Zwischen Ehre und Verlangen
bitte einen Moment, Madam”, erwiderte James und löste sich von ihr. “Ich bin gleich wieder da, Jared”, fügte er hinzu und überquerte die Marine Parade.
“Ich muss mit dir reden, Amanda!”, sagte Jared eindringlich. “Wann können wir uns in Ruhe unterhalten?”
“Ich sehe nicht den mindesten Anlass, Ihnen Zeit zu widmen”, antwortete sie spitz. “Wenn Sie sich für Ihr gestriges Benehmen entschuldigen wollen, können Sie das schriftlich tun!”
“Ich war sehr verärgert, Amanda”, gestand Jared, ergriff sie am Arm und zog sie an den Rand der Promenade.
“Das ist kein Grund, mich derart zu attackieren!”, ereiferte sie sich.
“Nein”, räumte Jared ein. “Ich muss dir etwas erklären.”
“Ich bin nicht an Ihren Erklärungen interessiert”, entgegnete sie scharf und wünschte sich, er möge sie endlich in Ruhe lassen. Zu ihrer großen Erleichterung bemerkte sie, dass Lord Oughton mit Mutter und Schwester zu ihr zurückkehrte.
“Oh, wie nett, Sie zu sehen, Severn”, begrüßte die Viscountess ihn lächelnd.
“Guten Tag, die Damen”, erwiderte er höflich und verneigte sich. “Das Vergnügen ist ganz meinerseits.”
Man plauderte eine Weile über das Wetter und gemeinsame in der Stadt weilende Bekannte, doch Amanda sah wiederholt Lady Oughtons prüfenden Blick auf sich gerichtet. Sie ahnte, dass Ihre Ladyschaft sich der Spannung bewusst war, die zwischen ihr und Jared bestand.
“Nehmen Sie auch am heutigen Ball im ‘Alten Schiff’ teil, Sir?” erkundigte die Viscountess sich bei Severn.
“Wahrscheinlich”, antwortete er ausweichend.
“Sie und Ihre Gesellschafterin schließen sich uns doch an, nicht wahr?” wandte Lady Oughton sich an Mrs. Clare.
Widerstrebend nickte Amanda.
Amanda trug das Kleid, das sie zum Dinner in Kelling House angezogen hatte, und auch denselben Schmuck, um Jared dadurch zu zeigen, dass es ihr gleich war, ob er sich an diesen Abend erinnerte oder nicht. In Begleitung Lord Oughtons und seiner Angehörigen betrat sie mit Jane den imposanten, im klassizistischen Stil gehaltenen Ballsaal und schaute sich rasch nach Jared und Miss Poste um. Beide waren jedoch nicht zu sehen. Als sie sich wieder Lord Oughton zuwandte, stellte sie fest, dass dessen Mutter und Schwester in der Menschenmenge verschwunden waren.
“Würden Sie uns einen Moment entschuldigen, Miss Porter?” fragte James höflich. “Ich möchte einen Augenblick mit Mrs. Clare sprechen.”
“Selbstverständlich, Mylord”, erwiderte Jane höflich.
Er reichte Mrs. Clare den Arm und schlenderte mit ihr am Rand des Ballsaals entlang. Bei einer der wuchtigen Säulen blieb er stehen und sagte: “Ich möchte Sie etwas fragen, Madam, hoffe jedoch, nicht impertinent auf Sie zu wirken.”
Erstaunt sah sie ihn an und überlegte, was er auf dem Herzen haben mochte. “Das wird sich zeigen”, erwiderte sie lächelnd.
“Ich habe seit einiger Zeit den Eindruck, dass zwischen Ihnen und Jared Unstimmigkeiten bestehen. Sagen Sie es mir bitte, falls er Sie in irgendeiner Weise belästigt hat, damit ich die Sache in Ordnung bringen kann.”
Einen Moment lang war Amanda zu verblüfft, um etwas äußern zu können. “Oh bitte, kommen Sie nicht auf den Gedanken, dass Lord Severn mir ungebührliche Avancen gemacht hat”, sagte sie dann irritiert. “Zwischen ihm und mir ist es zu einem Missverständnis gekommen, und da beide Seiten uneinsichtig sind, wird es sich nicht beheben lassen. Daran können auch Sie nichts ändern.”
“Sollten Sie dennoch eines Tages meine Unterstützung benötigen, so lassen Sie es mich bitte wissen.”
“Danke”, sagte Amanda freundlich.
“Gehen wir zu unseren Begleitern zurück”, schlug James vor und mischte sich mit Mrs. Clare unter die anderen Gäste.
Unvermittelt erblickte sie Jared, der leicht die Augen verengte, als er sie bemerkte. Schließlich entdeckte sie Jane, die sich mit Miss Woodley, einer anderen Frau und Miss Poste unterhielt. Flüchtig überlegte sie, ob sie der Gruppe ausweichen solle, entschloss sich dann jedoch, sich zu den Damen zu gesellen. Sie entschuldigte sich bei Lord Oughton, ging auf Jane zu und behielt dabei Miss Poste im Auge.
“Oh, guten Abend, Mrs. Clare”, begrüßte Diana sie höflich.
“Sie erinnern sich an mich?” fragte Amanda überrascht. “Das habe ich nicht erwartet.”
“Ich muss Sie nachträglich für mein ungehöriges Benehmen bei unserer ersten Begegnung um Verzeihung bitten”, erwiderte Diana, Verlegenheit
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