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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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haben?«
    »Was?«, kicherte Lisa und zupfte verlegen an dem Zipfel ihrer Bettdecke.
    »Hast du dich das nicht schon mal gefragt?« Jenny blieb ganz ruhig, legte ein Kissen unter ihren Kopf und wartete.
    Es war eine Frage, die sich Lisa schon ab und zu gestellt hatte, wenn auch nie ernsthaft. »Keine Ahnung. Vielleicht.« Nie hatte sie ihre Eltern stöhnen, ihr Bett knarren gehört oder irgendeine andere Ungewöhnlichkeit bemerkt, die darauf hingedeutet hätte. Sie versuchte, es sich vorzustellen. Diesmal konkreter und wirklicher. Denn an diesem Punkt hatte sie es bisher nie gewagt, weiterzudenken. Doch so sehr sie sich bemühte, wollte ihre Fantasie kein Bild ihrer sich innig liebenden Eltern zulassen.
    »Meinst du, deine Eltern lieben sich?«
    »Ich denke schon, sonst wären sie nicht verheiratet, oder?«
    »Meine Eltern sind geschieden …«
    »Ja … ich weiß. Bestimmt nicht einfach gewesen.« Lisa spürte leichte Gewissensbisse. Warum hatten sie eigentlich nie richtig mit ihr darüber gesprochen? »Tut mir echt leid.«
    »Oh, das muss es nicht.« Jenny hatte den Kopf zur Seite gelegt und lächelte matt. »Mein Vater liebt meine Mutter immer noch, sagt er. Er wird sie immer lieben. Aber es geht einfach nicht.«
    »Mmh …«, wurde Lisa nachdenklich und schmiegte ihren Kopf noch mehr in ihre Bettdecke. »Warum hast du diese Fragen gestellt?«
    »Ich beobachte Menschen. Deine Mutter sah unglücklich aus.«
    »Meinst du, Liebe vergeht irgendwann?«, fragte Lisa sie nach einer Weile.
    »Vielleicht kann man vergessen, wie man liebt? Papa hat das mal gesagt.«
    »Wenn ich Dennis sehe, weiß ich nicht mehr, warum ich so verrückt nach diesem Arschloch war. Und dann wieder heute seh ich ihn und weiß gar nicht, wie das so schnell verschwinden konnte. Da wo früher gute Erinnerungen waren, ist heute nur noch Wut. Dann frage ich mich wieder, ob wir noch glücklich wären, wenn wir es einfach getan hätten.«
    »Was ist mit Alex?«
    »Er ist anders.« Auf Lisas Lippen legte sich ein verträumtes Lächeln. Sie musste unwillkürlich an den Tag mit ihm denken. »Er hat vielleicht recht, wenn er sagt, dass ich nicht zu ihm passe. Ich weiß nicht? Ich denke noch immer an Dennis, obwohl ich weiß, dass das Schwachsinn ist. Dann ist da Alex, vielleicht dachte ich ja nur, dass er mich ablenken kann. Vielleicht war ich zu egoistisch. Wahrscheinlich muss ich das einfach selber schaffen und lernen zu vergessen.«
    »Ich weiß, dass dir das gelingt.«
    »Du siehst die Dinge immer so einfach«, seufzte Lisa. »Du … du kannst irgendwie abschalten, was die anderen denken. Ich kann das nicht.«
    »Meinst du, ich bekomme das nicht mit, wenn die anderen lachen.«
    »So habe ich das nicht gemeint …«
    Aber Jenny schaute sie nicht vorwurfsvoll an. »Ist schon okay. Dich meine ich gar nicht. Aber da ist was dran. Manchmal lass ich es einfach egal sein, was andere reden.«
    »Vielleicht hab ich genau das falsch gemacht«, murmelte Lisa undeutlich, noch etwas unsicher.
    »Was meinst du?«, hakte Jenny nach und rückte ein bisschen näher, während sie den Blick nicht abreißen ließ.
    »Na ja, mit Alex. Er ist halt nicht so … normal. Bisschen schräg. Aber genau das mag ich an ihm wirklich. Und trotzdem kann es doch sein, dass er gemerkt hat, dass ich ihn irgendwie komisch finde.«
    »Aber das tust du doch nicht.«
    »Natürlich nicht. Was ich meine ist … ich glaube, dass wir das einfach nicht ändern können. Ich war ihm gegenüber immer ein bisschen misstrauisch. Und wahrscheinlich merkt er das. Meinst du nicht?«
    »Dann sag ihm einfach, wie du über ihn denkst, was du fühlst, und so.«
    Lisa zuckte mit den Schultern und zog ihre Stirn kraus. »Weiß nicht, ob ich ihn noch erreiche.«
    »Ich glaub schon, dass du das schaffst.«
    »Meinst du?«
    »Klar. Musst dich nur trauen.«
    Lisa lachte stumm. Sie wollte jetzt lieber ausweichen. »Und? Bei dir. Verliebt? Oder irgendeiner, den du magst. Gibt’s da wen?« Es fiel ihr etwas schwer, Jenny zu fragen. Sie hatte sonst nie mit ihr darüber geredet.
    »Weiß nicht. In der Schule sind alle so oberflächlich.«
    »Und woanders mal wen kennengelernt?«
    »Im Sommer sind wir manchmal an der See bei Oma.«
    »Und?«
    »Na ja, da gibt’s einen. Aber den seh ich halt nicht so oft.«
    »Und? Schreibt ihr euch.«
    »Nicht oft – find ich ein bisschen kitschig, und er bestimmt auch. Reicht mir, wenn ich ein Jahr auf ihn warten darf. Ich glaub nicht, dass da mehr draus wird. Aber nett ist

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