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Zwischen den Zeilen

Zwischen den Zeilen

Titel: Zwischen den Zeilen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rona Cole
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gesteigerten Wert drauf. Und nur, weil ich nicht allzu oft jemanden mit nach Hause bringe, heißt das nicht, dass da nie jemand ist. Wir leben in Hamburg, die meisten Typen, mit denen ich vögle, haben ein Zuhause und mir ist es lieber, wenn ich selbst bestimmen kann, wann ich am Morgen danach auf Nimmerwiedersehen verschwinde.
    Vielleicht sollte ich doch ausziehen. Aber ich fürchte, das würde ziemlich kompliziert. Außerdem mag ich meine Dachgeschosswohnung hier im Haus über dem Laden. Dass Daniel mit dem Hund die mittlere Etage bewohnt, ist etwas, womit ich leben kann. Er hat das Haus schon vor einigen Jahren gekauft. Es ist nicht sonderlich hellhörig, eher unwahrscheinlich also, dass er, selbst wenn ich wirklich mal nicht alleine bin, was mitbekommt.
    Und meine Wohnung ist toll. Altbau, Gaubenfenster, viel Licht und eine tolle Dachterrasse. Und für den Preis finde ich in Hamburg nirgendwo was Besseres.
    » Damit? «, fragt er grade unschuldig nach.
    »In jedem Kerl, den ich irgendwie erwähne, einen potenziellen neuen Freund zu sehen. Ich fühl mich ganz wohl, wenn ich tun und lassen kann, was ich will.« Seit der Sache mit Felix bin ich irgendwie nicht mehr so der Beziehungstyp. Ich komme gut ohne zurecht.
    »Ich mein ja nur…«
    »Du meinst was?«
    »Ich finde es eben schade, dass du dich so einigelst. Ich würde mir einfach wünschen, du hättest wieder jemanden.«
    »Das klingt, als wäre ich ungefähr hundert und bräuchte einen Pfleger«, brumme ich, während ich eine der Stephanotis noch einmal aus dem Strauß ziehe und an eine andere Stelle setze.
     
    ***
     
    Ich war bis zum Nachmittag im Laden und hab die Anrichte noch umdekoriert. Montags schaffen wir es meist sowieso nicht, denn da kommen die Stammkunden, um neue Blumendeko für die kommende Woche zu kaufen. Mehrere Arztpraxen, drei Anwaltskanzleien, mein Friseursalon, die Werbeagentur drei Blocks weiter und noch ein paar andere.
    Ich hab ein weißes, schlichtes Gedeck auf der Anrichte arrangiert, den Strauß, so als hätte die Braut ihn kurz abgelegt, daneben platziert und die Stiele mit einem farblich passenden Satinband umwickelt, das nun von der Anrichte hängt. Die restlichen der Cool Water -Rosen hab ich in ein ziemlich üppiges Centerpiece eingearbeitet, mit dem ich den Leuchter dekoriert hab. Wird zwar nicht lange dauern, bis die Blumen endgültig den Geist aufgeben, aber für ein paar Tage sieht es noch ganz hübsch aus.
    Ich mag das Centerpiece. Es ist ziemlich gelungen. Auch wenn das bei zehn Tischen vermutlich kein Mensch bezahlen kann. Aber manchmal kann ich da keine Rücksicht drauf nehmen...
    »Hey Ben, gehst du noch mal weg?« Es ist wieder Daniel, dem ich im Treppenhaus begegne. Offenbar ist er mit Marlene grade von ihrer Nachmittagsrunde zurück. Aufgeregt quietscht sie, springt an mir hoch, leckt mir über die Wange und schlägt dabei mit dem wedelnden Schwanz rhythmisch gegen die Wand.
    »Nicht so stürmisch«, warne ich sie lachend und tätschle ihr den Kopf, bevor sie ihre Vorderpfoten von meiner Schulter nimmt. Manchmal begleitet sie mich, wenn ich laufen gehe. Aber nachmittags sind an der Außenalster zu viele Leute unterwegs. Eigentlich muss man Hunde dort anleinen. Aber morgens, wenn keine Kinder da sind, sieht das dort niemand so eng. Und sie gehorcht aufs Wort. Gerd war mit ihr immer in der Hundeschule. Weil er meinte, dass so ein großer Hund gehorchen muss und alles andere nicht diskutabel ist.
    »Ja, ich drehe noch mal meine Runde«, antworte ich und sehe demonstrativ an mir hinab. Ich hab Sportklamotten an. Ich laufe beinahe täglich. Eigentlich eher morgens, bevor der Laden öffnet, aber am Sonntag schlafe ich meist zu lange, um vor dem allgemeinen Andrang wieder weg zu sein. Also verschiebe ich es meist auf den frühen Nachmittag.
    »Viel Spaß!«, wünscht Daniel.
    Ich hebe die Hand, gehe an den beiden vorbei hinaus auf die Straße und stecke die Ohrstöpsel meines MP3-Players in die Ohren. Dann stelle ich die Musik an und mache mich auf den Weg. Das kleine Stück bis zur Außenalster gehe ich eigentlich immer normal. Ich finde es ziemlich peinlich, wenn einem auf dem Bürgersteig irgendwelche Passanten entgegenjoggen.
    Am allerschlimmsten sind diejenigen, die auch noch an den Fußgängerampeln hektisch neben einem auf der Stelle trippeln. Das machen eigentlich nur Frauen. Und Schwule. Und manche Schwule, die das machen, finde ich sogar ganz süß.
    Knapp fünf Minuten später habe ich die Außenalster und

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