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Zwischen Ewig und Jetzt

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Titel: Zwischen Ewig und Jetzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lucas
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gleichmäßig, hat die Augen geschlossen. Seine Wimpern werfen Schatten auf seine bleichen Wangen. Die Spuren von Blut sind noch zu sehen: Ich bräuchte Wasser, um sie abzubekommen.
    Es geht ein leichter Wind.
    Als er seine Augen schließlich öffnet, erschrecke ich mich so, dass ich zusammenfahre. Nikis Hand zuckt hoch, nimmt mir das Taschentuch ab. Er hält es sich unter die Nase, beobachtet mich darüber hinweg.
    »Geht …, geht es wieder?«
    Er nickt.
    »Gott sei Dank.« Ich nicke auch. »Ich habe mir Sorgen gemacht. War das Justin? Hat er dich getroffen?«
    Niki schließt noch einmal die Augen, atmet tief ein, bevor er sie wieder aufmacht. »Nein«, sagt er. »Das war
sie
. Und sie war so …« Er schaudert.
    »Laut?«, frage ich.
    »Und wie.«
    Wir sind beide eine Weile lang ruhig.
    »Wie hast du mich gefunden?«, will ich schließlich wissen.
    »Du hast mich angerufen, schon vergessen?«
    Naja, eigentlich habe ich Felix anrufen wollen, aber das sage ich ihm natürlich nicht. »Ich hab blind drauflos getippt«, erkläre ich, »und konnte nur hoffen, dass jemand mich hört.«
    »Du hast geredet, immerzu. Das war gut: So konnte ich rausfinden, wo du steckst.«
    Wir schweigen eine Weile. Ich beobachte das Eichhörnchen, das sich inzwischen näher zu uns heranwagt, dafür aber die Vögel verscheucht. Der Mann mit dem Hund wirft vor dem Pavillon weiter hinten Stöckchen, die Frau mit dem Kinderwagen ist nicht mehr zu sehen.
    Niki nimmt das Taschentuch weg, wartet, ob seine Nase noch blutet, dann hält er es sich wieder darunter. »Was wollte er eigentlich von dir?«
    »Justin? Mir etwas zeigen.«
    Niki räuspert sich. »Es sah aus … also, als ich reinkam. Du warst auf seinem Bett, er stand vor dir. Ich wusste nicht, was er vorhatte.«
    »Nein, konntest du auch nicht.« Ich sehe ihm fest in die Augen. »Danke. Dass du mich gerettet hast. Wieder mal.«
    Niki erwidert nichts.
    »Er wollte mir ein Foto zeigen«, fahre ich fort. Ich ziehe meine Beine hoch, umschlinge sie mit den Armen und beobachte weiter das Eichhörnchen. »Ein Foto von ihm. Mit seinem Vater.«
    »Eurem Vater«, ergänzt Niki, vielleicht fragt er es auch.  
    »Seinem Vater«, erwidere ich. »Ich war noch nicht geboren, er war noch klein. Er gehörte ihm ganz allein. Sie sahen glücklich aus, alle beide.« Das Eichhörnchen hat etwas Lohnenswertes gefunden, packt es mit beiden Fäustchen und beginnt, daran herumzuknabbern. Ich kann das Foto direkt vor mir sehen. Ein Junge, breit lachend, mit blondem, kurzem Haar, daneben ein ebenfalls lachender Mann. Sein Vater. Damals noch kein Ingenieur in Afrika. Elefanten brauchten nicht gerettet zu werden. Es ist ein schönes Bild. »Er hat es nicht losgelassen. Selbst als du ihn geschlagen hast, hat er es nicht losgelassen.«
    »Er war überrascht«, kommt es von Niki.
    »Ja. Vielleicht deswegen.« Wieder ist es solange ruhig zwischen uns, bis ich ihn frage, was er gehört hat.
    »Die Stimme«, ist seine Antwort.
    »Ja. Aber was hat sie gesagt?«
    »Gekreischt. Wie eine Irre gekreischt. Mir ist fast der Kopf weggeflogen. Und dann …«
    »Ja?«
    »Dann hat sie vielleicht geweint. Ich bin mir nicht sicher. Es war so laut, aber es können Schluchzer gewesen sein. Und sie hat ihn beim Namen gerufen.«
    »Justins Namen?«
    »Ja. Immer wieder.« Wieder nimmt Niki das Taschentuch weg, beugt sich nach links und wirft es in den Papierkorb.
    »Du siehst übel aus«, bescheinige ich ihm.
    »Vielen Dank«, erwidert er sarkastisch. Sein Mundwinkel verzieht sich.
    »Wir sollten gehen. Du musst dich waschen. Wenn man uns so sieht …« Ich mache eine unbestimmte Handbewegung.
    »Was dann?«
    »Dann hält man uns noch für Vampire.«
    »Vampire.« Er nickt. »Das kommt hin. Die Decke hier gegen das Sonnenlicht.«
    »Das viele Blut.«
    »
Mein
Blut. Das heißt, ich bin hier wohl das Opfer.«
    »Stimmt. Ich sauge dich aus.«
    Wir lächeln uns an, als wäre uns wirklich zum Lächeln zumute. Ich stehe auf und strecke ihm die Hand hin. »Lass uns gehen.«
    Niki ergreift sie. Lässt die Decke aus dem Motel achtlos hinter sich fallen. Während wir Hand in Hand aus dem Park und Richtung Straßenbahn gehen, bin ich es dieses Mal, die eine Stimme hört. Wieder und wieder.
    Ich will dich warnen, Julia. Vor falschen Freunden. Freunden, die mit Toten reden.
     
    Ich habe Niki gebeten, Felix gegenüber nichts von der Sache zu erwähnen. Er hat mich neugierig angesehen, es aber versprochen: Es würde ihm wohl kaum schwer fallen, hat

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