Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
Vom Netzwerk:
bin, wenn die Entscheidung in zwei Stunden gefällt werden muss? Das ist sehr optimistisch gedacht.«
    »Für unsere Regierung ist es sehr wichtig«, sagte Dickory, was mich sehr überraschte. Dickory sagte fast nie etwas, außer wenn er in den Stereogruß einstimmte. Allein die Tatsache, dass Dickory sich zu Wort meldete, sprach Bände.
    »Das habe ich verstanden«, sagte ich. »Aber trotzdem kommt es viel zu plötzlich. Ich kann jetzt keine solche Entscheidung treffen. Es geht einfach nicht. Bitte sagt eurer Regierung, dass ich mich von dieser Einladung geehrt fühle und eines Tages sehr gern die Obin-Welten besuchen würde. Wirklich. Aber nicht unter diesen Umständen. Jetzt will ich nach Roanoke.«
    Hickory und Dickory schwiegen eine Weile. »Wenn Major Perry und Lieutenant Sagan von der Einladung erfahren und einverstanden wären, würdest du dich vielleicht überzeugen lassen«, sagte Hickory schließlich.
    Ganz schön hartnäckig, die beiden. »Was soll das denn schon wieder heißen? Zuerst wollt ihr mich überzeugen, damit sie vielleicht zustimmen, und nun versucht ihr es andersherum? Du hast mich gefragt, Hickory, und meine Antwort lautet nein. Wenn du glaubst, ich würde meine Meinung
ändern, wenn ihr mit meinen Eltern redet, habt ihr nicht verstanden, wie menschliche Teenager ticken, und ihr habt erst recht nicht verstanden, wie ich ticke. Selbst wenn sie ja sagen würden - was sie niemals tun werden, glaubt mir, weil sie mich vorher fragen würden, was ich von der Idee halte -, selbst dann würde ich ihnen dasselbe sagen, was ich euch gesagt habe. Und das habe ich euch schon gesagt.«
    Wieder Schweigen. Ich beobachtete die beiden sehr genau und suchte nach dem Zittern oder Zucken, das bei ihnen meistens mit emotionaler Erschöpfung einherging. Doch sie waren völlig ruhig. »Nun gut«, sagte Hickory. »Wir werden unsere Regierung von deiner Entscheidung in Kenntnis setzen.«
    »Sagt auch, dass ich zu einem anderen Zeitpunkt noch einmal darüber nachdenken würde. Vielleicht in einem Jahr.« Bis dahin konnte ich Gretchen möglicherweise als Begleitung gewinnen. Und Enzo. Wenn sich daraus echte Freundschaften entwickelt hatten.
    »Das werden wir tun«, sagte Hickory. Dann neigten er und Dickory leicht die Köpfe und zogen sich zurück.
    Ich blickte mich um. Einige Leute im Aufenthaltsbereich beobachteten, wie Hickory und Dickory gingen, die anderen sahen mich mit merkwürdigen Blicken an. Wahrscheinlich hatten sie noch nie zuvor ein Mädchen gesehen, das sich Aliens als Haustiere hielt.
    Ich seufzte. Ich zog meinen PDA hervor, um Gretchen anzurufen, aber dann zögerte ich, ihre Nummer aufzurufen. Denn ich wollte zwar im Großen und Ganzen nicht allein sein, aber im Moment brauchte ich etwas Zeit für mich. Irgendwas ging vor sich, und ich musste herausfinden, was es war. Auf jeden Fall machte es mich nervös.

    Ich steckte den PDA wieder ein, dachte über das nach, was Hickory und Dickory mir soeben erzählt hatten, und machte mir Sorgen.

10
    Nach dem Essen an diesem Abend waren zwei Nachrichten auf meinem PDA. Die erste kam von Gretchen. »Dieser Magdy-Typ hat mich aufgespürt und will ein Date mit mir«, hatte sie geschrieben. »Ich glaube, er mag Mädchen, die es schaffen, ihn zusammenzustauchen. Ich habe ja gesagt. Weil er irgendwie süß ist. Warte nicht auf mich.« Darüber musste ich lächeln. Die zweite war von Enzo, dem es irgendwie gelungen war, die Nummer meines PDA herauszufinden. Ich hatte den vagen Verdacht, dass Gretchen vielleicht etwas damit zu tun hatte. Die Botschaft war betitelt »Ein Gedicht für das Mädchen, das ich soeben kennenlernen durfte, genauer gesagt, ein Haiku, dessen Titel nun ironischerweise erheblich länger geworden ist als das Gedicht selbst«. Es ging so:
    Ihr Name ist Zoë
Ein Lächeln wie eine Sommerbrise
Bitte lass mich nicht würfeln
    Darüber musste ich laut lachen. Babar blickte zu mir auf und klopfte hoffnungsvoll mit dem Schwanz. Vermutlich nahm er an, dass die gute Laune für ihn mehr zu fressen bedeutete. Ich gab ihm eine übrig gebliebene Scheibe Schinken. Also schien er die Lage völlig richtig eingeschätzt zu haben. Kluger Babar.
Nachdem die Magellan von der Phoenix-Station abgeflogen war, erfuhren die Leiter der Kolonie von der Beinahe-Schlägerei im Gemeinschaftsraum, weil ich ihnen beim Abendessen davon erzählte. John und Jane warfen sich so etwas wie einen vielsagenden Blick zu und wechselten dann das Thema. Ich vermutete, sie wurden nicht zum

Weitere Kostenlose Bücher