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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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Moment lang an, dann stapfte er in die Dunkelheit davon, in Richtung Dorf. Enzo bedachte mich mit einem seltsamen Blick und folgte dann seinem Freund.
    »Wunderbar«, sagte ich und hielt mir die Schläfen. Die Kopfschmerzen schlugen jetzt mit voller Wucht zu.
    »Wir sollten ins Dorf zurückkehren«, sagte Hickory zu mir.
    » Findest du?« Ich stand auf und marschierte davon, weg von
ihm und Dickory, zurück zum Dorf. Gretchen, die plötzlich mit meinen zwei Leibwächtern allein war, hatte mich bald wieder eingeholt.

    »Ich will, dass John und Jane kein Wort von dem erfahren, was heute Nacht passiert ist«, sagte ich zu Hickory, als ich mit ihm und Dickory auf dem Gemeinschaftsplatz des Dorfes stand. Zu dieser Stunde hielten sich dort nur noch wenige Leute auf, die schnell das Weite suchten, als die beiden Obin auftauchten. Zwei Wochen waren zu wenig Zeit für die Kolonisten gewesen, sich an sie zu gewöhnen. So hatten wir den Platz ganz für uns allein.
    »Wie du wünschst«, sagte Hickory.
    »Danke.« Ich wandte mich ab und wollte zum Zelt gehen, in dem ich mit meinen Eltern wohnte.
    »Du hättest nicht im Wald sein sollen«, sagte Hickory.
    Ich blieb wie angewurzelt stehen und drehte mich wieder zu ihm um. »Wie bitte?«
    »Du hättest nicht im Wald sein sollen«, wiederholte Hickory. »Nicht ohne unseren Schutz.«
    »Wir haben uns selber geschützt«, sagte ich, während ein Teil meines Gehirns nicht glauben wollte, dass mir diese Worte tatsächlich über die Lippen gekommen waren.
    »Euer Schutz war eine Waffe, die jemand bei sich führte, der gar nicht damit umgehen kann«, sagte Hickory. »Die Kugel, die er abfeuerte, schlug knapp dreißig Zentimeter von ihm entfernt in den Boden. Er hätte sich fast in den Fuß geschossen. Ich habe ihn entwaffnet, weil er sich selbst in Gefahr brachte, nicht mich.«

    »Das werde ich ihm auf jeden Fall unter die Nase reiben«, sagte ich. »Aber das spielt letztlich gar keine Rolle. Ich brauche eure Erlaubnis nicht, wenn ich entscheide, etwas zu tun. Ihr beiden seid nicht meine Eltern. Und in eurem Vertrag steht nicht, dass ihr mir Befehle erteilen dürft.«
    »Es steht dir frei, nach eigenem Ermessen zu handeln«, sagte Hickory. »Aber du bist ein unnötiges Risiko eingegangen, als du dich in den Wald gewagt und uns nicht über dein Vorhaben informiert hast.«
    »Was euch nicht davon abgehalten hat, mir zu folgen.« Es klang wie eine Anschuldigung, und so war es auch gemeint.
    »Richtig«, sagte Hickory.
    »Tut das nie wieder! Ich weiß, dass euch der Begriff ›Privatsphäre‹ fremd ist, aber manchmal möchte ich euch einfach nicht in meiner Nähe haben. Versteht ihr das? Du …« - ich zeigte auf Dickory - »… hättest meinem Freund heute Nacht beinahe die Kehle aufgeschlitzt. Ich weiß, dass ihr ihn nicht mögt, aber das geht dann doch etwas zu weit.«
    »Dickory hätte Enzo niemals wirklich verletzt«, sagte Hickory.
    »Aber das weiß Enzo nicht«, erwiderte ich und wandte mich wieder an Dickory. »Und was wäre gewesen, wenn er es geschafft hätte, sich gegen dich zu wehren? Du hättest ihn vielleicht verletzen müssen, um ihn daran zu hindern. Diese Art von Schutz brauche ich nicht. Und ich will sie auch nicht haben.«
    Hickory und Dickory standen schweigend da und ließen meinen Zorn auf sich herabregnen. Nach einigen Sekunden wurde es mir langweilig. »Und?«

    »Du kamst aus dem Wald gelaufen, als wir auf dich stie ßen«, sagte Hickory.
    »Ach wirklich? Wir dachten, dass wir von etwas gejagt werden. Etwas hat die Fantchen aufgeschreckt, die wir beobachtet haben, und Enzo meinte, es könnte vielleicht ein Raubtier gewesen sein. Zum Glück war es falscher Alarm. Wir wurden nicht verfolgt, weil es uns eingeholt hätte, als ihr beiden euch aus dem Nichts auf uns gestürzt habt und uns allen eine Heidenangst eingejagt habt.«
    »Nein«, sagte Hickory.
    »Nein? Ihr habt uns keine Heidenangst eingejagt? Tut mir leid, aber das kann ich besser beurteilen.«
    »Nein«, wiederholte Hickory. »Ihr wurdet verfolgt.«
    »Was soll das heißen? Da war nichts hinter uns.«
    »Sie waren in den Bäumen«, sagte Hickory. »Sie haben euch von oben beobachtet. Und sie waren euch ein Stück voraus. Wir hörten sie, bevor wir euch hörten.«
    Ich spürte, wie meine Knie schwach wurden. »Sie?«
    »Deshalb haben wir uns auf dich konzentriert, als wir euch erreicht hatten«, sagte Hickory. »Um dich zu beschützen.«
    »Was waren das für Wesen?«
    »Das wissen wir nicht«, sagte Hickory.

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