Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
Vom Netzwerk:
Wiijnbladh, ehe Bäckström auch nur ein Wort sagen und damit unnötige Probleme verursachen konnte, »und wenn ihr schon den Funk anwerft … dann sorgt dafür, dass die zum Aufräumen jemanden von der Straßenreinigung herschicken.«
    »Genau«, stimmte Bäckström zu. »Das sieht doch scheußlich aus. Und du«, er schaute jetzt Oredsson an, »vergiss nicht, diese blöde Absperrung mitzunehmen.«
    »Sicher.« Oredsson nickte. Eines Tages erwisch ich dich besoffen in der Stadt, dachte er. Und wenn du dann rumlaberst, dass du bei der Polizei bist, dann stopf ich dir eine ganze Rolle Band in den Hintern. »Natürlich«, Oredsson lächelte und nickte Bäckström zu, »Absperrung weg, alles klar, Herr Inspektor.«
    Der spinnt doch, dachte Bäckström. Schrecklich für jeden Durchschnittsbürger, diesem Trottel in die Hände zu fallen.
     
    *
     
    Es war das Zimmer hinter dem offenen Fenster, und laut der im Foyer aushängenden Übersicht über das Haus lag es im fünfzehnten Stock. Eins von acht Studentenzimmern, die an einem Flur lagen und eine gemeinsame Küche besaßen. Obwohl es ein Freitagabend war, hatte die Zentrale den Hausmeister aufgetan, der nur hundert Meter weiter im Nachbarhaus in seinem kleinen Büro saß. Er hatte geseufzt, so etwas passiere nicht zum ersten Mal, und versprochen, sofort zu kommen. Was er auch getan hatte. Fünf Minuten später öffnete er die Tür zu dem Trakt, in dem das Zimmer lag, zeigte auf die Tür und reichte Wiijnbladh den Schlüssel.
    »Sie schaffen das sicher besser ohne mich«, fragte er rhetorisch. »Aber den Schlüssel muss ich natürlich zurückhaben.«
    Wiijnbladh öffnete die Tür. Dahinter gab es eine Garderobe und eine Toilette mit Dusche. Weiter ging es zu einem kleinen Zimmer, dessen einziges Fenster sperrangelweit offen stand. Insgesamt war diese Wohnung höchstens zwanzig Quadratmeter groß.
    »Du kannst ja mit seinen Nachbarn reden, während ich ein paar Bilder mache.« Wiijnbladh blickte Bäckström fragend an.
    Der nickte zustimmend. Ihm war das nur Recht. Hier im Zim- mer war es so kalt wie im Arschloch eines Eskimos, und er hatte durchaus nicht vor, sich wegen eines blöden Fensterspringers eine Lungenentzündung zu holen.
    Während Wiijnbladh seine Bilder machte, freute Bäckström sich über sein Glück. Er schaute in die Küche, leer, und sicherheitshalber auch in den Kühlschrank. Nichts darin kam ihm jedoch sonderlich verlockend vor, und auf Milchtüten, in Plastikfolie gewickelten Gurken und allerlei Dosen mit unbekanntem Inhalt standen Namen. Scheiße, was für Schweine, dachte Bäckström. Nicht mal ein Bier für einen durstigen Polizisten. Aber das Glück war ihm noch immer hold. Er klopfte an allen Türen und drückte auf die Klinken. Alle waren abgeschlossen, und wenn jemand zu Hause war, dann hatte dieser Jemand offenbar nicht vor, zu öffnen.
    Das Zimmer war klein, schmutzig und spärlich möbliert, mit einer abgenutzten Standardgarnitur, einem Bett, einem Nachttisch, einer an der Wand angebrachten Leselampe, in der gegenüber liegenden Ecke stand ein schlichter Lesesessel neben einer Stehlampe, an der Fensterwand gab es ein Bücherregal und neben dem Fenster einen Schreibtisch und einen Stuhl.
    »Scheiße, ist ja nicht gerade gemütlich hier«, sagte Bäckström und nickte beifällig.
    Wer nicht arbeitete, Studenten zum Beispiel, verdiente weder etwas zu essen noch ein Dach über dem Kopf, aber das hier konnte er gerade noch hinnehmen. Der derzeitige Bewohner des Zimmers schien sich nicht auf einen längeren Aufenthalt eingerichtet zu haben, und er schien auch nicht gerade ordentlich gewesen zu sein. Er hatte nur wenige persönliche Habseligkeiten: eine Reisetasche, ein paar Kleidungsstücke, einige Bücher mit englischen Titeln. Auf dem ungemachten Bett lag ein kurzer, wattierter Mantel, unter dem Bett ein Paar ausgelatschter Schuhe. Es war kein Fixerloch, aber wenn der, der hier wohnte, sich nicht gewaltig zusammenriss, würde es sehr bald wie eins aussehen.
    Am ordentlichsten war der Schreibtisch. Dort gab es Papier und Umschläge, Kugelschreiber, Büroklammern, einen Radiergummi und einige Farbbandkassetten für die praktische elektrische Reiseschreibmaschine, die mitten auf dem Tisch stand. In der Walze steckte außerdem ein Blatt mit einem englischen Text, nur ein halbes Dutzend Zeilen, aber deutlich genug für einen Profi wie Wiijnbladh.
    »Wenn ich zusammenfassen darf«, erklärte er mit zufriedener Miene, »dann glaube ich schon, dass

Weitere Kostenlose Bücher