Zwischen den Sternen
Fantchen ansehen.« Er machte sich auf den Weg zum Wald und richtete dabei seine Taschenlampe auf das Gras (beziehungsweise die grasähnliche Bodenvegetation). Ich leuchtete Gretchen an. Sie verdrehte vor Verzweiflung die Augen und lief hinter Magdy her. Wenig später folgten auch Enzo und ich.
Man nehme einen Elefanten. Dann macht man ihn etwas kleiner. Man nimmt die Ohren weg, verkürzt den Rüssel und spaltet ihn am Ende in mehrere Tentakel auf. Man streckt die Beine, bis es fast unmöglich erscheint, dass sie sein eigenes Körpergewicht tragen können. Man gibt ihm vier Augen. Und dann macht man noch ein paar andere seltsame Dinge mit dem Körper, bis das Ganze eigentlich nicht mehr wie ein Elefant aussieht, aber verglichen mit allem anderen, was man kennt, noch am ehesten einem Elefanten ähnelt.
Das Ergebnis ist ein Fantchen.
In den zwei Wochen, die wir im Dorf eingesperrt waren und auf das Signal gewartet hatten, mit der eigentlichen Kolonisierung beginnen zu können, waren die Fantchen mehrere Male gesichtet worden, entweder in den Wäldern in der Nähe
des Dorfes oder flüchtig auf der Lichtung zwischen dem Dorf und dem Wald. Wenn Fantchen gesichtet wurden, stürmten jedes Mal sämtliche Kinder des Dorfes wie die Verrückten zum Eingangstor des Dorfes (eine Lücke in der Containerwand, die nachts geschlossen wurde), um die Wesen zu begaffen und ihnen zuzuwinken. Wenig später folgte die Welle der etwas gelassener wirkenden Jugendlichen, weil natürlich auch wir sie sehen, aber nicht allzu neugierig und aufgeregt erscheinen wollten, weil das vor unseren neuen Freunden unsere Glaubwürdigkeit in Frage gestellt hätte.
Magdy hatte sich jedenfalls nie anmerken lassen, dass ihn die Fantchen überhaupt interessierten. Er hatte sich immer von Gretchen zum Tor mitzerren lassen, wenn eine Herde vorbeikam, aber dann redete er die meiste Zeit mit den anderen Jungs, die ebenfalls den Eindruck zu erwecken versuchten, sie wären nur mitgeschleift worden. Was bewies, dass selbst die am lässigsten auftretenden Jungs immer noch ein bisschen Kinder waren.
Es wurde darüber diskutiert, ob die Fantchen, die wir sahen, zu einer Herde gehörten, die in dieser Gegend lebte, oder ob wir verschiedene Herden gesehen hatten, die im Zuge ihrer Wanderungen hier vorbeigekommen waren. Ich hatte keine Ahnung, welche Theorie die richtige war. Schließlich hielten wir uns erst seit wenigen Wochen auf diesem Planeten auf. Und aus der Ferne sahen alle Fantchen so ziemlich gleich aus.
Und aus der Nähe stanken sie furchtbar, wie wir bald herausfanden.
»Riecht denn alles auf diesem Planeten nach Misthaufen?«, flüsterte Gretchen mir zu, als wir zu den Fantchen aufblickten. Sie schwankten leicht vor und zurück, während sie im Stehen
schliefen. Als wollte es ihre Frage beantworten, entließ das Fantchen, das unserem Versteck am nächsten war, einen monumentalen Furz. Wir wären fast erstickt, aber wir konnten uns nicht entscheiden, ob am Gestank oder am unterdrückten Gelächter.
»Pssst!«, machte Enzo. Er und Magdy kauerten hinter einem hohen Busch ein paar Meter von uns entfernt, kurz vor der Lichtung, wo die Fantchenherde entschieden hatte, die Nacht zu verbringen. Es waren etwa ein Dutzend Tiere, die alle unter den Sternen von Roanoke schliefen und furzten. Enzo schien diese Stippvisite nicht allzu viel Spaß zu machen. Ich glaube, er befürchtete, wir könnten die Fantchen versehentlich wecken.
Ein solcher Fall wäre durchaus Anlass zu großer Sorge gewesen, denn die Beine der Fantchen sahen aus der Ferne zwar spindeldürr aus, aber aus der Nähe betrachtet wurde einem klar, dass sie jeden von uns ohne besondere Schwierigkeiten zertrampelt hätten. Und es war ein gutes Dutzend Fantchen, das sich hier versammelt hatte. Wenn wir sie weckten und sie in Panik gerieten, war es durchaus im Bereich des Möglichen, dass wir als Hackfleisch endeten.
Vermutlich war er auch etwas sauer wegen der Bemerkung mit der »Fummelzeit«. Magdy hatte auf seine übliche, wenig charmante Art gegen Enzo gestichelt, seit er und ich offiziell ein Pärchen waren. Die Schärfe seiner Spitzen war davon abhängig, wie es jeweils um die Beziehung zwischen ihm und Gretchen stand. Meiner Einschätzung nach hielt Gretchen ihn zurzeit etwas auf Abstand. Ich hatte schon überlegt, ob ich vielleicht ein Flussdiagramm erstellen musste, um zu verstehen, wie die beiden miteinander zurechtkamen.
Ein anderes Fantchen erleichterte sich von einer Blähung mit
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