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Zwischen Licht und Dunkel

Titel: Zwischen Licht und Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Spitzbart
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nicht. Unser Töchterchen Anna war gerade einmal acht Monate alt, als sie bereits von der Titelseite einer Zeitung blickte. Ein halbes Jahr später stellten wir beide, Mutter und Tochter, in einer Zeitschrift mit Wort und Bild unsere neu gegründete, deutschsprachige Eltern- Kind-Gruppe vor. Und als sich auf der Insel die Kunde von einem Buch über das Abenteuer Alltag auf Island verbreitete, wurde ich innerhalb kürzester Zeit von gleich drei Radiostationen zum Live-Interview geladen. Möchten meine Isländer doch nur zu gerne erfahren, was andere über sie denken.
    Am Tag vor Stefáns vierzigstem Geburtstag rief eine Zeitung bei uns an. Ob das Geburtstagskind in spe zu einem kleinen Interview bereit wäre? Was es denn anlässlich des bevorstehenden großen Tages zu sagen hätte? Folgender Artikel kam dabei heraus: „Ich steuere in eine helle Zukunft und denke, dass es für alle gesund ist, vierzig zu werden“, sagt Stefán Helgi Valsson, der heute seinen vierzigsten Geburtstag feiert. Gefragt, was er an dem Tag vorhabe, antwortet er: „Ich werde ihn im Kreise meiner Familie verbringen, daheim sein und Gäste empfangen. Meine Frau wird Kuchen backen, selbstverständlich auch meinen Lieblingskuchen, eine deutsche Biskuitrolle.“ Stefán sagt, dies sei seit vielen Jahren die erste Kaffeeeinladung anlässlich seines Geburtstags. „Ich bin kein großer Geburtstagsfreund. Wahrscheinlich wird später im Jahr noch etwas obendrauf gesetzt. Was genau das sein wird, wird sich zeigen. Vielleicht machen wir eine Auslandsreise, da meine Lebensgefährtin und Kindsmutter heuer ebenfalls vierzig wird. Zusammen werden wir achtzig!“ Der bislang denkwürdigste Geburtstag wäre sein Dreißigster gewesen, meint Stefán. Den hätte er am Strand von Kapstadt in Südafrika gefeiert. „Das war ein sehr schöner Geburtstag. Ich verbrachte ihn ganz einfach bei Strandvolleyball und -fußball mit meinen besten Freunden.“ Nach dem schönsten Geburtstagsgeschenk der vergangenen vierzig Jahre gefragt, antwortet er: „Mir sind Geschenke nicht besonders wichtig. Viel mehr bedeutet es mir, einen Geburtstag mit den Menschen zu verbringen, die ich gern habe.“ Wenn das keine Weltnachrichten sind!
    Meistens kommt es also ganz von alleine, weltberühmt auf Island zu werden. Wer den entscheidenden Moment nicht einfach abwarten will, kann auch etwas nachhelfen. Ein Teenager rief zum Beispiel im Weißen Haus an und gab sich als Islands Präsident aus. Tatsächlich wurde ein Termin für das erbetene Treffen mit dem US-amerikanischen Berufskollegen vereinbart, bevor sich das Spielchen aufklärte. Diese Dreistigkeit erbrachte dem Burschen nicht nur ein paar Minuten in den Fernsehnachrichten, sondern ein paar Tage später auch die Einladung als Gast in der allabendlichen Talkshow. Der Plan ging auf, jetzt ist er weltberühmt auf Island. Ganz so hoch greifen braucht man allerdings gar nicht. Es genügt auch, irgendetwas auf die Beine zu stellen, das es noch nie zuvor gab. Einen Stadtteil-Flohmarkt etwa in Reykjavíks „Westend“, in dem ich selbst wohne. Eine Idee, ein paar Werbezettel und ein paar Rund-Emails, die sich zuverlässig weiterverbreiten. Die Wurfpost erhielt ich durch den Briefkastenschlitz und das Email von einer Bekannten, einer Arbeitskollegin der Organisatorin. Noch ein kleiner Hinweis an die Presse, ein Anruf genügt, und schon kommt sie mit voller Ausrüstung. Der Flohmarkt wurde nicht nur ein Riesenerfolg, sondern auch Teil der abendlichen Fernsehnachrichten.
    Sollte es wider Erwarten zu Lebzeiten doch einmal nicht geklappt haben, einen gewissen Bekanntheitsgrad zu erlangen, bleibt als letzte und sichere Chance noch die eigene Todesanzeige – mit Bild – in der Tageszeitung. Im Idealfall in Kombination mit Nachrufen, die von Angehörigen und Freunden des Verstorbenen geschrieben werden. Das darf jetzt nicht missverstanden werden: Ich will auf gar keinen Fall makaber und geschmacklos werden, möchte aber doch ein Beispiel für einen solchen Nachruf bringen. Ich finde es jedenfalls sehr würdevoll, mit welcher Liebe zum Detail der amtliche Abschied von einem Menschen gestaltet wird. Folgendes, selbstverständlich willkürlich zusammengewürfelte Beispiel ist oft nur der Anfang von vielen lieben Abschiedsgrüßen aus dem Familien- und Freundeskreis.
    „Jóhann Karl Jónsson wurde am 5. April 1921 in Stykkishólmur, Snæfellsnes, geboren. Er verstarb am vergangenen 9. September im Alten- und Pflegeheim Grund in

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