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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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»Hier ist es einfach wunderbar!«
    Mit gespieltem Misstrauen blickte ich zu ihr hinüber. »Wer bist du? Und was hast du mit Savitri Guntupalli gemacht?«
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Savitri verdutzt.
    »Die Savitri, die ich kannte, war sarkastisch und bissig. Du dagegen bist überschwänglich wie ein Schulmädchen. Also kannst du nicht Savitri sein. Du bist irgendein böses Alien, das Menschengestalt angenommen hat, und ich hasse dich.«
    »Einspruch«, sagte Savitri. »Du bist ein Schulmädchen, und du reagierst nie überschwänglich. Ich kenne dich seit Jahren und kann mich nicht erinnern, jemals die Gefühlsregung des Überschwangs bei dir erlebt zu haben. Du bist praktisch überschwangfrei.«
    »Na gut, dann bist du eben noch überschwänglicher als ein Schulmädchen«, sagte ich. »Was es noch viel schlimmer macht. Ich hoffe, du bist glücklich.«
    »Das bin ich«, sagte Savitri. »Freut mich, dass es dir aufgefallen ist.«
    »Hmmpf«, machte ich, verdrehte die Augen, um die Wirkung zu verstärken, und hängte mich mit frischer Missgelauntheit an das Geländer.
    In Wirklichkeit ärgerte ich mich kein bisschen über Savitri.
Sie hatte einen richtig guten Grund, aufgeregt zu sein, denn sie hatte ihr ganzes bisheriges Leben auf Huckleberry verbracht, und nun war sie endlich ganz woanders: in der Phoenix-Station, der Raumstation, dem größten Einzelobjekt überhaupt, das je von Menschen erbaut worden war. Sie schwebte über Phoenix, dem Hauptplaneten der Kolonialen Union. Seit ich sie kannte - und das war, seit sie in Neu-Goa als Assistentin meines Vaters gearbeitet hatte -, war sie als Klugscheißerin aufgetreten, was einer der Gründe war, warum ich sie bewunderte und zu ihr aufschaute. Schließlich brauchte man gerade als Teenager überzeugende Rollenvorbilder.
    Doch nachdem wir von Huckleberry gestartet waren, hatte ihre Begeisterung, dass sie endlich mehr vom Universum zu sehen bekam, sie völlig überwältigt. Sie konnte sich für jedes Detail begeistern und war sogar früher aufgestanden, um zu beobachten, wie die Magellan , das Schiff, das uns nach Roanoke bringen würde, an der Phoenix-Station andockte. Ich freute mich für sie, dass sie sich für alles Mögliche begeistern konnte, und nahm sie deswegen bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Schippe. Ja, eines Tages würde der Moment der Rache kommen - von Savitri hatte ich sehr viel gelernt, was die hohe Kunst der Klugscheißerei betraf, aber längst nicht alles, was sie darüber wusste -, doch bis dahin wollte ich die Situation gnadenlos für mich ausnutzen.
    Die Phoenix-Station ist riesig, sie ist betriebsam, aber wenn man dort keinen Job zu erledigen hatte - oder wenn man wie Savitri vom Arsch des Universums kommt -, ist dort überhaupt nichts los . Sie ist beileibe kein Vergnügungspark, sie ist lediglich eine langweilige Anhäufung von Büros, Docks und militärischen Abteilungen, die sich auf engstem Raum
drängen. Wäre nicht der Umstand gewesen, dass man sich den Tod holte, wenn man nach draußen gehen und frische Luft schnappen wollte - weil es draußen eben keine frische Luft, sondern nur Vakuum, nichts, luftleeren Raum gab -, hätte es auch irgendein großes, graues, todlangweiliges Verwaltungsgebäude sein können, wo Menschen hingingen, um große, graue, todlangweilige bürokratische Dinge zu erledigen. Die Raumstation war nicht dazu gedacht, Spaß zu haben, oder wenigstens nicht die Art von Spaß, an der ich Spaß hatte. Ich hätte höchstens irgendein Antragsformular einreichen können. Das wäre der ultimative Kick gewesen.
    Savitri war nicht nur übermäßig aufgeregt, weil sie nicht mehr auf Huckleberry war, sondern sie war obendrein von John und Jane wie ein Hund durch die Gegend gescheucht worden. Die drei hatten seit unserer Ankunft in der Phoenix-Station fast ihre gesamte Zeit damit verbracht, sich auf Roanoke vorzubereiten, sich mit den Kolonisten vertraut zu machen und die Beladung der Magellan mit Vorräten und Ausrüstung zu überwachen. Das war für mich nichts Neues, aber damit blieb nicht mehr viel übrig, was ich hätte tun können - und kaum jemand, mit dem ich es hätte tun können. Nicht einmal mit Hickory, Dickory oder Babar hätte ich viel tun können. Vater hatte den beiden Obin gesagt, dass sie sich zurückhalten sollten, solange wir uns in der Phoenix-Station aufhielten, und Hunden war es gar nicht erlaubt, in der Station herumzurennen. Wir mussten Papiertücher auslegen, damit Babar sein

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