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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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während er im Vorübergehen die Bügelfalte seiner neuen Hose aus englischem Tweed zu- zurechtzupfte. Und du wirst immer nur trister und grauer, dachte er und nickte seinem Chef zu.
    »Es gibt da so einiges, worüber wir reden müssen«, sagte Berg.
    Ein angenehmes Gespräch war es dann aber nicht geworden. Die Themen, die Berg angeschnitten hatte, ließen das einfach nicht zu.
    Zuerst hatte er den Fall Krassner zur Sprache gebracht. Er schien von diesem Arsch nicht loszukommen, obwohl Krassner sich doch umgebracht hatte. Obwohl die versteckte Hausdurchsuchung nur ein unglücklicher, zeitlicher Zufall gewesen war. Obwohl sie nur das getan hatten, was von ihnen erwartet wurde und was ihr Arbeitgeber mit Fug und Recht von ihnen verlangen konnte. Und was er tatsächlich auch von ihnen verlangte, obwohl der Sonderbeauftragte das nicht schriftlich hinterlegt hatte.
    »Was ich zu sagen versuche«, sagte Berg, »ist, dass wir uns allerlei Probleme hätten sparen können, wenn du meinem Rat gefolgt wärst und einen normalen Drogeneinsatz angeordnet hättest. Ich will nicht ausschließen, dass er einen Selbstmordversuch begangen hätte, sowie er aus dem Knast entlassen worden wäre, aber das wäre uns dann nicht so auf die Füße gefallen, wie das jetzt der Fall ist.«
    Ich traue ja wohl meinen Ohren nicht, dachte Waltin. Der ist offenbar neuerdings genauso bescheuert wie dieser Alte Forselius.
    »Mit allem Respekt, in meiner Erinnerung sieht das etwas anders aus«, sagte Waltin mit freundlichem Lächeln. »Ich möchte dich daran erinnern, dass ich genau das vorgeschlagen habe, dass du davon aber nichts hast hören wollen.« Und warum du dich gesperrt hast, habe ich nie erfahren, dachte er.
    »Dann fürchte ich, dass unsere Erinnerungen nicht übereinstimmen«, sagte Berg und grub aus dem Stapel auf seinem Schreibtisch ein Papier hervor. »Ich habe hier eine Erinnerungsnotiz vom Tag nach unserem Gespräch, es war am Donnerstag, dem 21. November, um sechzehn Uhr null fünf nachmittags, und ich hatte dich angerufen …«
    Das kann doch nicht wahr sein, dachte Waltin, hielt aber den Mund. Er begnügte sich mit einem Lächeln und einem Nicken, denn wenn Berg das eben so sehen wollte, dann musste er gute Miene zum bösen Spiel machen »Und nach meinen Notizen«, sagte Berg jetzt, »hast du mir erzählt, dass du am nächsten Tag einen Drogeneinsatz starten wolltest. Ich habe außerdem notiert, dass mir das recht war.«
    »Sicher, sicher«, sagte Waltin. »Aber damals hatte Forselius noch nichts von sich hören lassen, und nachdem er sich dann spätabends gemeldet hatte, sind wir zu unserem ursprünglichen Plan zurückgekehrt.«
    Berg zuckte bedauernd mit den Schultern.
    »Darüber habe ich keine Notiz«, sagte er. »Warum hast du mich nicht angerufen, um mir von deinen geänderten Plänen zu berichten?«
    Meine geänderten Pläne, dachte Waltin. Das kann doch wohl nicht wahr sein, verdammt noch mal.
    »Ich bilde mir ein, dass du zu den Deutschen gefahren warst«, sagte Waltin.
    »Das war erst einen Tag später«, sagte Berg. »Und selbst wenn, dann hättest du ja wohl anrufen können, oder nicht?«
    »Ja«, sagte Waltin und lächelte, obwohl ihm das jetzt ziemliche Mühe bereitete. »Irgendwo scheint eine Kommunikationsstörung aufgetreten zu sein.«
    »Ja, so sieht es leider aus«, sagte Berg. »Und dann ist da noch etwas anderes«, fügte er hinzu.
    Danach beschrieb er, wie das Ministerium die externe Tätigkeit sah, und gab zu, dass er sich nicht gegen eine Untersuchung sperren würde, wenn eine verlangt wurde. Es rüttelte zwar noch niemand an der Klinke, aber irgendwann im Frühjahr würde die Sache sicher aktuell werden.
    »Wir sollten wohl ein paar Tage abzweigen und alle Unterlagen durchsehen«, sagte Berg. »Irgendwann zu Beginn des neuen Jahres.«
    »Fine with me«, sagte Waltin und erhob sich.
    Er lächelt nicht mehr, dachte Berg.
    Was wohl Persson macht?, dachte er dann und ließ sich in seinen Sessel zurücksinken, als er allein in seinem Zimmer war. Der einzige Lichtstrahl an meinem Horizont, dachte er, aber das stimmte nicht, denn es gab noch einen, der in der Ferne schwach glitzerte wie der Stern der Hoffnung. Der Hoffnung, Kudo und Bülling endlich loszuwerden.
    Der Polizeichef von Stockholm und Kudo und Bülling hatten einander gefunden. In polizeilichen Zusammenhängen konnte die Sache fast schon als leidenschaftliche Affäre bezeichnet werden. Nicht dass sie miteinander ins Bett gegangen wären oder überhaupt

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