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Zwischen Licht und Dunkel

Titel: Zwischen Licht und Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Spitzbart
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diesem Dauerprogramm wieder einmal die Semesterarbeit mit reichlicher Verspätung eingereicht wird. Das ist auch nicht weiter tragisch, denn die Dozenten wissen, dass Studieren auch Hobby sein kann.
    Schon der deutsche Professor Lidenbrock in Jules Vernes Abenteuerroman Die Reise zum Mittelpunkt der Erde wurde aufgeklärt, bevor er in den isländischen Snæfellsjökull-Gletscher stieg: „Die Freude an der Belehrung liegt dem Isländer im Blut.” Wie wahr!
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    1     Siehe Kapitel „Eine kleine Namenskunde“.

Wasser marsch!
    Der Kalender zeigt Ende Januar, das Außenthermometer minus 3 °C und Schneeflocken wirbeln durch die Luft. Ich überwinde den inneren Schweinehund, packe mein Badezeug zusammen und mache mich auf den Weg. Mein Haus- und Hofschwimmbad liegt nur ein paar Gehminuten von unserer Wohnung entfernt. Es ist ein Freibad. Trotz der vergleichsweise kühlen bis zuweilen gar schauerlichen Groß- und Kleinwetterlagen, auf die man sich hier verlassen kann, sind Hallenbäder auf Island eher die Ausnahme. Zugegeben, die Strecke zwischen Umkleidekabine und Schwimmbecken kostet mich echte Überwindung, aber wenn mich schließlich das wohlige, von der Natur höchstpersönlich auf etwa 40 °C beheizte Nass im „Heißen Topf“ bis zum Hals umplätschert, habe ich die anfänglichen Schrecksekunden vergessen. Herrlich, so lässt es sich aushalten! Und zwar umso besser, je schlechter das Wetter ist. Wer es nicht selbst wagt, glaubt es nicht und schon oft genug wurde ich jenseits der Insel dank meiner winterlichen Freibadexpeditionen insgeheim für verrückt erklärt. Erkältungen jedenfalls haben sich bei mir rar gemacht, seit ich die feuchte Islandtradition für mich entdeckt habe.
    Dem Schwimmbad-Vergnügen gehen die Isländer begeistert nach, unabhängig vom Zyklus der Jahreszeiten. Baden ist der Volkssport schlechthin. Jung und alt, groß und klein, dick und dünn, schwanger, krampfadergezeichnet … ganz egal. Der mehr oder weniger regelmäßige Schwimmbadbesuch ist für viele Insulaner so selbstverständlich wie Zähneputzen. Die werdende Mama hält sich mit Schwangerschafts-Wassergymnastik fit und der Mini- Isländer kommt sozusagen mit Schwimmhäuten auf die Welt. Kaum ist der Winzling dem mütterlichen Fruchtwasser entronnen, wird er im Babyschwimmkurs auf Tauchstation gesetzt. Der wird bereits ab dem zarten Alter von drei Monaten angeboten. Ich gestehe, dass ich mich dazu mit meiner kleinen Maus nicht überwinden konnte. Trotzdem ist sie eine begeisterte Wasserratte. Gene vom Papa? Tatsächlich begleiten Schwimmen und Baden den Isländer sein Leben lang, vom Anfang bis zum Ende. So sind Schwimmstunden fester Bestandteil des schulischen Lehrplans – eine Einrichtung, die ich persönlich seinerzeit bis auf den Grund gehasst hatte. Und in Seniorenkreisen erfreuen sich die Wassergymnastik-Stunden auf dem Schwimmbad- Programm besonderer Beliebtheit.
    Alleine Reykjavík kann mit sieben städtischen Badeanstalten aufwarten, die an Wochentagen bereits zu einer Zeit ihre Umkleideräume öffnen, zu der wenigstens ich noch selig schlummere. Aber wenn jemand um halb sieben Uhr früh, schnell vor der Arbeit, den Sprung ins warme Wasser wagen will: bitteschön! Für Spontane und Vergessliche können Badehose und Handtuch vor Ort ausgeliehen werden. Auch die wasserdichte Schwimmwindel für die Kleinsten gibt es für wenige Kronen. Schwimmflügel warten sogar kostenlos auf ihren Einsatz. Bereits die Tatsache, dass eine im ganzen Land einheitliche Hinweistafel den Weg zum nächsten Becken weist, deutet darauf hin, wie eingefleischt die Institution Schwimmbad ist. Darüber verfügt das kleinste Dorf. Mein Stefán lud mich seinerzeit zum ersten Date ins Schwimmbad ein. Konnte er mich so doch gleich ganz unverfänglich inspizieren, wie er mir viel später gestand. Raffiniert!
    Wer glaubt, die Handhabung von Umkleide- und Duschbereich eines isländischen Schwimmbades sei ein Kinderspiel, hat nicht mit den Inselbewohnern gerechnet. Die haben nämlich auch in dieser Hinsicht ihre eigenen Vorstellungen. Pflichtbewusst wie ich bin, halte ich mich immer daran: Vor dem Betreten des Umkleidebereiches ziehe man die Straßenschuhe aus, stelle sie auf ein explizit hierfür vorgesehenes Regal oder packe sie alternativ in eine bereitgestellte Plastiktüte und nehme sie mit zum Kleiderschränkchen. Dann ziehe man sich splitternackt aus, deponiere sein Handtuch für spätere Nutzung in der Abtrockenzone und stelle sich

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