Zwischen den Zeilen
meinen Einstieg in die Runde erreicht. Gemächlich setze ich mich in Bewegung und steigere dann das Tempo.
Ich laufe meist sechs Kilometer. Wenn ich gut unterwegs bin und wie heute Zeit habe auch mal acht. Ich mag es, einfach zu laufen. Macht den Kopf frei, außerdem bleibe ich in Form. Ins Fitnessstudio gehe ich eher selten, im Grunde komme ich dienstags nach Ladenschluss nur Daniel zuliebe mit. Aber Sport mochte ich schon immer. Als Kind hab ich mal Fußball gespielt.
Ich überhole ein paar Rentner und weiche zwei Mädchen auf Inlineskates aus. Viel los für einen Sonntag und diese Uhrzeit. Muss wohl am Wetter liegen. Vermutlich nutzt jeder die warmen Tage, da es nächste Woche wieder kühler werden soll.
Irgendwie muss ich wieder an diesen Typen gestern in der Kirche denken. Und an mein Gespräch mit Daniel. Er hat schon recht, die Zeit verfliegt. Das mit Felix ist nächste Woche schon wieder zehn Monate her. Aber nachdem das Ende meiner einzigen Beziehung vermutlich die zweitgrößte Katastrophe meines Lebens war, brauchte ich einfach Zeit, mich davon zu erholen. Und ich glaube, ich brauche sie noch. So, wie Daniel sie auch braucht. Wobei ich nicht weiß, ob man nach solch einer langen Zeit überhaupt noch in der Lage ist, wieder jemanden zu finden.
Und ich weiß eigentlich auch gar nicht, ob ich überhaupt jemanden finden will. Dass das mit Felix schiefgelaufen ist, hat seine Gründe. Es ist nicht so leicht für mich. Ich bin zurückhaltend. Und kein Szenetyp. Ich fühle mich nicht unbedingt wohl unter Leuten, die ich nicht kenne, was dann wohl an der größten Katastrophe meines Lebens liegt.
Ich war fünf damals, als mein Vater diesen Unfall hatte. Meine Mutter ist nie drüber weggekommen. Sie bekam Depressionen und musste in eine Klinik. Ich war acht, als sie sich umgebracht hat. Mein Bruder Andi war grade mal achtzehn und steckte mitten in der Ausbildung. Anfangs hat er versucht, sich um mich zu kümmern, aber das hat nicht wirklich gut funktioniert. Also bin ich zu meiner Oma gezogen. Und hab damit aufgehört, Fußball zu spielen…
Blumen für die Blowjob-Diskussion
Josh
Mein Gott, wenn das mal nicht 'ne echt peinliche Aktion ist, dann weiß ich auch nicht. Aber irgendwie geht mir dieser Kerl von Natis Hochzeit nicht mehr aus dem Kopf. Also nicht Arno, sondern Ben. Arno, den würde ich gerne vergessen, denn mit dem hatte ich, damit er endlich aufhört, mir die Mailbox vollzuquatschen, mittlerweile ein grauenvolles Date.
»Wir hatten ja ganz vergessen, Nummern zu tauschen, zum Glück hat Nati mir deine gegeben«, hat er mir erklärt.
Und ich finde, ich sollte, trotz meinem gespaltenen Verhältnis zu Gott und seinen Jungs, in den Himmel kommen, weil ich ihm nicht gesagt habe, dass ich es keinesfalls vergessen hab, sondern mich stattdessen tatsächlich zu einem Date mit ihm durchringen konnte. Davon, dass es selbstredend das schlechteste meines Lebens war, will ich gar nicht erst anfangen. Dieser Kerl ist nämlich noch langweiliger, als ich ihn von der Hochzeit in Erinnerung hatte. Ich glaube, er hat in seinem Leben kein einziges Buch gelesen. Und auch sonst haben wir, außer, dass wir wohl beide schwul sind, nicht allzu viele Gemeinsamkeiten.
Nati zuliebe hab ich trotzdem beinahe zwei Stunden durchgehalten. Und weil ich höflich bin, hab ich ihn vor meiner Haustür dann angelogen, was für ein netter Abend es war. Hätt ich im Nachhinein mal besser gelassen, denn er hat das wohl als Einladung aufgefasst, mich zu küssen. Zum Glück hab ich in letzter Sekunde den Kopf weggedreht, sodass er nur meine Wange erwischt hat.
»Für so was brauch ich ein bisschen«, hab ich in die peinliche Stille gemurmelt und ihm erklärt, dass ich keiner von denjenigen bin, die gleich am ersten Abend mit jemandem ins Bett springen.
Eigentlich auch gelogen und vielleicht hätte ich ihn fairerweise zeitnah in Kenntnis setzen sollen, dass ich bei besonders unterirdischen Typen nicht nur ein bisschen brauche und dass diese Sache mit uns auch im nächsten Leben nichts wird.
Denn bevor ich jemanden wie Arno mit nach oben nehmen würde, muss echt einiges passieren. Alle schwulen Typen auf dem Planeten müssten zum gleichen Zeitpunkt sterben zum Beispiel. Und ich müsste meine Hände nicht mehr bewegen können. Aber selbst dann wäre ich nicht sicher, ob ich's nicht erst mal mit einer Runde Enthaltsamkeit versuchen würde…
Keine Ahnung also, wie er trotzdem auf den absurden Gedanken kommt, dass wir
Weitere Kostenlose Bücher