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Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters

Titel: Zwischen der Sehnsucht des Sommers und der Kälte des Winters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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sie also so dastanden und Kalle seine Zeitung las, hatte er plötzlich den Kopf gehoben und an der Hausfassade hoch geschaut. Um sich dann mit heftigem Rucken an der Leine zurückzuwerfen.
    »Ich hatte wirklich nichts gehört. Wenn Kalle nicht hoch geschaut und mich zur Seite gerissen hätte, dann hätte ich den Scheiß auf den Kopf bekommen, und dann säße ich jetzt nicht hier.« Vindeln nickte nachdrücklich.
    »Glauben Sie, er hat vielleicht ein Geräusch gehört und darauf reagiert?« Stridh zeichnete einen Krähenfuß in sein Notizbuch. »Nee.« Vindeln schüttelte mit fast noch größerem Nachdruck den Kopf. »Er ist auf beiden Ohren taub. Das war bestimmt dieser sechste Sinn, den Hunde haben. Bestimmte Hunde haben den eben. Einen sechsten Sinn.«
    Stridh nickte, sagte aber nichts.
    Wenn Kalle einen sechsten Sinn besessen hatte, dann hatte der aber gleich danach versagt, als der linke Schuh des Opfers ihn im Nacken getroffen und auf der Stelle getötet hatte.
    »Es ist einfach schrecklich.« Vindeln schluchzte wieder auf. »Da stehen wir, Kalle und ich, und starren dieses Elend an, und dann kommt da plötzlich der Schuh angebrettert.«
    »Er kam gleich nach dem Toten?«, fragte Stridh.
    »Nee, das auch nicht. Wir haben uns den Mann doch angesehen. Es hat eine ganze Weile gedauert.«
    »Eine Minute, zwei Minuten?«
    »Nee. Keine Minute, so lang doch nicht, aber sicher zehn, zwanzig Sekunden, (a, bestimmt.«
    »Zehn bis zwanzig Sekunden, sagen Sie. Sie meinen nicht, dass es noch schneller gegangen sein könnte?«
    »Doch. Es kommt einem vielleicht länger vor, wenn man so dasteht, aber es waren doch allerlei Sekunden.«
    Vindeln schniefte laut und putzte sich mit den Fingern die Nase.
    Während Stridh mit Vindeln sprach, hatte Oredsson seine blauen Augen genutzt. Den Schuh hatte er sofort entdeckt, der lag nur wenige Meter vom Leichnam entfernt und gehörte aller Wahrscheinlichkeit nach dem Toten, denn dem fehlte der linke Schuh, und der rechte, der an seinem Fuß saß, hatte ungeheure Ähnlichkeit mit dem, der auf dem Boden lag.
    Oredsson hatte kurz mit dem Gedanken gespielt, sich aus dem Auto eine Plastiktüte zu holen und den Schuh hineinzustecken, ihn dann natürlich an derselben Stelle und in derselben Lage liegen zu lassen wie jetzt, aber diese Idee hatte er wieder verworfen. Im Kriminaltechnikkurs war der Umgang mit Schuhen nicht zur Sprache gebracht worden, aber da Oredsson annahm, dass dieser Schuh wie jede andere Spur behandelt werden sollte, hatte er ihn liegen lassen. Weder Wetter noch Umgebung regten zu einer Abweichung von der goldenen Hauptregel an, die sich mit so genannten »besonderen Spuren sichernden Maßnahmen« befasste.
    Das wäre das, dachte Oredsson und war mit seiner Entscheidung ziemlich zufrieden. Es galt, die Hauptregel so wenig wie möglich zu verletzen und den Rest der Spurensicherung zu überlassen.
    Deshalb betrachtete er jetzt die Hausfassade in einer imaginierten vertikalen Linie, ausgehend von der Stelle, wo der Leichnam gelandet war, und gerade am Gemäuer nach oben. Irgendwo im fünfzehnten oder sechzehnten Stock, das Haus stand am Hang, was das Zählen erschwerte, schien ein Fenster offen zu stehen. Fallhöhe an die fünfzig Meter, dachte Oredsson, der der beste Schütze seines Jahrgangs war und außerdem gut im Schätzen von Entfernungen, und das stimmte auch ziemlich mit dem traurigen Zustand überein, in dem der Leichnam sich befand. Oredsson schaute auf die Uhr. Es war schon über eine halbe Stunde her, seit die Zentrale versprochen hatte, Kripo und Spurensicherung zu schicken. Wo bleiben die denn bloß, dachte Oredsson genervt.
     
    *
     
    Bäckström war klein, fett und primitiv, Wiijnbladh dagegen klein, schmal und pingelig, weshalb sie einander wunderbar ergänzten. Sie arbeiteten auch gern zusammen. Bäckström hielt Wiijnbladh für einen feigen Halbschwulen, bei dem man nicht einmal laut zu werden brauchte, er gehorchte auch so aufs Wort, während Wiijnbladh Bäckström als geistig zurückgebliebenen Choleriker betrachtete, mit dem man wunderbar zusammenarbeiten konnte, wenn man selber die Lage im Griff hatte. Da sie beide durch und durch inkompetent waren, kam es auch nicht zu Auseinandersetzungen aus sachlichen oder anderen professionellen Gründen, kurz und gut, sie waren das reinste Traumpaar.
    Genau eine Stunde, nachdem der Befehl erteilt worden war, fanden sie sich auf dem Bürgersteig unterhalb des Studentenwohnheims Nyponet ein, immerhin hatte es fast

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