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Zwischen Ewig und Jetzt

Zwischen Ewig und Jetzt

Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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immer wie angewurzelt, sieht zu der Gruppe hinüber. »Keine Ahnung.«
    »Dann lass uns besser nachsehen«, sage ich eindringlich. Ich habe die Hoffnung, dass er wenigstens Konrad in Schach halten kann, wenn es hart auf hart kommt.
    Entschlossen marschiere ich auf die Gruppe zu. Der Wind raschelt in den hohen Hecken links und rechts. Wie bei einem Labyrinth ist dieser Teil des Weges sowohl von der Straße als auch vom Schulgebäude her nicht einsehbar. Durch die Hecken kommt man nicht durch: Sie wachsen um einen stabilen Drahtzaun herum. Das alles schießt mir blitzschnell durch den Kopf, als müsse ich schon einmal einen Fluchtplan ausarbeiten.
    Ich muss es nicht. Denn kaum sind wir zwei, drei Schritte auf Niki und die anderen zugegangen, spüre ich es: Niki wehrt sich. Und ich weiß auch, wie.
    »Spürst du das?«, flüstere ich und bleibe stehen.
    »Ja«, erwidert Felix, der dicht hinter mir ist.
    Es wird ruhig, obwohl das Rascheln der Blätter eher noch zunimmt. Aber alles andere wird still. Felix, ich, die Leute um Niki herum, Konrad, Anni. Watte kriecht herauf und füllt den Gang zwischen den Hecken.
    Er ist es
, schießt mir durch den Kopf: Es auszusprechen ist unmöglich geworden. Er verursacht es. Ich dachte, es wären die Toten. Aber er ist es. Der sie benutzt.
    Niki steht ganz ruhig da. Die Arme hängen rechts und links von seinem Körper, die Hände sind offen. Er sieht niemand Bestimmtes an, schaut nur vor sich hin. Konzentriert sich. Auch wenn ich es auf die Entfernung nicht deutlich sehen kann, kann ich mir doch vorstellen, dass seine Kiefermuskeln arbeiten. Als würde er reden. Nach innen reden.
    Müdigkeit kriecht mir die Beine hoch wie Nebel, macht mich wehrlos. Das Wattegefühlt der Gleichgültigkeit hat mich gepackt, Felix ergeht es sicher ebenso. Und wie viel schlimmer muss es erst für Konrad und die anderen sein, die dicht bei ihm stehen?
    Als Nächstes, das ahne ich schon, kommen die Bilder. Unsere Bilder. Ich weiß nicht, was Felix sieht, als er hinter mir aufstöhnt. Ich weiß nur, dass bei mir ein Auto auf dem Dach liegt. Ein Auto, dessen Räder sich drehen und in dessen Innerem etwas überlebt hat. Etwas, das heraus will …
    Auch mir ist danach zu stöhnen. Oder zu schluchzen, wie ich es jetzt von Anni oder Vanessa hören kann. Aber ich schließe die Augen.
    Das Auto ist noch da, was mich nicht überrascht.
    »Es regnete«, flüstere ich, obwohl es meinem Mund schwer fällt, sich zu bewegen. Es stimmt nicht, natürlich nicht: Mein Vater ist verbrannt. Also muss ich ihn löschen. Nur das weiß ich. Denn wenn ich jetzt noch Flammen sehe, dann drehe ich durch. »Es hat geregnet.« Prompt fällt Regen auf die ganz private Filmvorführung meines Geisterautos. »Das Wasser stand hoch in einem kleinen Fluss. Es ist hineingelaufen.« Ein Bach nimmt Gestalt an und ergießt sich in das Innere des Autos. Da drin zischt etwas, bewegt sich. »Und er ist schon tot. Er ist ertrunken.« Der Bach fließt ins Auto hinein, auf der anderen Seite wieder heraus und ertränkt das, was noch da drin ist. Es sieht nicht realistisch aus, eher so, als wäre ein Spielzeugauto auf einer silbernen Schnur aufgefädelt worden, aber es wirkt: Nichts rührt sich mehr. Was immer auch da drin sein mochte, ist tot.
    Ich öffne meine Augen.
    Niki steht noch immer am selben Ort. Vanessa kauert schluchzend zu seinen Füßen, Anni weint ebenfalls. Die Jungs haben sich abgewendet, ohne entkommen zu sein: Lars übergibt sich, Konrad hält seinen Kopf mit beiden Händen.
    Hinter mir rührt sich Felix. »Er muss … er muss damit aufhören. Bring ihn dazu.«
    Ich versuche es ja. Versuche, mich zu bewegen. Einen Fuß vor den anderen zu setzen, auf Niki zu. Und tatsächlich: Es funktioniert. Mein Spielzeugauto hängt an einer silbernen Schnur vor mir, weicht aber die entsprechende Anzahl Schritte zurück. Irgendwann bin ich nah genug an ihm dran. Nah genug, um ihn anzusprechen.
    »Niki, bitte.« Meine Stimme klingt, als würde sie von weit herkommen. Als stamme sie tatsächlich von dem Ort mit dem verunglückten Auto. »Du tust ihnen weh.«
    Er reagiert gar nicht.
    »Hör auf damit. Lass es sein.«
    Immer noch nichts.
    Ich will gerade die Hand nach ihm ausstrecken, als er den Kopf hebt, und mich ansieht.
Besessen
, schießt mir durch den Kopf. Ich müsste seine Augen sehen, damit ich erkennen kann, ob er immer noch Niki ist, doch er sieht an mir vorbei, an mir vorbei zu Felix.
    »Felix. Natürlich«, sagt er. Mehr nicht.
    Mit Wucht

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