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Zwischen Licht und Dunkel

Titel: Zwischen Licht und Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Spitzbart
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aus einer anderen, eigenen Quelle und ist von ganz hervorragender Qualität. Kaum ein Isländer wird freiwillig zugeben, dass außer „seinem“ irgendein anderes Leitungswasser dieser Welt schmeckt. „Unser Wasser ist das beste!“ Es ist aber auch wirklich gut und Leitungswassertrinken ist Lebensstil. Ein Glas Wasser, am liebsten mit ganz vielen Eiswürfeln drin, gehört einfach dazu, zum Cappuccino genauso wie zum Edelmenü. Gratis versteht sich. Einmal gingen Stefán und ich zum Essen aus. Dekorative Kristallkelche standen auf unserem Tisch bereit, die das obligatorische Tischwasser aufnehmen sollten. So geschah es auch. Als Stefán jedoch in seinem Glas den typisch schwefeligen Geschmack feststellte, den bereits einige Tropfen aus der Heißwasserleitung verursachen, bat er die Bedienung höflichst um frisches, dieses Mal richtig kaltes Wasser. Da die junge Frau kein Isländisch verstand, brachte Stefán seinen Wunsch auf englisch vor. Klar, deutlich und einfach. Als uns die Bedienung dann eine Teekanne voll heißen Wassers brachte und daraus ins Edelkristallweinglas einschänkte, konnten wir uns nur mit Mühe das Lachen verkneifen. Oder hätten wir lieber weinen sollen? Dieses persönliche Erlebnis erhärtete meinen Standpunkt, dass wenigstens im Servicebereich ausreichende Englischkenntnisse Pflicht sein müssten. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
    Meine deutsche Seele ist dazu erzogen, mit Wasser sparsam umzugehen. Immerhin schraubte der Deutsche dank dieser Einstellung bis zum Jahr 2007 seinen täglichen Wasserverbrauch im Schnitt auf gut 120 Liter herunter. Im Vergleich dazu las ich einmal, dass der Isländer alleine schon 220 Liter Kaltwasser pro Tag verplätschert plus 1.100 Liter Heißwasser! Sicherlich ist das Heizungswasser eingeschlossen. Aber trotzdem … Bei solchen Zahlen kann ich nur zu dem Schluss kommen, dass sich auf Island der Gedanke „Wassersparen“ noch nicht durchgesetzt hat. Selbst ich habe mich mittlerweile in die Meisterklasse der Kategorie „Isländisch Abspülen“ hochgearbeitet – unter reichlich fließendem Wasser. Und das, obwohl ich seit Studentenzeiten den WGOrden „wassersparendster Abspüler“ trage. Denn die Natur meint es doch so gut hier, sie lässt das kalte und warme Nass im Überfluss rauschen …
    Und Müll trennen? Oder besser noch vermeiden? Ein Blick in die Mülltonnen unserer Hausgemeinschaft offenbart mir alles kreuz und quer: Der Restmüll ist mit alten Zeitungen, organischen Abfällen, Milchtüten, Kleidungsstücken, Glas- und Plastikflaschen vergesellschaftet. Meine eigenen Kartoffelschalen landen auch darin, obwohl es mir gegen den Strich geht. Wie und wo sonst sollte ich sie entsorgen? Ich bin auch einer der ganz wenigen, die auf weiter Supermarkt- Flur mit einem mitgebrachten Einkaufskorb unterwegs sind. Der Isländer kauft jedesmal die nötigen Transport-Plastiktüten.
    Am Wertstoffhof Sorpa stehen Sammelcontainer schon längst parat, für Papier und Altkleider etwa. Nur mit der Bereitschaft zum Sammeln, Hinfahren und Abliefern hapert es noch. Am ehesten scheint mir das mit leeren Softgetränkeflaschen zu klappen, denn für die gibt es Geld. Immer wieder suchen Obdachlose unsere Mülltonnen nach dieser lukrativen Einkommensquelle ab. In Anbetracht des rekordverdächtigen Konsums an braunem amerikanischem Edelgesöff, den meine Inselnation für sich verbuchen kann, rentiert sich das. Aber vielen Leuten ist wohl einfach der Aufwand zu groß, selbst aktiv zu werden. Nicht etwa, dass man sich hierzulande keine Gedanken zur Auflösung des Knotens macht: Wer sammel- und trennwillig ist, sich den Weg zu Sorpa aber sparen will, kann sich eine spezielle „Wiederverarbeitungstonne“ für Papier aller Art, Verpackungen, Metall und Batterien anschaffen – der „Gelbe Sack“ Islands. Auch blaue Altpapiertonnen werden regelmäßig geleert. Aber beides kostet extra. Geld sparen ließe sich mit der „Grünen Tonne“ für Restmüll, die nur im Zweiwochentakt anstatt wöchentlich geleert wird. Und die kostenlos verteilten, wiederverwendbaren Sortier- und Sammeltaschen eignen sich beispielsweise auch hervorragend zum Aufbewahren von Kinderspielzeug …
    Es wird wohl noch eine gute Weile ins Land gehen, bis sich ein flächendeckender Wiederverwertungswille in der Bevölkerung entdecken lässt. Ich für meinen Teil bin mir sicher, dass auch Island letztendlich nicht darauf verzichten kann, Müll wenigstens einigermaßen konsequent zu trennen beziehungsweise zu

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