Zwischen Licht und Dunkel
soll also antreten, der schon zweimal zuvor an besagtem Wettbewerb teilgenommen hat. Einmal in Islands Eurovisions-Premieren-Jahr 1986 und später für seine Wahlheimat Norwegen. Stehen die Sterne folglich gut?
Seit ein paar Jahren ist es üblich, etwa einen Monat vor dem großen Tag und auf mehrere Fernsehabende verteilt jeden einzelnen Teilnehmersong einzuspielen und seine Chance im europaweiten Wettbewerb einzuschätzen. Das geht so: Die Nordländer Dänemark, Schweden, Finnland, Norwegen und selbstverständlich Island stellen je ein Jurymitglied, das jeden Song kommentiert und eine Punktewertung vergibt. Wenn man der Einschätzung von fachmännischer Seite her glauben kann, sieht es für Island und die übrigen skandinavischen Länder stets gut aus, landen sie doch zuverlässig auf patriotisch hohen Rängen. So kommen Vaterlandsliebe und Freundschaft zum Nachbarland zum Ausdruck. Tatsächlich trug Skandinavien schon einige Eurovisions- Siege davon. 1974 zum Beispiel, als die allseits bekannten schwedischen Abba mit dem Song Waterloo starteten. Oder die norwegischen Bobbysocks, die 1985 mit La det swinge alle anderen hinter sich ließen. Dänemark konnte mit seinen Ohlsen Brothers im Jahr 2000 Fly on the Wings of Love in den Siegersong verwandeln. Und 2009 sahnte der junge Norweger Alexander Rybak mit Fairytale ab. Ihr erinnert euch doch daran, liebe Leser? Der echte Isländer tut es auf jeden Fall. Er kann auch die Antworten zu Fragen aus dem Ärmel schütteln wie „Wann nahm Island zum ersten Mal teil?“ „Welchen Platz belegte der-und-der Interpret im Jahr so-und-so mit demund- dem Beitrag?“ „Wo wurde der Wettbewerb vor fünf Jahren ausgetragen?“.
Zur Steigerung der allgemeinen Vorfreude bietet eine große Bank einen Erlebnistag mit Eurovisions- Feeling in allen Filialen. Highlight ist das Erscheinen Eiríkurs höchstpersönlich. Auf der Website besagter Bank ist außerdem ein Online-Gewinnspiel ausgeschrieben mit dem Hauptgewinn, als einer von Eiríkurs Gefolgsleuten mit nach Helsinki zu reisen. Ein anderes Geldinstitut nahm den Eurovisionstag in den Kunden-Jahreskalender als „roten Tag“ auf so wie Ostern, Himmelfahrt oder Pfingsten. Modehäuser und sogar ein Autohändler gewähren Eurovisionsrabatt. In sämtlichen Lebensmittelläden bieten die am besten positionierten Regale Vollverpflegung für den Feier-Abend: Chips, Softgetränke und Dünnbier. Stärkere Alkoholika sind nur in den hierfür lizenzierten Geschäften erhältlich. Und natürlich informiert eine Website über Aktuelles und Aktuellstes zum Thema.
Wie es der Zufall so will, erscheinen in kurzer Abfolge aufeinander mehrere Musikalben. Erstens die CD mit allen isländischen Songs, die als Beitrag zur Auswahl standen. Sofort landet sie in den Top Ten. Außerdem Eiríkur Hauksons neues Werk, das den Namen des Beitragssongs als Titel trägt: Valentine Lost . Und obendrein Eurovision 2007 – the official album mit allen Songs der Show 2007. Sämtliche ältere, alte und uralte Eurovisions-Scheiben sind obendrein im Angebot. Würden sie in Deutschland einen vergleichbar reißenden Absatz finden?
Endlich ist es dann soweit: auf nach Helsinki. Die Hauptstadt Finnlands hatte sich durch den Sieg der „Monster“-Band Lordi im Vorjahr mit Hardrock Hallelujah als Austragungsort 2007 qualifiziert. Dort muss sich Island in der Vorentscheidungsrunde erst einmal gegen mehr als zwei Dutzend andere Nationen behaupten. Nur die besten Zehn qualifizieren sich für den Hauptwettbewerb zwei Tage später. Vorentscheidung? Davon weiß Deutschland vielleicht gar nichts, da sie dort gar nicht übertragen wird. Und genau darin liegt für Island der Knackpunkt: Seit vor ein paar Jahren diese Vorrunde wegen der zunehmend steigenden Zahl an Teilnehmerländern eingeführt wurde, schaffte meine Insel den Sprung in den Hauptwettbewerb bis dato noch nie. Wie denn auch, bei der Übermacht an osteuropäischen Ländern, die sich schlicht und einfach gegenseitig wählen! Eiríkur hält sich wacker, macht seine Sache wirklich gut, aber auch er befördert seine Heimat leider nicht in den Hauptwettbewerb. Platz dreizehn reicht einfach nicht.
Weit gefehlt, wer jetzt glaubt, diese „Niederlage“ täte der Aktion und Attraktion Júrovision – so die isländische Schreibweise – einen Abbruch. Mitwählen beim Hauptwettbewerb darf Island ja trotzdem, und daher gilt: jetzt erst recht! Also Fahnen aller Teilnehmerländer und Eurovisions-CDs zurecht gelegt, Chips in die
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