Zwischen Licht und Dunkel
unvergessen und geliebt. Und zwar so heiß, dass sich der Dezemberkonsum 2007 auf ein knappes halbes Kilo pro isländischem Kopf belief. Für manchen Einpersonenhaushalt kam die 2,9 kg-Dose als Zweiwochenration gerade recht.
Wer sich kulinarisch noch intensiver auf das bevorstehende Fest einstimmen will, sollte sich an einem der Weihnachtsbuffets laben, die in zahlreichen Restaurants locken, unter anderem mit mariniertem Hering, geräuchertem und gebeiztem Lachs, Schneehuhn- oder Rentierbraten. Das alkoholfreie Festgetränk heißt malt og appelsín und ist die erstaunlich süffige Mischung aus Malzbier und Fanta-ähnlicher Limonade. Wenn dann erst einmal die lichtergeschmückte Coca-Cola-Truck-Karawane unter Weihnachtsliederklang durch Reykjavíks Straßen zieht, kann der 24. Dezember nicht mehr weit sein.
Ich würde sagen, dass die Isländer richtige Weihnachtskinder sind – so wie ich. Diese Zeit des Jahres ist sehr festlich und ganz der Familie gewidmet. Über die Feiertage sind wirklich alle Einrichtungen geschlossen, die sonst irgendwie zur Unterhaltung beitragen. Kinos, Restaurants, Museen. Ausgerechnet Stefáns Familie hatte mit Weihnachten und anderen Familienfeierlichkeiten noch nie viel am Hut. Deshalb zieht es mich dann immer zu den Wurzeln, in die alte Heimat.
Und wieder ist ein Jahr vorbei. Wie immer wird es auf Island mit großem Getöse verabschiedet. Einen isländischen Jahreswechsel sollte man sich wirklich einmal gönnen. Damit meine ich vor allem das Feuerwerk. So etwas habe ich anderswo noch nicht erlebt. Selbst deutsche Großstädte können da nicht mithalten. Schon lange vor Mitternacht geht es los, unermüdlich und stundenlang knallt, zischt und funkelt es am Himmel. Unter die privaten Knallereien mischen sich professionelle Feuerwerkshows sowie große Freudenfeuer, die an Sonnenwende denken lassen. Solche dürfen am Dreikönigstag dann gleich noch mal aufflackern. Wenn sich jedoch am Silvesterabend gegen halb elf Uhr plötzlich eine seltsame Ruhe breit macht und alle Menschen, die gerade noch auf den Straßen unterwegs waren, wie vom Erdboden verschluckt sind, ist folgendes passiert: Alle sitzen vor dem Fernseher. Nicht um sich Dinner for one anzuschauen, sondern die traditionelle Silvester-Revue, eine Art Kabarett, bei der jede politische Peinlichkeit des soeben vergehenden Jahres durch den Kakao gezogen wird. Wenn die Sendung eine Stunde später zu Ende ist, steht dem mitternächtlichen Knallfinale nichts mehr im Wege. Und dann geht die Party erst richtig los. Gut, dass der Neujahrstag auch auf Island Feiertag ist, denn den braucht man wirklich zur Erholung.
Eines noch, um die großen kirchlichen Feste komplett zu machen: Das isländische Ostern ist einen Tag länger als in Deutschland, da es schon mit dem Gründonnerstag als offiziellem Feiertag beginnt. Doch es vergeht eher leise. Ohne geschmückte Ostersträucher und Osterhasen. Woher sollte der auch kommen, wo die Insel doch ursprünglich absolut mümmlerfrei war. Irgendwann wurden aber Karnickel als Haustiere „importiert“ und seitdem hoppeln sie auch in Reykjavík munter umher, zum Beispiel auf dem Stadthügel, der „Die Perle“ Perlan beherbergt. 4 Auch wenn die kleinen Hoppler ihren Einzug hielten, klappt es mit dem Eierlegen noch nicht so recht. Statt dessen sind die landeseigenen Schokoladehersteller gefordert, und aus ihrer Feder stammt das isländische Osterei schlechthin: überdimensionale, konfektgefüllte Schokolade in Klarsichtfolie in verschiedenen Gewichtskalibern. Ich maß extra nach: Mein 750 g schweres Osterei der Größe 7 kam auf 21,5 cm. Hat man keines, ist auch kein Ostern. „Wie viele hast du bekommen und in welcher Größe?“ ist wohl die Standardfrage, mit der die Inselkinder ihre österliche Ausbeute vergleichen. Meine hartgekochten und selbst gefärbten Ostereier, die ich seinerzeit verteilte, hatten dagegen Seltenheitswert.
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1 Siehe Kapitel „Neue Isländer“.
2 Siehe Kapitel „Eine Wintertrilogie“.
3 Siehe Kapitel „Gaumenfreuden“.
4 Siehe Kapitel „Wasser marsch!“.
Auf Elfenspuren
„So vielfältig wie die Elfenarten sind, ist auch ihre Nahrung. Elfen, die im Lavafeld von Hafnarfjörður wohnen, essen Helles und Klares. Sie ernähren sich von Fisch und Milchprodukten, Eiern, Gemüse, Obst und Blumen. Die Farbpalette ist sehr bunt und frisch. In hohen, bunten Gläsern werden die Getränke serviert. Auch sie sind farbig.“ So ist es
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