Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
von dem Sonderbeauftragten hatte und die vermutlich vom militärischen Nachrichtendienst stammte. Das war in weniger als zehn Minuten geschehen, und Persson hatte nicht eine einzige Notiz in seinem kleinen schwarzen Buch gemacht. »Na«, sagte Berg. »Was glaubst du?«
»Was Waltin angeht, da glaub ich einfach alles«, sagte Persson. »Aber das weißt du sicher schon.«
»Ja«, sagte Berg und lächelte ein wenig. »Das hatte ich schon verstanden.«
»Ich werd mich kundig machen. Aber du hattest noch mehr«, sagte Persson.
»Ja«, sagte Berg. »Es geht um diesen Arsch Krassner. Zumindest bilde ich mir das ein.« »Den Selbstmörder?«, sagte Persson. »Genau«, sagte Berg. »Ich höre«, sagte Persson.
Aus irgendeinem Grund brauchte Berg fast eine halbe Stunde, um die Schlüsse zu erklären und zu belegen, die er gezogen hatte, nachdem der Sonderbeauftragte ihn gefragt hatte, ob irgendein Zusammenhang zwischen Johansson und Waltin bestehen könnte. Persson hatte die ganze Zeit geschwiegen, und er schwieg weiter, als Berg fertig war. »Na«, sagte Berg. »Was meinst du?«
»Ich denke …«, sagte Persson und hielt ihm sein Glas hin. »Könnte man vielleicht noch einen Cognac bekommen?«
Als Persson seinen Cognac bekommen hatte, hatte er zwei weitere Minuten geschwiegen und dabei nicht einmal an dem kostbaren Nass genippt. Er hatte einfach nur dagesessen, in sich zusammengesunken mit in sich gekehrtem Blick. Am Ende hatte er den Kopf geschüttelt, Berg angesehen und sein Glas gehoben.
»Nee«, sagte er. »Das habt ihr missverstanden, du und dieser Sozi aus der Kanzlei. Ich glaube, wir können das vergessen.«
»Wie meinst du das?«, fragte Berg mit kurzem Lächeln.
»So einer wie Johansson würde so einen wie Waltin nicht mal mit der Zange anfassen«, sagte Persson. Johansson ist ein echter Polizist, dachte Persson, aber das sagte er nicht. Und ein anständiger Kerl, dachte er, aber auch das sagte er nicht, denn Berg konnte sich das sicher auch allein ausrechnen.
»Wenn Johansson also etwas über Krassner gesagt hat, dann hat er das auf jeden Fall nicht von Waltin gehört«, sagte Berg.
»Das können wir einfach vergessen«, sagte Persson. »Ob er nun etwas gesagt hat … denn das ist doch bloß Spekulation von deiner Seite.« Er lächelte und nickte Berg zu. Du brauchst Urlaub, dachte er.
»Du glaubst nicht, dass er von Jarnebring etwas gehört haben kann?«, beharrte Berg. »Die kleben doch sicher noch immer zusammen wie Pech und Schwefel.«
»Was könnte er denn schon von ihm gehört haben?«, fragte Persson. Anständiger Bursche, dieser Jarnebring, dachte Persson. Und ein echter Polizist, genau wie ich und Johansson oder wie Berg, als er noch jung war. Ehe er Chef wurde und unter seinem eigenen Bett nach Gespenstern Ausschau hielt, die nie dort versteckt waren.
»Du findest also, wir sollten den Fall abschreiben«, sagte Berg und lächelte. Seltsam, dachte er. Plötzlich war er ruhig und gelassen, allen Sonderbeauftragten und seltsamen Kollegen mit Rolex, die sein Dasein störten, zum Trotz.
»Ich glaube nicht einmal, dass wir einen Fall haben«, sagte Persson. »Wenn du mir nicht glaubst, dann schlage ich vor, dass du Johansson fragst, ob er diesem Sozi aus der Regierungskanzlei etwas über diesen Krassner erzählt hat. Du solltest vielleicht sowieso mit allen Dreien mal reden. Mit Johansson, Jarnebring und dem Sozi. Viel Glück«, sagte er und lachte.
»Ich gebe auf«, sagte Berg. »Da war ich wohl auf dem Holzweg.«
Persson zuckte mit seinen fetten Schultern.
»Etwas kann er doch gehört haben«, sagte er. »So viel Scheiß, wie die Kollegen im Moment reden. Etwas kann er zu diesem Sozi gesagt haben. Und sei es nur, um ihn zu testen«, sagte Persson. Ich habe gehört, dass er genauso gemein sein kann wie sein Chef, dachte er insgeheim.
»Prost«, sagte Berg und hob sein Glas. »Und fröhliche Weihnachten übrigens.« Und Friede für Groß und Klein, dachte er.
*
Berg und Johansson hatten eine gemeinsame Geschichte, und hoffentlich war Johansson so beschaffen, dass er trotz seiner bisweilen unheimlichen Fähigkeit, um die Ecke sehen zu können, von der Sache keine Ahnung hatte.
Fast zehn Jahre zuvor war Johansson, der damals in der zentralen Ermittlungsabteilung der Stockholmer Polizei gearbeitet hatte, ein Verdacht gegen einen Kollegen von der Leibwächtertruppe der Sicherheitspolizei gekommen. Johansson zufolge, denn dessen alter Waffenträger und bester Freund Bo Jarnebring hatte
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