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Zwischen den Sternen

Titel: Zwischen den Sternen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Scalzi
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»Wir hatten nicht genug Zeit, sie uns genauer anzusehen. Und wir vermuten, dass der Schuss, den dein Freund abgegeben hat, sie verschreckt hat.«
    »Also haben diese Wesen uns vielleicht gar nicht gejagt«, sagte ich. »Es hätte auch etwas ganz anderes dahinterstecken können.«
    »Vielleicht«, sagte Hickory auf seine typisch bemüht neutrale Art, wenn er mir nicht widersprechen wollte. »Wer oder
was sie auch immer waren, sie sind die ganze Zeit in der Nähe eurer Gruppe geblieben.«
    »Jungs, ich bin müde«, sagte ich, weil ich nicht mehr über diese Sache nachdenken wollte, denn wenn ich weiter darüber nachgedacht hätte - über die Vorstellung, dass uns ein Rudel irgendwelcher Wesen in den Bäumen gefolgt war -, hätte ich möglicherweise mitten auf dem Gemeinschaftsplatz einen Zusammenbruch erlitten. »Können wir dieses Gespräch morgen fortsetzen?«
    »Wie du wünschst, Zoë«, sagte Hickory.
    »Vielen Dank«, sagte ich und schlurfte in Richtung meiner Pritsche los. »Und vergesst nicht, was ich euch über die Schweigepflicht gegenüber meinen Eltern gesagt habe.«
    »Wir werden nichts verraten«, versprach Hickory.
    »Und vergesst nicht, was ich euch über die Freiheit meines Handelns gesagt habe.« Darauf entgegneten sie nichts. Erschöpft winkte ich ihnen zum Abschied und ging schlafen.

    Am nächsten Morgen fand ich Enzo vor seinem Familienzelt, wo er ein Buch las.
    »Toll, ein richtiges Buch!«, sagte ich. »Wen musstest du dafür töten?«
    »Das habe ich mir von einem Mennonitenjungen geborgt«, sagte er und zeigte mir den Buchrücken. » Huckleberry Finn . Hast du schon davon gehört?«
    »Du fragst ein Mädchen vom Planeten Huckleberry, ob es schon einmal von Huckleberry Finn gehört hat?« Ich hoffte, dass mein fassungsloser Tonfall belustigt klang.
    Anscheinend nicht.

    »Tut mir leid«, sagte er. »Daran hatte ich nicht gedacht.« Er klappte das Buch wieder auf, um weiterzulesen.
    »Du«, sagte ich. »Ich wollte mich bei dir bedanken. Für das, was du gestern Nacht für mich getan hast.«
    Enzo blickte mich über das Buch hinweg an. »Gestern Nacht habe ich gar nichts getan.«
    »Du bist hinter Gretchen und mir geblieben. Du hast dich zwischen uns und die Gefahr gestellt. Ich habe es bemerkt und wollte dir dafür danken.«
    Enzo zuckte mit den Schultern. »Nicht dass uns tatsächlich irgendetwas gefolgt wäre.«
    Ich überlegte, ob ich ihm erzählen sollte, was ich von Hickory erfahren hatte, doch dann beschloss ich, es für mich zu behalten.
    »Und als dann etwas aus dem Unterholz sprang, war es vor mir. Also war ich eigentlich gar keine Hilfe.«
    »Ja, deswegen wollte ich mich noch bei dir entschuldigen«, sagte ich. »Wegen der Sache mit Dickory.« Ich wusste gar nicht genau, wie ich es ausdrücken sollte. Ein Entschuldigung, dass mein Bodyguard dir beinahe den Kopf abgesäbelt hätte wäre wohl nicht so gut angekommen.
    »Mach dir deswegen keine Sorgen«, sagte Enzo.
    »Aber ich mache mir deswegen Sorgen.«
    »Tu es nicht. Dein Bodyguard hat nur seine Arbeit getan.« Für einen kurzen Moment sah es so aus, als wollte Enzo noch etwas sagen, aber dann legte er den Kopf schief, als wartete er darauf, dass ich das Thema abschloss, damit er endlich sein Buch weiterlesen konnte.
    Plötzlich fiel mir ein, dass Enzo mir seit unserer Landung auf Roanoke kein Gedicht mehr geschrieben hatte.

    »Also gut«, sagte ich matt. »Wahrscheinlich sehen wir uns dann etwas später.«
    »Gute Idee«, sagte Enzo, winkte mir freundlich zu und widmete sich wieder den Abenteuern von Huck Finn. Also ging ich zu meinem Zelt zurück, in dem ich Babar fand. Ich ging zu ihm und drückte ihn an mich.
    »Du darfst mich beglückwünschen, Babar«, sagte ich. »Wie es aussieht, habe ich gerade den ersten Streit mit meinem Freund überstanden.«
    Babar leckte mir das Gesicht ab. Danach fühlte ich mich etwas besser. Aber nicht viel.

14
    »Nein, du bist immer noch zu tief«, sagte ich zu Gretchen. »Es müsste ein oder zwei Noten höher sein. Etwa so.« Ich sang den Part, den sie singen sollte.
    »Das habe ich doch gesungen!«, sagte Gretchen.
    »Nein, du hast es tiefer gesungen.«
    »Dann bist du auf der falschen Note. Denn ich singe dieselbe Note wie du. Sing sie noch mal.«
    Ich räusperte mich und sang die Note, die sie singen sollte. Sie traf genau denselben Ton. Ich hörte auf zu singen und hörte, was Gretchen sang. Sie klang wieder zu tief.
    »Falsch«, sagte ich.
    »Habe ich dir doch gesagt«, erwiderte

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