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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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mit so einer Ausrede kommt«, empörte sich Gretchen und musterte den Jungen kritisch.
    »Was ist mit deinem Glauben an das Gute im Menschen passiert?«, fragte ich.
    »Den verliere ich gerade.«
    »Genauso wie deinen Nachtisch.«
    »Lasst mich raten«, sagte Gretchen und umfasste mit einer vagen Handbewegung die Gruppe der Jungen, die vor ihr standen. »Ihr kommt alle vom gleichen Planeten.« Dann drehte sie sich zur anderen Gruppe um. »Und ihr kommt alle von einem anderen Planeten.« Die Jungs scharrten verlegen mit den Füßen. Offenbar hatte sie den Nagel auf den Kopf getroffen. »Also fällt euch nichts Besseres ein, als euch zu prügeln, einfach nur, weil ihr bisher woanders gewohnt habt.«

    »Weil es klug ist, so etwas mit Leuten zu machen, neben denen man den Rest seines Lebens wohnen wird«, sagte ich.
    »Ich kann mich nicht erinnern, in den Ratschlägen für neue Kolonisten davon gelesen zu haben«, sagte Gretchen.
    »Wirklich seltsam«, sagte ich.
    »Das ist es«, bestätigte Gretchen und verstummte.
    Das Schweigen hielt mehrere Sekunden lang an.
    »Und nun?«, sagte Gretchen schließlich.
    »Was?«, sagte Magdy. Offenbar war es sein Lieblingswort.
    »Wollt ihr euch jetzt prügeln oder nicht?«, sagte Gretchen. »Wenn ich schon meine Wette verlieren soll, bringen wir es lieber möglichst schnell hinter uns.«
    »Sie hat Recht«, sagte ich. »Es ist kurz vor Mittag. Der Nachtisch ruft.«
    »Also beeilt euch oder lasst es bleiben«, sagte Gretchen und trat zurück.
    Den Jungs wurde plötzlich klar, dass der Hintergrund ihres Streits schlicht auf die Frage reduziert worden war, ob irgendein Mädchen nach der Hauptmahlzeit eine Puddingschale auslöffeln durfte oder nicht. Daraufhin zerstreuten sie sich. Beide Gruppen entfernten sich in entgegengesetzte Richtungen. Der einzige vernünftige Junge warf mir noch einen Blick zu, bevor er mit seinen Freunden davonging.
    » Das hat Spaß gemacht!«, sagte Gretchen.
    »Ja, aber du wirst schon bald neuen Spaß haben, wenn sie beschließen, es wieder zu tun«, gab ich zu bedenken. »Wir können nicht jedes Mal mit der Nachtischwette anrücken. Außerdem kommen die Kolonisten von zehn verschiedenen Planeten. Das sind einhundert potenzielle pubertäre Prügelkonstellationen.«

    »Die Kolonisten von Kyoto sind Koloniale Mennoniten«, sagte Gretchen. »Und die sind Pazifisten. Also gibt es nur einundachtzig potenzielle pubertäre Prügelkonstellationen.«
    »Und wir beide sind nur zu zweit «, sagte ich. »Das ist ein ganz schlechtes Zahlenverhältnis. Woher weißt du überhaupt von diesen Kyoto-Kolonisten?«
    »Als mein Vater noch davon ausging, dass er die Kolonie leiten würde, musste ich alle Berichte über die Kolonisten und ihre Heimatwelten lesen. Er sagte, dass ich als seine Adjutantin über alles informiert sein sollte. Denn wie du dir denken kannst, wollte ich genau das sowieso schon die ganze Zeit machen.«
    »Die Hausaufgaben haben sich gelohnt«, sagte ich.
    Gretchen zog ihren PDA hervor, der plötzlich summte, und blickte auf den kleinen Bildschirm. »Wenn man vom Teufel spricht«, sagte sie und zeigte mir das Display. »Papi ruft mich an.«
    »Dann spiel mal eine Runde Adju-Tante«, sagte ich.
    Gretchen verdrehte die Augen. »Danke, du mich auch. Wollen wir gemeinsam den Abflug mitverfolgen? Danach könnten wir zum Mittagessen gehen. Bis dahin wirst du deine Wette verloren haben. Dann kriege ich deinen Nachtisch.«
    »Wenn du meinen Nachtisch auch nur anrührst, wirst du unzählige verschiedene schreckliche Todesarten erleben«, sagte ich.
    Gretchen lachte und ging.
    Dann zog ich meinen PDA aus der Tasche, um zu sehen, ob ich Nachrichten von meinen Eltern bekommen hatte. Da war eine von Jane, die mir mitteilte, dass Hickory und Dickory mich wegen irgendwas suchten. Die beiden wussten, dass ich
an Bord war, also wussten sie auch, wie sie mich über PDA erreichen konnten. Schließlich hatte ich ihn immer dabei. Ich überlegte, ob ich sie anrufen sollte, dachte mir dann aber, dass sie mich früher oder später sowieso finden würden. Ich steckte den PDA wieder ein, und als ich aufblickte, stand der vernünftige Junge vor mir.
    »Hallo«, sagte er.
    »Äh«, lautete meine schlagfertige Erwiderung.
    »Tut mir leid, ich wollte mich nicht so an dich anschleichen.«
    »Schon gut«, sagte ich ein klein wenig irritiert.
    Er streckte mir die Hand entgegen. »Ich heiße Enzo. Und du bist Zoë, wie ich vermute.«
    »Richtig«, sagte ich und schüttelte seine

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