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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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lauter Konzentration kam sein rollender Akzent wieder stärker zum Vorschein.
    » Wir locken sie mit Fressen her. « Ich beging den Fehler, nach unten zu schauen. Direkt unter mir befanden sich dasVordach des Haupteingangs und der Gehweg. Vier Stockwerke unter mir. Der Wind nahm wieder zu. » Komm rein. «
    Pietr hörte nicht auf mich, sondern beugte sich vor, streckte seinen Arm aus und wackelte mit seinen Fingern, nur wenige Zentimeter von Victorias Nacken entfernt.
    » Pietr « , flüsterte ich in seinem Rücken.
    Er reckte sich nach vorn und da hörte ich ein Knirschen und Krachen und beobachtete entsetzt, wie der Fenstervorsprung nachgab und Pietr… hinabfiel.
    Ich konnte das nicht mitansehen. Ich muss wohl geschrieen haben und, Unzusammenhängendes stammelnd, durch Miss Fritz Zimmer zur Schwesterstation gerannt sein. Während ein Arzt alarmiert wurde, sauste ich die vier Stockwerke durchs Treppenhaus hinunter. Mit dem Aufzug wäre ich nicht so schnell gewesen– und vielleicht hätte ich mich auch eingesperrt gefühlt! Ich stürzte hinaus auf den Gehweg– wo schon Schaulustige, Schwestern und Ärzte herumstanden.
    Ich befand mich in einer Art Schockstarre und musste doch immer weitergehen. Ich musste sehen, was von dem Neuen an der Junction High übrig geblieben war. Die geballte Faust in den Mund gepresst, spähte ich über die Schultern der um ihn kauernden Ärzte und Schwestern. Und dann sah ich ihn.
    Lachend. Und Victoria im Arm.
    » Was um… «
    Einer der Ärzte drehte sich kopfschüttelnd um. » Schulter ausgerenkt. Möglicherweise einen Arm gebrochen. Ist auf dem Vordach gelandet und hat sich irgendwie an der Metallfassung festgehalten. Er hat mordsmäßig… « , er unterbrach, » … großes, großes Glück gehabt, der Junge. Die Katze hat wahrscheinlich zwei Leben verbraucht. Eins für den Jungen und eins für sich. «
    Offenbar war ich nicht die Einzige, der es die Sprache verschlagen hatte.
    » Jessie « , rief Pietr, » nimm diese… « Er zuckte zusammen. » Nimm du bitte das Kätzchen. Ich glaube, wir haben genug zusammen durchgemacht. «
    Jemand half ihm beim Aufstehen.
    Ich blinzelte und nahm das Kätzchen entgegen.
    Er biss die Zähne zusammen, fuhr mit einer Hand in seine Jeanstasche und zog sein Handy heraus. Er klappte es auf. » Alexi. Hol mich am Altenheim Goldener Oktober ab. Da. Jetzt gleich. Da. Ich habe echt die Nase voll. « Er klappte das Handy wieder zu und steckte es in seine Hosentasche. Dabei zuckte er kurz zusammen.
    Eine Pflegerin sagte: » Du solltest dich röntgen und den Knochen richten lassen, wenn er gebrochen ist. «
    Er lächelte sie an. » Mein Bruder kümmert sich schon darum. «
    » Aspirin? « , fragte sie.
    Er blinzelte. » Da. Zwei bitte. «
    Die Menge zerstreute sich. Ich stand immer noch auf dem Gehweg. Ich streichelte Victoria und starrte auf Pietr.
    » Was ist? «
    » Ich dachte– «
    » Was? Dass ich tot bin? « Er sah hinauf, dorthin, von wo aus er gestürzt war. » Bin ich aber nicht. «
    » Siehst du. Jetzt sagst du schon wieder etwas, was offensichtlich ist. «
    » Na ja, du sagst doch, dass wir nicht nur für uns leben. «
    » Aber sag jetzt nicht, ich hätte dir das befohlen. Also weißt du! « Ich hob die Augenbrauen und sah ihn an. » Du spazierst auf einen Fenstersims raus, um ein Kätzchen zu retten, das unter schweren Wutausbrüchen leidet? «
    Sein Lächeln wuchs zu einem breiten Grinsen an. » War nicht mein hellster Moment. «
    » Ja, das ist fast untertrieben. «
    » Scheint ansteckend zu sein. «
    » Was? «
    » Das Offensichtliche auszusprechen. «
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, brachte aber kein Wort heraus. Also klappte ich ihn wieder zu.
    Hinter mir ertönte das Gegröle von Hascal, Smith und Jaikin. » Heilige Scheiße, das war krass « , schrie Hascal. Offensichtlich hatten sie gehört, was passiert war.
    Ein Auto steuerte mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz und hielt neben Pietr an, genau parallel zur Bordsteinkante. Es war ein todschickes knallrotes Cabrio. In einer Stadt wie Junction gab es bestimmt nicht viele Leute, die so ein Auto besaßen. Besitzen konnten. Der Motor schnurrte im Leerlauf wie ein Kätzchen. Die Beifahrertür wurde aufgestoßen und gab den Blick frei auf die lederne Innenausstattung und einen gut aussehenden jungen Mann mit schwarzem Haar und leuchtenden Augen.
    Ich klappte schon wieder meinen Mund auf. In meinem Kopf meldete sich ein zartes Stimmchen, das sich dafür bedankte, dass es im

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