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Zwischen Ehre und Verlangen

Zwischen Ehre und Verlangen

Titel: Zwischen Ehre und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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fest.
    Amanda hörte Flambough laut fluchen, trieb die Pferde weiter an und schaffte es, in äußerst knappem Abstand vor Mr. Brownsmith an dem Hindernis vorbeizukommen.
    In der Absicht, sie nicht zu behindern, hatte Jared den Hengst kurz verhalten und trieb ihn dann zum Sprung über den auf die Straße ragenden Teil des mittlerweile haltenden Karrens an. Mit einem hohen Satz nahm der Hengst die Hürde und galoppierte hinter dem schnaubenden, sich auslaufenden Gespann her.
    Schließlich zügelte Amanda es und hielt aufgeregt an.
    Jared lenkte den Rotfuchs zu ihr, brachte das Tier, dem der Schaum von den Lefzen troff, neben ihr zum Stehen und äußerte anerkennend: “Das war eine Meisterleistung, Mrs. Clare! Sie haben gewonnen.”
    “Danke”, erwiderte sie, rückte sich die verrutschte Schute zurecht und zog die Schleife fester. “Sie wären jedoch der Sieger gewesen, hätte der Karren uns nicht behindert. Ist mit Ihnen alles in Ordnung, Flambough?” rief sie über die Schulter zurück.
    “Ja, Madam”, antwortete der Diener keuchend. “Alle Achtung, Sir”, wandte er sich an Mr. Brownsmith. “Das war ein tollkühner Sprung!”
    “Zum Glück ist alles gut gegangen”, erwiderte Jared erleichtert.
    Amanda wagte nicht, daran zu denken, was hätte passieren können, wenn er oder sie gegen den Karren geprallt wären.
    Nach einer kurzen Verschnaufpause wurde die Reise fortgesetzt, und je näher man Holkham kam, desto dichter wurde der Verkehr auf der Straße. Amanda traf Bekannte, winkte ihnen fröhlich zu und wechselte im Vorbeifahren einige freundliche Worte mit ihnen. Ihr fiel auf, dass Mr. Brownsmith alle Leute mit großer Aufmerksamkeit anschaute, offenbar in dem Bemühen, ein ihm vertrautes Gesicht zu entdecken. Sie schloss sich der langen Reihe von Fahrzeugen an, die auf Holkham Hall zuhielten, drehte sich nach einiger Zeit, als man dem Ziel nahe war, zu Flambough um und rief ihm zu, während sie das Gespann zum Halten brachte: “Übernehmen Sie jetzt die Zügel!”
    Sobald die Kutsche stand, sprang der Reitknecht vom Dienertritt, ging zum Wagenschlag und öffnete ihn. “Soll ich Ihr Pferd mitnehmen, Sir?” fragte er den absitzenden Mr. Brownsmith.
    “Nein, das könnte unangenehm für Sie werden”, antwortete Jared und half erst Mrs. Clare, dann Miss Porter aus dem Zweispänner. “Ich werde den Rotfuchs am Zügel führen. Und was geschieht jetzt?”
    “Zuerst müssen wir uns im Gästebuch eintragen, das in der Eingangshalle ausliegt”, erklärte Amanda. “Dann würde ich gern mit Miss Porter zu den Schafhürden gehen, wo die Schur stattfindet. Ich schlage vor, dass wir uns, falls wir uns in der Menschenmenge aus den Augen verlieren sollten, bei dieser Eichengruppe dort treffen.”
    “Einverstanden”, stimmte Jared zu und schloss sich den Damen an.
    Amanda hatte den Eindruck, dass sie auf dem Weg zum Hauptportal neugierig beobachtet wurde. Nachdem sie das Herrenhaus erreicht hatte, wandte sie sich Mr. Brownsmith zu und sagte: “Bis später, Sir.” Dann begab sie sich mit ihrer Gesellschafterin in das Entree, trug sich im Gästebuch ein und suchte den Damensalon auf. Kaum hatte man den Raum betreten, kam Lady Grahame auf sie und Jane zu und begrüßte sie freundlich.
    “Wir haben uns lange nicht gesehen, meine Damen”, sagte Augusta lächelnd. “Wissen Sie schon, dass Mr. Coke einen Teil des Parks hat umgestalten lassen? Meine Freundinnen und ich wollen uns die Veränderungen ansehen. Möchten Sie sich zu uns gesellen?”
    “Nein, danke, Madam”, lehnte Amanda höflich den Vorschlag ab. “Ich möchte gleich zu den Koppeln gehen. Aber du, Jane …”
    “Sollte ich dich nicht begleiten?”
    “Das ist nicht nötig”, antwortete Amanda. “Bleib du bei Lady Grahame. Das dürfte viel interessanter für dich sein.”
    “Wie du willst”, gab Jane nach.
    Amanda verabschiedete sich von der Baronin, verließ das Haus und klappte, um vor der Sonne geschützt zu sein, den kleinen Schirm auf. Die größte Betriebsamkeit herrschte bei den Schafhürden. Einige Gruppen von Männern musterten interessiert die landwirtschaftlichen Geräte, die aufgestellt waren. Frauen schlenderten an den Maschinen vorbei, und Kinder spielten Fangen. Ein Bereich des weitläufigen Parks war mit Seilen abgeteilt worden, wo später, wie Amanda mutmaßte, ein Wettbewerb stattfinden würde.
    Da Mr. Brownsmith nirgendwo zu sehen war, schlenderte sie zu den Eichen, um ihn dort zu treffen. Unterwegs hielt sie einige Male an,

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