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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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begrüßte Freunde und Bekannte und lernte durch sie neue Leute kennen. Unvermittelt empfand sie ein ihr unerklärliches Unbehagen, ermahnte sich jedoch, sie habe nicht den geringsten Anlass zur Besorgnis. Dennoch warf sie einen Blick über die Schulter und vergewisserte sich, dass niemand ihr folgte.
    Beruhigt ging sie zu der Baumgruppe und stellte zu ihrem Bedauern fest, dass Mr. Brownsmith sich noch nicht eingefunden hatte. Wartend schritt sie auf und ab, hörte plötzlich jemanden sich ihr von der anderen Seite des Gesträuchs her nähern und sah im nächsten Moment den angeheirateten Vetter zwischen zwei Büschen erscheinen.
    “Was machst du hier, Humphrey?” fragte sie. Flüchtig überlegte sie, ob sie sich wieder unter die Menge mischen sollte, entschied sich indes dagegen, weil sie eine peinliche Szene in der Öffentlichkeit vermeiden wollte. Sie ahnte jedoch, dass die Unterredung mit ihm unerfreulich werden würde.
    “Ich habe dasselbe Recht wie du, hier zu sein”, antwortete er kühl, blieb vor ihr stehen und schaute sie begehrlich an. “Dich muss ich wohl nicht erst fragen, warum du hier bist, nicht wahr?” fügte er anzüglich hinzu. “Ich habe dich mit Mr. Brownsmith eintreffen gesehen.”
    “Ich dachte, du hättest viel für ihn übrig”, erwiderte Amanda ironisch.
    “Nun, er ist ein ganz patenter Kerl”, sagte Humphrey gleichmütig. “Ich bezweifele jedoch, dass Brownsmith sein richtiger Name ist. Wie dem auch sei, in meinen Augen ist er ein Weiberheld, und ich kann mir denken, was du von ihm willst, Amanda! Jedenfalls hast du nicht die Absicht, ihm Land zu verkaufen!”
    “Wie kannst du es wagen, derart despektierlich mit mir zu reden!”, entrüstete sie sich.
    “Ich bin ein anständiger Mann, aber meinen Heiratsantrag hast du abgelehnt”, sagte Humphrey erbost. “Stattdessen vergnügst du dich mit einem Londoner Lebemann!”
    “Ver…” Vor Zorn blieb Amanda das Wort im Hals stecken. Sie schluckte, sah aufgebracht den Vetter an und äußerte wütend: “Du hältst dich für anständig, Humphrey? Du hast mich mit einer List dazu gebracht, zu dir nach Haus zu kommen, mich beleidigt und belästigt und Fredericks Andenken besudelt!”
    “Ist es keine Besudelung seines Andenkens, wenn du dich, obwohl du soeben erst das Trauerjahr hinter dir hast, mit Mr. Brownsmith einlässt?”
    Amanda merkte, dass nicht nur der verletzte Stolz Humphrey so außer sich sein ließ, sondern vor allem die Eifersucht auf Mr. Brownsmith. Es musste ihn tief getroffen haben, dass sie nicht ihm den Vorzug gegeben hatte.
    “Erstens ist meine Trauerzeit längst vorüber”, entgegnete sie kalt, “und zweitens habe ich mich nicht mit Mr. Brownsmith eingelassen, wie du das so unverschämt formuliert hast!” Jäh erkannte sie jedoch, dass sie Gefahr lief, in den Augen der Öffentlichkeit diesen Anschein zu erwecken, und spürte sich erröten.
    “Nein?” fragte Humphrey boshaft. “Warum wirst du dann so rot? Du kannst nicht leugnen, dass du dich schamlos aufführst! Und da du bereit bist, dich mit diesem Burschen abzugeben, kannst du ebenso gut meine Wünsche erfüllen”, setzte er hinzu, riss Amanda an sich und drängte sie gegen den nächsten Baumstamm.
    Alles war so schnell gegangen, dass sie einen Moment brauchte, um zu reagieren. Entrüstet stemmte sie Humphrey die Hände auf die Brust und versuchte, ihn fortzustoßen. Als das nichts half, wollte sie ihn wieder kampfunfähig machen, doch zu ihrem großen Bedauern ahnte er ihre Absicht und wich rechtzeitig ihrem Knie aus. Verstört begriff sie, dass sie ihm ausgeliefert war, und befürchtete, er werde ihr Gewalt antun.
    Er sah sie den Mund öffnen, offenbar, weil sie laut um Hilfe schreien wollte, neigte sich hastig vor und verschloss ihn ihr mit einem begierigen Kuss.
    Etwas Ekelhafteres war ihr noch nie widerfahren. Sie sträubte sich, so gut es ging, und bemühte sich, seine sie betatschenden Hände wegzustoßen. Verzweifelt kratzte sie ihn und trat ihm gegen das Schienbein, doch er ließ nicht von ihr ab.
    Unvermittelt bemerkte sie hinter ihm Mr. Brownsmith, und nur einen Augenblick später wurde Humphrey zurückgerissen. Ächzend und tief Luft holend, lehnte sie sich an die Eiche und rang um Fassung, während sie Mr. Brownsmith Humphrey einen wuchtigen Hieb ins Gesicht versetzen und ihn dann zu Boden stoßen sah. Aufschluchzend lief sie zu ihrem Retter und schmiegte sich an ihn.
    Er schloss die Arme um sie und drückte sie beruhigend an sich. “Was

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