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Zwischen Licht und Dunkel

Titel: Zwischen Licht und Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Spitzbart
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isländischen Natur in einer ganz ursprünglich belassenen heißen Quelle aufnehmen lassen? Die allerdings sind keineswegs so dicht gesät, wie man angesichts ihrer allseitigen Lobpreisung vielleicht denken könnte. Vielmehr muss man genau wissen, wo sie aufzuspüren sind. Und das ist auch gut so. Besonders wohltuend sind nämlich diejenigen Naturbadewannen jenseits der Motorisierungs- Grenzen, die sich erst nach einer mehr oder weniger anstrengenden Wanderung erobern lassen. Manchmal wechseln sich warme oder sogar heiße Ströme mit eiskalten ab. Das ist unangenehm. Unter Umständen kann es sogar passieren, dass ein Naturbecken so heiß ist, dass jeglicher Hautkontakt zur Utopie wird. Ich war schon einmal sehr enttäuscht: Ein Bächlein, der Kaltwasserzulauf zu „meiner“ Naturbadewanne, war nach längerer regenfreier Periode fast ausgetrocknet und das ersehnte Bad daher aus Temperaturgründen unmöglich.
    Mit Islands Geysiren verhält es sich ganz ähnlich wie mit den heißen Quellen: So zahlreich sind sie gar nicht. Ob die weit verbreitete Meinung, dass auf jedem Inselquadratmeter ein Geysir spuckt, wohl darauf beruht, dass Strokkur , das „Butterfass“, auf dem sogenannten „Goldenen Kreis“ besichtigt wird, der Tagestour vom Standort Reykjavík aus, die sich selbst der Kurzurlauber nicht entgehen lässt? Strokkurs touristische Wirksamkeit ist unbestritten. Die Wasserfontäne, die er zuverlässig alle paar Minuten in die Luft schießt, wird auch den ungeduldigsten Besucher nicht enttäuschen. Dass ich höchstpersönlich zudem Strokkurs Nachbarn Geysir in seltener Aktion erleben durfte, werte ich als gelungene Überraschung der Natur für mich. Außer diesen beiden Exemplaren kenne ich persönlich allerdings keine andere isländische Springquelle, die ganz ohne menschliche Nachhilfe ihre Schau zum besten gibt. Das isländische Verb gjósa bedeutet übrigens „ausbrechen“ oder „herausspritzen“. Dass Island damit allen Geysiren dieser Welt zu ihrer Bezeichung verholfen hat, ist weithin bekannt.
    Erdwärme und Wasserkraft. Im Jahr 2008 konnte die Insel 80 % ihres gesamten Energiebedarfs aus diesen beiden landeseigenen Energiequellen decken. Das knappe Fünftel Importenergie ist in erster Linie dem Schiffsverkehr zuzuschreiben, wo ohne Öl nichts läuft.
    Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass sich der gegenwärtige Staatspräsident Ólafur Ragnar Grímsson im Jahr 2007 auf USA-Tournee begeben hatte, um die große Nation eines Besseren zu belehren. Denn die Vereinigten Staaten wollen von der ausgereiften und mehr als sieben Jahrzehnte langen Erfahrung profitieren, die Island in der effektiven Nutzung von umweltfreundlicher Energie hat. Ganz aufgeregt hatte mir mein langjähriger amerikanischer und inzwischen weit über neunzigjähriger Freund Ray die Kunde übermittelt, dass „mein“ Präsident soeben in „seiner“ Heimat Kalifornien weile, um der feierlichen Eröffnung von Iceland America Energy beizuwohnen, einem Unternehmen, das sich der Mission „geothermale Energie für Nordamerika“ verschrieben hat. Islands Spezialwissen auf diesem Sektor soll dazu beitragen, diese alternative Kraftquelle auch für das Land der sogenannten unbegrenzten Möglichkeiten besser zu erschließen. „Wir können offensichtlich viel von dem isländischen Beispiel zur Nutzung von erneuerbarer geothermaler Energie lernen“ äußerte sich mein Ray anerkennend. Er erfuhr von dieser Aktion durch die Los Angeles Times , die den hohen Islandbesuch mit ausführlichen Berichten über die Insel im allgemeinen und den dortigen Stand der Energieangelegenheiten im besonderen begleitete. Ólafur Ragnar hielt im Rahmen seines energiegeladenen USA-Programms auch die Eröffnungsrede der neuen Vorlesungsreihe The Future of Energy an der berühmten Harvard-Universität in Boston; er traf sich mit dem Committee on Energy and Natural Resources des US-amerikanischen Parlaments; eröffnete eine Energie-Konferenz in Alaska ... Ein Beweis dafür, dass auch die vermeintlich Kleinen den Großen mitunter zeigen können, was Sache ist.
    Für die Idee der John Lennon-Witwe Yoko Ono, den Imagine Peace Tower – ein Kunstwerk und Erinnerungsstück an ihren Mann John Lennon – ausgerechnet auf Island zu errichten, soll neben der unbestrittenen Schönheit der Insel tatsächlich auch die vorbildliche Nutzung der natürlichen Energieressourcen den Ausschlag gegeben haben. Im Jahr 2007 schickte diese „Friedenssäule“ erstmals ihren

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