Zwischen Licht und Dunkel
Anwesenden zu begrüßen, es dann aber ihnen zu überlassen, ob sie mich in ihre Unterhaltungen einbeziehen wollen. Wenn nicht, dann genieße ich die Zuhörerrolle, oft genug innerlich schmunzelnd.
Eine befreundete deutsche Frau verbrachte viele Abende ihrer zwei Jahre in Nordisland in einem ganz besonderen Topf: einem ausrangierten Molkerei-Käsebecken. Seinerzeit wurden dort Probebohrungen im Boden unternommen, um an heißes Grundwasser zu kommen. Das fand man auch, leider aber war es unbrauchbares Meerwasser. Damit war die Angelegenheit erledigt. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich eine Handvoll Leute zusammentat und einen Badeverein gründete. Dieser beanspruchte das Bohrloch für sich, organisierte eine Pumpe und besagtes Käsebecken. Ein Windschutz wurde gezimmert und jemand organisierte einen Container, der als Umkleidekabine fungiert. Die nötigen Beziehungen hatte man ja. So kann man jetzt von einem Hügel aus seinen Blick über die herrliche Bucht schweifen lassen, bei Mitternachtssonne Wale beobachten und im Winter mit gefrorenen Haaren vielleicht das Nordlicht. Wer nach Húsavík kommt und es selbst ausprobieren will, möchte aber bitte daran denken, seinen Obulus in den dafür vorgesehenen Kasten zu entrichten. Ehrensache!
Island bekannteste Badeanstalt Bláa Lónið , die Blaue Lagune, begann auch einmal als Geheimtip. Längst hat sie sich zum internationalen Tourismus-Aushängeschild gemausert, zumal sie ganz in der Nähe des internationalen Flughafens liegt. Versehen mit Schikanen wie künstlichem Wasserfall oder der Gelegenheit zum Cockailschlürfen im Bade, verlässt kaum ein Islandbesucher die Insel, ohne sich im teuersten Bad des Landes geaalt zu haben. Aber Achtung: Silberschmuck ist danach schwarz und das Haar mindestens bis zum nächsten Waschen so störrisch wie eine Pferdemähne. Aber es lohnt sich. Ich jedenfalls gehe immer wieder gerne dorthin, besonders im Winter, wenn sich die Besuchermassen der Sommersaison verabschiedet haben. Es ist aber auch ein mystischer Ort, so mitten in der Lava, die im Idealfall mit etwas Schnee überzuckert ist. Ich finde es herrlich, auf dem Rücken dahinzutreiben im Wasser, das fast von alleine trägt. Ein echter Luxus auch für die Seele!
Aber ist es nicht erstaunlich, auf wieviel Zulauf dieses industrielle Versehen stößt? Keine Angst, es bewegt sich alles im grünen Bereich! Geplant war die Blaue Lagune ursprünglich nämlich nicht. Sie liegt auf Reykjanes. Was sich wörtlich mit „Dampfende Halbinsel“ übersetzt, kommt nicht von ungefähr, handelt es sich doch um geothermal hochaktives Gebiet. Dort ist das Geothermal-Kraftwerk Svartsengi angesiedelt, das Strom und Heißwasser für 20.000 Menschen bereit stellt. Das Bodenwasser wird aus bis zu 2.000 Meter tiefen Bohrlöchern nach oben geholt. Allerdings kann es nicht direkt zum Endverbraucher gepumpt werden. Die unmittelbare Nutzung machen einerseits seine enormen 240 °C unmöglich, andererseits die Salze und Mineralien, vor denen es nur so strotzt und die sämtliche Rohrleitungen nicht nur verstopfen, sondern auch korrodieren lassen würden. Deshalb wird das heiße Bodenwasser erst durch eine Wärmeaustauschanlage geleitet, wo es einen Teil seiner Energie an kaltes, mineralstoffarmes Wasser abgibt. Dieses ruiniert die Rohre nicht. Das jetzt auf etwa 80 °C abgekühlte Wasser hat quasi sein Pulver verschossen und wird wieder in die Freiheit, sprich die Lavalandschaft entlassen. Aber es läuft nicht ab! Dass seine Inhaltsstoffe nicht nur Rohre, sondern auch Lavaporen verstopfen, hatte man zunächst nicht bedacht. So bildete sich eine Lagune, aus der – auf verträgliche Temperatur heruntergemischt – Bláa Lónið wurde, die Blaue Lagune. Blau erscheint sie dem menschlichen Auge übrigens deshalb, weil ihr Inhaltsstoff Kieselsäure fast alle Farben des Lichtspektrums verschluckt. Blau dagegen wird reflektiert und damit sichtbar. Massiven Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen zur Folge hat sie heute mit dem Original nicht mehr allzuviel zu tun, aber trotzdem … Mir gefällt sie. Allerdings grenzt es gerade im Sommer fast an ein Erlebnis mit Seltenheitswert, dort ein Wort Isländisch zu vernehmen. Doch auch die Einheimischen sind ihrer Lagune treu. Sie eignet sich einfach zu gut als Ziel für einen Familienausflug.
Fast alle Schwimmbecken Islands sind mit naturwarmem Wasser gefüllt. Besonders reizvoll sind jedoch die „echten“ Naturbäder. Wer möchte sich nicht einmal von den Armen der
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