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Zwischen dir und mir

Zwischen dir und mir

Titel: Zwischen dir und mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lino Munaretto
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verquollen, ganz als hätte sie geweint.
    Als Annika nicht antwortete, hängte Lisa ihr Handtuch auf und ging schulterzuckend weiter. Sie stellte sich ihr gegenüber unter die Dusche und war sich sicher, dass Annika gerade andere Probleme hatte, als sie zu mustern und später über sie abzulästern. Lisa musste sich nicht verstecken. Annika hatte sich ohnehin nur Greta und Marie angeschlossen.
    Der kalte Wasserstrahl ließ Lisa frösteln, als sie den Hahn aufdrehte. Richtig warmes Wasser hatte es in dieser alten Turnhalle noch nie gegeben. Sie seifte sich von oben bis unten ein und drehte sich, bis der harte Strahl alles abgespült hatte. Das schäumende Wasser lief ab und bildete einen kleinen Strudel. Den Kopf immer noch gesenkt, blieb sie unter dem prasselnden Wasser stehen. Sie hatte schon fast vergessen, dass sie nicht alleine war, als ihr Blick wieder auf Annika fiel, die sie die ganze Zeit beobachtet zu haben schien.
    »Findest du, dass ich flache Brüste hab?«
    Annika hatte ihre Dusche abgestellt und stand vor ihr. Nackt. Das dünne blonde Haar, aus dem das Haarspray längst herausgewaschen war, reichte über ihre hängenden Schultern bis zu ihrer Brust, die sie mit einem Arm bedeckte.
    Lisa stand immer noch unter der Dusche. Das Wasser perlte an ihr herunter. Die nassen Haare hingen ihr in Strähnen ins Gesicht.
    »Warum fragst du mich das?«, hallten ihre Worte in dem gekachelten Duschraum wider. Ihre ehemalige Freundin zuckte nur mit den Schultern und schlang die Arme fest um sich. Das war kein Wasser mehr, was dort über ihr schmales Gesicht lief. »Wer behauptet das denn?«, hakte sie nach.
    »Greta sagt, dass Sören das gesagt hat, als sie bei Dennis’ Party mit ihm geredet hat. Blond steht mir auch nicht, sagt er.« Immer noch hielt sie die Brust verdeckt.
    »Über mich sagen andere Menschen auch viel …«, antwortete Lisa mit einem ironischen Unterton.
    »Das wollte ich nicht«, entschuldigte Annika sich ganz heiser und brach endgültig in Tränen aus.
    Lisa nahm ihre Handtücher vom Haken und ging hinüber zu ihr.
    »Komm, nimm das hier. Du erkältest dich sonst.« Sie wickelte Annika in deren Handtuch ein, nachdem sie sich ihres über die Schulter geworfen hatte. Das Zittern legte sich und ihre Schultern hörten auf zu beben. Zwischen all den Tränen kam ein schwaches Lächeln der Dankbarkeit hervor.
    »Was machst du überhaupt noch hier?«, fragte Lisa, nachdem sie sich beruhigt hatte.
    »Marie redet nur noch über dich und Dennis.«
    Unwillkürlich versteifte Lisa sich, als sie seinen Namen hörte.
    »Dachte, du bist jetzt so dicke mit denen?«, meinte Lisa. Immer noch etwas gekränkt.
    »War doch nicht so gemeint. Tut mir leid.«
    Lisa betrachtete Annika skeptisch und überlegte, wie sie jetzt reagieren sollte. So leicht fiel es ihr nicht, zu verzeihen. Eine Weile blieb es still. Sie begann sich abzutrocknen und wrang die letzten Tropfen aus ihrem Haar. Dann richtete sie sich auf. Sie hatte sich entschieden. Sie würde später darüber nachdenken können, ob sie ihr noch böse sein sollte. Ihr Mitgefühl war stärker als die verbliebene Wut. Erst mal musste sie Annika trösten.
    »Na gut«, seufzte Lisa und schaute ihrer Freundin ernst in die Augen. »Aber du sagst mir alles. Keine halben Wahrheiten, okay?«
    »Einverstanden.« Annika atmete erleichtert auf.
    »Wenn ich von Sören rede, nervt es sie und Greta nur noch. Sie sagen, dass es albern ist, dass ich ihm nach einem halben Jahr immer noch hinterherlaufe.«
    Lisa strich ihr über den Rücken und wunderte sich selbst, dass sie jetzt hier saß und Annika aufzubauen versuchte. Sie musste unwillkürlich an Jenny denken, sie war die Einzige, die halbwegs zu ihr gehalten hatte. Aber was machte es für einen Sinn, jetzt beleidigt oder nachtragend zu sein. Es würde sowieso nicht alles wie früher werden. Aber gerade war es Lisa irgendwie gleichgültig. »Komm mit, hier ist es kalt«, flüsterte sie ihr ins Ohr, als Annikas Herzschlag ruhiger wurde. Stumm folgte sie Lisa in die Umkleide, wo sich beide eilig die Kleidung anzogen.
    Mit geschulterter Sporttasche und nassen Haaren standen sie an der Tür. Bevor Lisa die Klinke herunterdrücken konnte, legte Annika ihre Hand auf ihre und sagte leise: »Danke.«
    »Kein Problem, Anni.« Lisa machte die Tür auf, hielt aber inne, als sie bekannte Stimmen hörten.
    »Das ist Sören«, wisperte Annika und drängte sich an den Spalt. Lisa hielt die Tür fest. »Psst. Die haben gleich Sport hier.«
    Die

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