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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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schüchtern…«
    »Wer?«
    »Na Arno«, holt Nati mich endgültig wieder in die grausame Realität zurück.
    »Ach so«, sage ich und seufze resignierend.
    »Wer denn sonst?«, will sie sofort wissen. Dieses Biest.
    »Keine Ahnung«, murmle ich leise. »Aber sag mal, wer hat eigentlich die Blumen gemacht?«
     
     
     

Cool Water -Modell
     
    Ben
     
     
    »Ben? Bist du das?« Daniels Stimme klingt fragend.
    »Ja, bin hier unten.«
    »Hey!« Er schiebt sich durch die halb offene Tür ins Zimmer hinter dem Verkaufsraum.
    »Hey«, entgegne ich und sehe kurz von meiner Arbeit auf. Ich sitze auf dem langen Bindetisch, neben mir einen Bund Rosen, der von Anfang der Woche übrig ist. Es sind meine Cool Water , die ich wegen ihrer außergewöhnlichen Farbe irgendwo zwischen Altrosa und Lavendel unbedingt haben musste, aber ich hätte wohl wissen müssen, dass deutsche Mädchen dafür noch immer zu wenig experimentierfreudig sind. Die wenigsten haben Mut zur Extravaganz. Daniel hat es mir gleich gesagt. Sie wollen rote Rosen. Oder weiße. Vielleicht auch cremefarbene oder champagner, je nachdem, welche Farbe das Kleid hat. Dazu jede Menge Schleierkraut. Zum Glück sind wenigstens Wasserfallsträuße nur noch auf dem Land im Trend. Vor ein paar Jahren war es der Horror für mich. Ich hasse Wasserfallsträuße. Das ist floristische Körperverletzung. Noch schlimmer sind nur welche mit Glitzerspray.
    Jetzt sind meine Rosen ein wenig zu offen, um sie noch zu verkaufen, die ersten der äußeren Blütenblätter werden schon dunkel. Und bevor sie entsorgt werden, kann ich sie heute auch noch zu einem Strauß binden und ihn fürs Kundenalbum fotografieren. Falls irgendwann in diesem Leben dann doch noch mal ein Mädchen mit Geld und Geschmack hier auftaucht.
    »Konntest es nicht lassen, was?« Daniel lacht.
    »Nein«, gebe ich ein bisschen zerknirscht zu und grinse schuldbewusst.
    »Sehr hübsch!« Er nickt anerkennend.
    »Noch nicht fertig«, wiegle ich ab. Aber ich glaube, es wird tatsächlich nicht übel. Ich hab die Cool Water -Rosen mit ein paar cremeweißen und ein paar dunkelroten Rosen kugelförmig arrangiert. Wenn ich noch ein paar Stephanotis nehme und den Strauß damit spicke, sieht er beinahe genauso aus wie der auf dem Bild in einer dieser amerikanischen Hochzeitszeitschriften, die er mir neulich, nach tagelangem Quengeln meinerseits, übers Internet bestellt hat. Nur mit ein bisschen weniger Kitsch.
    »Und, na ja, sie werden sonst schlecht.«
    »Ich bin sicher, sie hätten auch noch bis Montag durchgehalten«, setzt er mich in Kenntnis. »Außerdem ist Sonntag und du hast frei.«
    »Bin auch gleich wieder weg, muss nur eben meinem Chef einen hübschen Strauß binden«, sage ich grinsend, halte den Strauß am ausgestreckten Arm von mir und begutachte ihn kritisch. Ich finde ihn irgendwie schief, vielleicht sollte ich noch mal von vorne anfangen.
    »Ja, sicher.« Seufzend verdreht Daniel die Augen, während er mir zusieht, wie ich wenigstens ein paar der Rosen noch einmal neu arrangiere.
    »Willst du ihn nicht?«, frage ich ein bisschen kokett.
    »Ich will nicht, dass du hier rumschleimst. Außerdem macht er sich draußen auf der Anrichte sowieso viel besser. Und die Phase, in der du mir Rosen schenkst, haben wir hinter uns.«
    Damit hat er recht. Wenn man es genau nimmt, hatten wir diese Phase nie. Das mit ihm und mir hat irgendwie nicht wirklich was mit Romantik zu tun. Auch nicht mit Sex. Selbst wenn man uns das gemeinhin gerne unterstellt. Wir haben keinen. Und wir hatten ihn nie. Daniel ist mein Chef. Nein, eigentlich ist er mehr als das. Einem Chef verdankt man nicht so viel. Ich verdanke ihm alles. Er ist meine Familie. Oder das, was von ihr übrig ist.
    »Vielleicht willst du sie Gerd vorbeibringen«, schlage ich vor. Gerd ist nicht mehr übrig.
    »Lass nur. Die wären ihm viel zu schwul.« Er lächelt wehmütig und betrachtet dann seine linke Hand. Seit letztem Herbst trägt er beide Ringe dort, der Goldschmied hat sie verbunden.
    »Hast auch wieder recht«, gebe ich zu. Gerd stand nicht so auf Blumen. Er war, nachdem er seinen Job als Restaurator aufgegeben hatte, eher für die Buchhaltung zuständig. Vordergründig war er auch nicht sonderlich romantisch. Aber er war siebzehn Jahre mit Daniel zusammen. Da nimmt einem diese Sache mit dem nicht romantisch niemand mehr wirklich ab. Ich jedenfalls nicht. Und ich glaube, es wäre ihm auch egal. Wenn Daniel diesen Strauß auf die weiße Marmorplatte, auf der sein

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