Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters
gewittert und sich auf der Toilette verkrochen. Weshalb sich ein Kollege um den Scheiß hatte kümmern müssen. Es war natürlich ein Kanake gewesen und genauso nervig, wie diese Leute eben waren.
Normalerweise arbeitete Bäckström für die Kripo, aber da er konstant knapp bei Kasse war, musste er immer wieder Überstunden schieben. Natürlich saßen freitagabends auf der Wache nur Idioten herum, aber drei Tage vor der nächsten Gehaltszahlung hatte er eben keine andere Wahl. Also saß er hier, und bisher war alles gut gegangen. Bis nun der Kommissar, der gerade Dienst hatte, in die Tür trat und genauso sauer wirkte wie immer, als er Bäckström auffordernd ansah.
»Ich hab eine Leiche für dich, Bäckström. Liegt angeblich auf dem Fußweg vor diesem Studiwolkenkratzer oberhalb vom Parkplatz zwischen Valhallavägen und Frejgatan. Ich hab schon mit Wiijnbladh von der Spurensicherung gesprochen. Du kannst mit ihm fahren.«
Bäckströms Laune hob sich ein wenig, und er nickte. Selbstmord, dachte er. Irgend so ein blöder Student, der vom Dach gesprungen ist, weil sein Studiendarlehen nicht rechtzeitig eingetroffen war. Noch immer hatte er gute Chancen, Feierabend zu machen, ehe die Kneipen schlössen.
*
Es dauerte eine ganze Weile, bis Bäckström und Wiijnbladh auftauchten, ein Selbstmord lief einem schließlich nicht davon, und eine weitere Tasse Kaffee konnte nie schaden, aber weder Stridh noch Oredsson hatten derweil auf der faulen Haut gelegen. Oredsson hatte die Umgebung der Stelle abgesperrt, wo der Tote lag. Im Kriminaltechnikkurs hatte er gelernt, dass die Polizei fast immer zu enge Absperrungen baut, weshalb er wirklich zugelangt und das blauweiß-gestreifte Absperrband sorgsam zwischen passenden Laternenpfählen und Bäumen angebracht hatte. Einige Neugierige hatten sich dazugesellt, als er noch damit beschäftigt war, doch alle hatten sich nach einem kurzen Blick auf den Leichnam gleich wieder entfernt. Er hatte den Toten natürlich nicht angerührt. Das hatte er im selben Kurs gelernt.
Sein älterer Kollege hatte derweil versucht, Vindeln zu trösten. Nach einer Weile hatte er ihn dazu überreden können, sich auf die Rückbank des Autos zu setzen, und natürlich hatte er den Hund mitnehmen dürfen. Sie hatten ihm auch geholfen, den Köter in Stridhs Decke zu wickeln, die dieser immer zu langen nächtlichen Einsätzen mitnahm, aus Gründen, die nur ihn selbst etwas angingen. Im Wagen lag natürlich auch eine Kunststoffplane, die über die Rückbank ausgebreitet wurde, wenn Besoffene zu transportieren waren, aber darin konnte man nun wirklich keinen Toten einwickeln, schon gar nicht vor den Augen eines nahen Angehörigen.
»Er heißt Kalle«, erklärte Vindeln mit Tränen in den Augen. »Er ist ein Elchhund, aber ich glaube, er hat auch etwas von einem Schweißhund. Er ist im Sommer dreizehn geworden, aber er ist immer noch gesund und munter.«
Vindeln schniefte, während Stridh seine Schulter streichelte, und danach fand dann die erste Vernehmung statt.
Vindeln hieß in Wirklichkeit natürlich nicht Vindeln. Er wurde nur so genannt. Er hieß Gustav Adolf Nilsson, war 1930 geboren und 1973 nach Stockholm gekommen, um eine Umschulung zu machen, arbeitsloser Bauarbeiter aus Norrland, der er war, und das war er auch geblieben, denn einen neuen Job hatte er nie gefunden. »Das waren die Kumpels vom Kurs«, erklärte Vindeln. »Ich bin in der Gegend doch geboren und aufgewachsen, und wir haben wohl viel darüber geredet, wie es bei uns zu Hause so war. Und da wurde ich eben Vindeln genannt. Wie im Vindelälv, wissen Sie?«
Wieder nickte Stridh. Er wusste.
Vindeln und Kalle wohnten ganz in der Nähe, zwei Treppen hoch in der Surbrunnsgatan 4. Und um diese Zeit, wenn sie gegessen hatten, es aber noch zu früh für die Abendnachrichten im Fernsehen war, brachen sie gewöhnlich auch zu ihrem Abendspaziergang auf. Sie gingen immer dieselbe Tour. Zuerst überquerten sie bei der Kreuzung mit der Surbrunnsgatan den Valhallavägen, danach folgten sie dem Fußweg bis Roslagstull, wo sie kehrtmachten und wieder nach Hause gingen. Bei gutem Wetter konnte der Spaziergang aber auch länger ausfallen.
Am Hang unterhalb des Studentenwohnheims Nyponet hatte Kalle einen seiner Lieblingsbäume, weshalb er dort den ersten längeren Aufenthalt einlegte.
»Sie müssen Zeit genug haben, um alles ausgiebig zu beschnüffeln«, erklärte Vindeln. »Für einen Hund ist das so wie Zeitunglesen für uns.«
Und als
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