Zwischen Himmel und Liebe
um.
Aber es war leer. Sie war allein. Die Sonne ging über den Hügeln auf, die Nacht war zu Ende, ein neuer Tag begann. Aber Elizabeth schloss die Augen und träumte weiter.
Vierzig
Eine Woche später schlenderte Elizabeth früh am Sonntagmorgen trübselig im Pyjama durchs Haus und schleppte sich auf ihren Hausschlappen von einem Zimmer zum nächsten. Auf jeder Schwelle blieb sie stehen, äugte ins Zimmer und suchte … ja, was suchte sie eigentlich? Sie wusste es nicht genau. Keins der Zimmer brachte sie der Lösung näher, und so wanderte sie weiter.
Die Hände um den warmen Kaffeebecher geschlungen, stand sie auf dem Korridor und versuchte zu entscheiden, was sie tun wollte. Gewöhnlich bewegte sie sich nicht so langsam, und ihr Kopf fühlte sich normalerweise auch nicht so verschwommen an, aber in letzter Zeit passierte ihr so manches, was sie früher nicht für möglich gehalten hätte.
Nicht, dass sie nichts zu tun hatte: Der zweiwöchentliche Hausputz war fällig, und das Problem mit dem Kinderzimmer im Hotel war auch immer noch nicht vollständig gelöst. Von wegen vollständig – sie hatte noch nicht mal damit angefangen! Die ganze Woche hatten Vincent und Benjamin ihr im Nacken gesessen, sie schlief noch weniger als sonst, weil sie sich ständig den Kopf zermarterte, und da sie eine Perfektionistin war, konnte sie nicht anfangen, ehe sie alles ganz klar vor Augen hatte. Sie hatte doch Talent, sie war ein Profi! Aber zurzeit fühlte sie sich wie ein Schulmädchen, und sie machte gezielt einen großen Bogen um ihre Stifte und ihren Laptop, damit sie ihre Hausaufgaben nicht machen musste. Verzweifelt suchte sie nach einer Ablenkung, nach einer gescheiten Ausrede, die sie aus der Blockade erlösen würde, in der sie sich verstrickt hatte.
Seit der Party letzte Woche hatte sie Ivan nicht mehr gesehen, er hatte auch nicht angerufen oder geschrieben. Man hätte denken können, er wäre vom Erdboden verschluckt, und sie ärgerte sich zwar, fühlte sich aber hauptsächlich einsam. Sie vermisste ihn schrecklich.
Es war sieben Uhr morgens, und aus dem Spielzimmer hörte man Cartoongeräusche. Elizabeth ging den Korridor hinunter und steckte den Kopf ins Zimmer.
»Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«
Ich verspreche auch, keine blöden Bemerkungen zu machen
, hätte sie gern noch hinzugefügt.
Überrascht blicke Luke auf und schüttelte den Kopf. Er hockte im Schneidersitz auf dem Fußboden und reckte den Hals, um den Fernseher sehen zu können. Das sah sehr unbequem aus, aber Elizabeth schwieg, statt ihn wie sonst üblich dafür zu kritisieren. Ohne Kommentar ließ sie sich auf den Sitzsack neben ihm sinken und zog die Knie an.
»Was schaust du dir da an?«
»Sponge-Bob Schwammkopf.«
»Sponge was?«, lachte sie.
»Sponge-Bob Schwammkopf«, wiederholte er, ohne die Augen vom Fernseher zu nehmen.
»Worum geht es da?«
»Um einen Schwamm namens Bob«, kicherte er.
»Ist das gut?«
»Mhmm«, nickte er. »Ich hab es schon zweimal gesehen.« Er schaufelte sich Rice Crispies in den Mund, wobei er eine ziemliche Sauerei veranstaltete und sich Milch übers Kinn schüttete.
»Warum guckst du es dann noch mal? Warum gehst du nicht ein bisschen raus an die frische Luft und spielst mit Sam? Du warst bisher das ganze Wochenende hier drin.«
Schweigen.
»Wo ist Sam überhaupt? Ist er weggefahren?«
»Wir sind keine Freunde mehr«, antwortete Luke traurig.
»Warum nicht?«, fragte sie überrascht, setzte sich auf und stellte ihre Kaffeetasse auf dem Boden ab.
Luke zuckte die Achseln.
»Hattet ihr Streit?«, hakte Elizabeth vorsichtig nach.
Luke schüttelte den Kopf.
»Hat er irgendwas gesagt, das dich traurig gemacht hat?«, versuchte sie zu raten.
Wieder ein Kopfschütteln.
»Hast du ihn geärgert?«
Erneutes Kopfschütteln.
»Na, was ist denn dann passiert?«
»Gar nichts«, erklärte Luke. »Er hat mir einfach nur gesagt, er will nicht mehr mein Freund sein.«
»Na ja, das ist nicht besonders nett«, meinte Elizabeth. »Möchtest du, dass ich mal mit ihm rede? Vielleicht sagt er mir, was los ist.«
Luke zuckte die Achseln.
Eine Weile schwiegen sie beide, und Luke starrte gedankenverloren auf den Bildschirm.
»Hör mal, ich weiß, wie es ist, einen Freund zu verlieren, Luke. Du kennst doch Ivan.«
»Der war auch mein Freund.«
»Ja«, lächelte Elizabeth. »Jedenfalls vermisse ich ihn. Ich hab ihn die ganze Woche nicht gesehen.«
»Ja, er ist weg. Er hat es mir gesagt; er muss jetzt
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