Zwischen dir und mir
Ahnung. Tun das nicht alle?«
»Klar. Aber schon mal darüber nachgedacht, dass manches vielleicht einfach egal ist. Du bist nur einmal jung und solange du es noch bist, solltest du Fehler einfach akzeptieren. Wenn du einen machst, ist es doch scheißegal. Du hast immer eine zweite Chance, solange du ihr nicht davonläufst.«
»Und was, wenn man verliert.«
»Keine Ahnung, dann verliert man halt«, zuckte Flo mit den Schultern.
Ja, vielleicht war es einfach so. Man verliert, aber was änderte es. Man musste es riskieren. Sollte er nicht einfach zu Lisa gehen, ihr sagen, dass alles Schwachsinn war, was er gesagt hatte. Was hatte er denn schon zu verlieren? Nichts. Wenn er etwas haben wollte, das er würde verlieren können, müsste es Lisa sein – da war er sich auf einmal ganz sicher. Aber dafür musste er sie zurückgewinnen – wenn es noch nicht zu spät war.
»Du solltest nicht so viel über alles nachdenken, Alex. Davon wirst du krank und kriegst einen verdammten Hass auf dein Leben.«
Alex wusste nur zu gut, wen er meinte, aber er wollte davon jetzt nichts hören. »Wir trinken noch einen«, entschied er, sprang auf und holte die Gläser aus dem Wohnzimmer.
Der Wodka ließ noch ein paar Fragen mehr verschwinden. Sie gossen nach und leerten das nächste Glas. »Du kannst hier zur Not pennen«, bot Flo an. »Wir können hier in den nächsten zwei Wochen häufiger saufen, solange unsere Eltern auf Malle sind. Papa hat uns zweihundert Euro dagelassen.«
»Und wie viel ist noch übrig.«
»Keine Ahnung. Denke mal, nichts. Aber uns wird schon was einfallen.«
Alex grinste und stieß mit ihm an. Jetzt zirpten nur noch die Grillen und im Teich quakte ein Frosch.
11
Es klingelte zum Stundenende und die quälende Zeit war vorüber. Lisa ließ sich Zeit, ihre Tasche zu packen. Die anderen stürmten hinaus.
»Wir sehen uns dann nachher im Schwimmbad«, flötete Marie und verabschiedete sich bei Greta und Annika mit Küsschen. Lisa wusste, dass dieser Kuss nichts bedeutete, und doch vermisste sie ihn schmerzlich.
» Du kommst auch, Jenny?«, drehte sich Marie zu Lisas Sitzpartnerin um. Der bestimmte Unterton war nicht zu überhören.
»Vielleicht. Muss heute noch mit meinem Vater einkaufen fahren«, entgegnete Jenny etwas abwesend.
»Wäre schön, wenn du dabei wärst«, antwortete Marie, und Lisa merkte, dass sie kurz zu ihr rüberschielte, um zu sehen, wie sie reagieren würde. Aber Lisa versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie verletzt war. Diese Genugtuung würde sie ihr nicht geben. Stattdessen packte sie ihre Tasche nun etwas schneller, schulterte sie und flüchtete zu ihrem Spind.
Die Tür war kahl und leer. Nur ein paar Sticker klebten noch. Die Fotos hatte sie alle abgerissen. Die Erinnerungen, die in ihnen steckten, schmerzten zu sehr. Nur die Unterschriften der ehemaligen Freundesclique wollten nicht ganz verschwinden. Beste Freunde für immer. Wir lieben dich Lisa! Darunter hatten Marie, Annika, Greta und Jenny in der siebten Klasse alle ihren Namen gesetzt. Mit Herzchen.
Krachend schlug sie die Tür zu und drehte den Schlüssel herum. Da stand sie alleine.
Sie wollte nur weg, einfach verschwinden. Sie würde noch einen Umweg machen, um das Essen zu Hause zu verpassen. Auf keinen Fall wollte sie mit ihrer Mama und ihrem Bruder zusammen am Tisch sitzen, lieber würde sie es sich aufwärmen und alleine auf ihrem Zimmer essen. Ihr einsamer Weg wurde unerwartet unterbrochen.
»Hallo, Lisa.« Jenny stand vor ihrem Spind.
»Hi, Jenny.«
Jenny hatte ihr nie etwas getan. Greta und Annika standen dagegen eindeutig auf Maries Seite. Und doch ging Lisa auf Distanz, wenn Jenny sie in der Stunde ansprach. Sie wusste, wie die anderen das kommentieren würden, und wollte Jenny nicht in Schwierigkeiten bringen. Es reichte ja, wenn sie über Lisa lästerten. Jenny hatte es sich verdient, endlich dazuzugehören. Sie sollte nicht darunter leiden, dass Lisa jetzt der Arsch war.
»Ich wollte fragen, ob du heute auch mit ins Schwimmbad kommst.«
Wollte sie sie verarschen? War das irgendein Trick, abgesprochen mit Marie?
Der unschuldige Blick, mit dem Jenny sie anschaute, machte es unmöglich, ihr zu misstrauen.
»Oh, danke, dass du mich fragst«, erwiderte Lisa. »Aber ich werde heute noch etwas Klavier üben müssen.«
»Bei dem Wetter?«, fragte Jenny. Sie schwieg einen Augenblick betreten. »Es ist wegen Marie und den anderen beiden, oder?«
»Um ehrlich zu sein, ja. Das solltest du ja
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