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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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ich. » Warum? «
    » Ich dachte, weil du dich so für den Geisterwolf von Farthington interessierst, hättest du sofort gemerkt, dass am heutigen Datum alles angefangen hat. «
    » Warte. Was? « Ich überlegte. » Mist! Du hast recht! «
    » Natürlich « , sagte er.
    » Dann sind sie also in derselben Nacht gestorben? «
    » Da. Aber in der Zeitung kam keine Todesanzeige. «
    Ich sah ihn verblüfft an.
    » Die Mitarbeiter entschuldigten sich, sie hätten sie verlegt « , sagte er, als wäre das eine Erklärung.
    » Wow. Und wie… «
    » Mein Vater war– was soll ich sagen– betrunken? Er verhielt sich ganz sonderbar. Wurde in einen Kampf verwickelt, Mom trat dazwischen und dann… waren sie tot. «
    » Ermordet « , vermutete ich.
    Er schüttelte den Kopf. » Angeblich in Notwehr. «
    » Kein Prozess? « , flüsterte ich.
    Er lächelte so traurig, dass es mir beinahe das Herz zerriss. » Meine Familie ist erst vor Kurzem eingebürgert worden. Die Leute, die sie umgebracht haben, sind wahrscheinlich schon mit der Mayflower nach Amerika gekommen. Die Gerichte in den Vereinigten Staaten sind besser als in vielen anderen Ländern, aber die Justiz ist nicht neutral und Menschen, die anders sind, werden auch anders beurteilt. «
    Ich nickte.
    Er drehte sich auf dem Stuhl um, öffnete eine Schublade und holte zwei Kerzen und ein Heftchen mit Zündhölzern hervor. » Ich habe gehört, dass die Menschen in Russland nicht oft in die Kirche gehen, aber dass sie Kerzen anzünden und beten. « Er sah mich ein wenig verlegen an. » Betest du? «
    » Vor jeder Mathearbeit « , gestand ich.
    Er lachte. » Ich habe gedacht, ich zünde diese Kerzen an und sage ein paar Worte… «
    » Gern. Solange du keine Tiere opferst, macht mir das nichts aus. «
    Er entflammte ein Streichholz und zündete eine Kerze an. Dann hielt er die zweite Kerze schräg über die erste, um sie an deren Flamme anzumachen. Er pustete das Streichholz aus und begann zu sprechen. » Mutter. Vater. Ich vermisse euch jeden Tag. Ich versuche, so zu leben, wie ihr es wolltet, und eure Regeln zu befolgen. Und ich weiß, dass ihr nicht weit weg seid vom Hier und Jetzt. «
    Ich fasste von hinten seine Schultern an. » Das war schön « , sagte ich, denn es war schön. Und es gab nichts, was ich hätte hinzufügen können.
    Er blies die Kerzen aus, schlug das Bettzeug für mich auf und nahm sich selbst ein Kissen und eine Decke. Dann rollte er sich zum Schlafen auf dem Boden zusammen. Wie ein treu ergebenes Hündchen.
    In dieser Nacht in Pietrs Zimmer– auf Pietrs Bett– hatte ich keine Albträume. Ich hatte überhaupt keine Träume.
    Um vier Uhr früh klingelte der Wecker. Ich hüpfte vom Bett, beugte mich vor und küsste Pietr auf die Stirn. Er stand ebenfalls auf. » Ich muss los « , flüsterte ich. » Mein Dad bringt uns beide um, wenn er erfährt, dass ich bei dir übernachtet habe. «
    Pietr brummte etwas, suchte mit mir meine Sachen zusammen und begleitete mich nach unten. Als ich leise die Tür hinter mir schloss, tauchte Max hinter Pietr auf und knurrte: » Alexi hat gemerkt, dass etwas im Busch ist. Ich habe dir Rückendeckung gegeben, aber das darf nicht wieder vorkommen. Du machst uns sonst alle zu Lügnern– und wozu? «
    Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, trabte ich mit Rio nach Hause.
    Als wir in den Stall kamen, ertönte Dads donnernde Stimme. » So, so. Hast du mir etwas zu sagen? « Ich fuhr zusammen und Rio schnaubte, als wüsste sie, dass unsere Lüge früher oder später auffliegen würde. Verdammter Pferdeinstinkt. Dad stand seelenruhig unter dem Heuboden und sah uns entgegen.
    » Dad, ich… «
    » Wo warst du? « Er verschränkte seine Arme. » Ich habe Amy angerufen. Sie hat versucht, dich zu decken. Ich habe ihr gesagt, dass es mir nicht gefällt, wenn sie mich auch noch anlügt. «
    Ich konzentrierte mich darauf, Rio zu striegeln und ihre Mähne auszukämmen. Schließlich kam ich aus ihrer Box und schob die Tür zu.
    » Ich weiß, dass du nicht bei Sarah warst. Ohne Verstärkung gehst du nie zu ihr. Das kann ich dir nicht verdenken. « Seine Kiefer mahlten, als er seine nächsten Worte wählte. » Sophia ist eigentlich auch keine Anlaufstelle mehr für dich, oder? Sie ist meistens stumm wie ein Fisch. «
    Ich traute mich immer noch nicht, ihn anzusehen.
    » Ich höre, Jessie. «
    » Ich war bei Pietr « , flüsterte ich.
    » Verdammt noch mal! « , brüllte er, riss das Zaumzeug vom Haken und schleuderte es auf den Boden. » Weißt

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