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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Weile schweigend an. »Versteh mich nicht falsch, aber irgendwie habe ich im Moment etwas Angst vor dir bekommen.«
    Darüber musste ich lächeln. »Bitte nicht«, sagte ich und nahm seine Hand, was ihn zu überraschen schien. »Ich möchte, dass wir Freunde werden.«
    Auf Enzos Gesicht lief ein interessanter Film ab: Freude, weil ich seine Hand genommen hatte, und dann Besorgnis, weil er, wenn er zu viel Freude zeigte, damit rechnen musste, gewürfelt zu werden. Es war einfach süß. Er war einfach süß!
    Wie aufs Stichwort trat Hickory von einem Bein aufs andere.
    Ich seufzte. »Ich muss mit Hickory und Dickory reden«, sagte ich zu Enzo. »Würdest du mich einen Augenblick entschuldigen?«
    »Klar«, sagte Enzo und ließ meine Hand los.
    »Sehen wir uns später?«

    »Ich hoffe es.« Dann hatte er plötzlich diesen Blick, als hätte sein Gehirn ihm gesagt, dass er zu viel Enthusiasmus an den Tag legte. Halt die Klappe, blödes Gehirn. Enthusiasmus ist gut . Er wich zurück und entfernte sich. Ich blickte ihm noch einen Moment lang nach.
    Dann wandte ich mich Hickory und Dickory zu. »Ich hoffe, ihr habt einen guten Grund.«
    »Wer war das?«, wollte Hickory wissen.
    »Das war Enzo. Aber das habe ich euch ja schon gesagt. Er ist ein Junge. Außerdem ein sehr netter.«
    »Verfolgt er unlautere Interessen?«
    »Wie bitte?«, sagte ich leicht fassungslos. » Unlautere Interessen ? Ist das dein Ernst? Nein. Ich kenne ihn erst seit etwa zwanzig Minuten. Das wäre selbst für einen Teenager höchst ungestüm.«
    »Wir haben etwas anderes gehört«, sagte Hickory.
    »Von wem?«
    »Von Major Perry«, antwortete Hickory. »Er hat gesagt, dass er selber ein ungestümer Teenager war.«
    »O Gott«, sagte ich. »Danke für die Offenbarung, dass mein Vater einst ein hormongetriebener Jugendlicher war. Das ist genau die Art von traumatischer Erkenntnis, die man nur mit einer langen Therapie verarbeiten kann.«
    »Du hast uns schon öfter gebeten, männliche Jugendliche von dir fernzuhalten«, sagte Hickory.
    »Das waren Sonderfälle«, sagte ich. Und so war es. Kurz bevor wir Huckleberry verließen, waren meine Eltern auf einem Erkundungsflug nach Roanoke gewesen, und ich hatte die vorsichtige Erlaubnis erhalten, für meine Freunde eine Abschiedsparty zu geben. Dann war Anil Rameesh auf die
Idee gekommen, sich in mein Schlafzimmer zu schleichen, sich nackt auszuziehen und mir, nachdem ich bemerkt hatte, was geschah, mitzuteilen, dass er mir seine Jungfräulichkeit als Abschiedsgeschenk darbringen wollte. Na gut, so hat er es nicht formuliert, er hat es sogar vermieden, das Thema »Jungfräulichkeit« überhaupt anzusprechen.
    Nichtsdestotrotz war es ein Geschenk, das ich auf keinen Fall annehmen wollte, auch wenn es bereits ausgepackt war. Also bat ich Hickory und Dickory, ihn nach draußen zu begleiten. Anils Reaktion bestand darin, zu schreien, aus meinem Schlafzimmerfenster und vom Dach zu springen und nackt nach Hause zu rennen. Was ein Bild für die Götter war. Am nächsten Tag ließ ich ihm seine Kleidung frei Haus liefern.
    Armer Anil. Dabei war er gar kein schlechter Mensch. Nur jemand, der sich falsche Hoffnungen gemacht hatte.
    »Ich werde euch wissen lassen, wenn Enzo irgendwelche Probleme macht«, sagte ich. »Bis dahin lasst ihr ihn in Ruhe.«
    »Wie du wünschst«, sagte Hickory. Aber ich sah, dass er nicht völlig damit zufrieden war.
    »Worüber wolltet ihr mit mir reden?«, fragte ich daraufhin. »Wir haben eine Nachricht von der Regierung der Obin an dich«, sagte Hickory. »Eine Einladung.«
    »Was für eine Einladung?«
    »Eine Einladung, unsere Heimatwelt und unsere Kolonialplaneten zu besuchen. Du bist alt genug, um ohne Begleitung reisen zu können, und alle Obin kennen dich zwar seit deiner frühesten Jugend dank unserer Aufzeichnungen, aber sie hegen den innigen Wunsch, dich persönlich kennenzulernen. Unsere Regierung bittet dich, diese Einladung anzunehmen.«
    »Wann?«
    »Unverzüglich«, sagte Hickory.
    Ich sah beide Obin abwechselnd an. »Ihr wollt, dass ich es jetzt tue? In weniger als zwei Stunden fliegen wir nach Roanoke.«
    »Wir haben die Einladung eben erst erhalten«, sagte Hickory. »Unmittelbar nach Empfang haben wir uns bemüht, dich ausfindig zu machen.«
    »Und die Sache lässt sich nicht aufschieben?«
    »Unsere Regierung möchte dich einladen, bevor du die Reise nach Roanoke antrittst«, sagte Hickory. »Wenn du dich auf Roanake eingerichtet hast, könntest du Bedenken haben, für so

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