bewusst«, sagte Dock. »Das Einzige, was zählt, ist die Verbindung zu dir. Du hast diese beiden Obin ›Hickory‹ und
›Dickory‹ genannt. Alles Weitere hat sich aus dieser Entscheidung ergeben.«
    Schlagartig wurde mir klar, dass sich ein komplettes Volk furchterregender Aliens alberne Namen gegeben hatte, weil ich vor mehr als zehn Jahren auf die Idee gekommen war, zwei von ihnen nach einem Kinderreim zu benennen, ohne weiter darüber nachzudenken. Ich versuchte mir die kosmopolitischen Konsequenzen einer Geschichte vorzustellen, in der eine Maus zu einer tickenden Uhr läuft und erschrocken wegrennt, als die volle Stunde schlägt. Dock hatte mich erneut daran erinnert, dass sich die Obin, die erst seit kurzem über Bewusstsein verfügten, so sehr mit mir identifizierten, so sehr auf mich geprägt waren, selbst während meiner Kindheit, dass ein banaler Reim plötzlich eine unvorstellbare kulturelle Tragweite erlangt hatte. Ich riss mich zusammen und rief mir mein eigentliches Anliegen ins Gedächtnis.
    Fordere etwas zurück.
    Mein Magen verkrampfte sich, doch ich achtete nicht darauf.
    »Hickory«, sagte ich. »Zeichnet ihr beiden dieses Gespräch auf?«
    »Ja«, sagte Hickory.
    »Hör bitte für einen Moment damit auf«, sagte ich. »Dock, zeichnest du

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