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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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allem, nachdem Sarah mir von weiteren Lernnachmittagen berichtete– zu denen ich nicht eingeladen wurde. Sarah machte tolle Fortschritte mit Pietr und erzählte mir vergnügt und im Detail, was bei den Besuchen jeweils geschehen war.
    Ich wusste, wann er sie angelächelt hatte, wann er lachte, wann sie Händchen hielten, wann er ihr in die Augen sah… Einmal simste sie mir sogar etwas von einem Kuss. Als ich mein klobiges Handy gegen die Wand schleuderte, musste ich feststellen, dass es nahezu unzerstörbar war. Dad, der besorgt in mein Zimmer rannte, musste ich mit einer faulen Ausrede abspeisen. Aber Annabelle Lee ließ sich nicht täuschen. Zum Glück war ihr das alles ziemlich egal und sie sprach das Thema gar nicht erst an.
    Pietr wusste anscheinend immer, wann Sarah mich anrief, denn er rief meistens direkt danach an und rückte ihre blumigen Schilderungen mit logischen Erklärungen zurecht. Erklärungen, in die sich zunehmend Frustration mischte, weil er nicht fähig war, sich aus der Beziehung, in die ich ihn gedrängt hatte, mit Anstand zu verabschieden.
    Am Ende der darauf folgenden Woche gab es in Junction nur noch ein Thema: das bevorstehende Stadtfest. Das war immer ein großes Ereignis, zu dem viele Besucher nach Junction kamen und der Ort sich in seinem kleinstädtischen Flair präsentierte. Da sich alle auf das Stadtfest vorbereiteten, konnte ich ungestört die Bibliothek benutzen und weitere Nachforschungen anstellen. Aber offenbar hatte ich schon alle interessanten Fakten über den Geisterwolf von Farthington beisammen. Ich wollte Google gerade eine Pause gönnen, als ich doch noch auf etwas stieß. In einer Lokalzeitung war ein Leserbrief zu dem Thema abgedruckt worden. Ich klickte ihn sofort an.
    He– das war etwas Neues. In den abschließenden Berichten über den Geisterwolf– den Wölfen, wie mittlerweile bekannt war– war behauptet worden, beide Wölfe seien tot (erschossen, in ein Labor gebracht und dann dem Tierpräparator überstellt). Aber hier gab es jemanden, der dieser offiziellen Version widersprach. Anscheinend hatte er sich bei seinem ersten Interview den amtlichen Richtlinien gefügt.
    » Ja, zwei Leichen « , hatte er gesagt. Aber dann verlangte er den Abdruck einer Richtigstellung. Weil, wie er behauptete, er das Geld nicht bekommen hätte, das ihm für die erste Aussage versprochen worden sei. Deshalb hätte er Gewissenbisse bekommen (oder sich geärgert– was bei dieser Art von Informanten manchmal schwer zu unterscheiden war) und beschlossen, mit der Wahrheit an die Öffentlichkeit zu gehen. Ja. Unten auf Seite elf. Das zeigte, wie wenig die Reporter von ihm hielten.
    Zwei Wölfe erschossen. Einer von ihm, der andere von jemand anderem. Er bezweifle, dass der andere Wolf wirklich tot sei, sagte er. Er habe ein männliches Tier abtransportiert, könnte aber schwören, dass das andere eine Wölfin gewesen sei. Er bezeichnete sie in dem kurzen Artikel mehrmals als verdammtes Biest und ich fragte mich, ob es daran lag, dass sie in der Auseinandersetzung mit den Polizisten wohl erbittert und schmerzhaft versucht hatte, ihren Gefährten zu schützen.
    Jedenfalls klang es interessant und verdiente einen Platz an meiner Pinnwand, also druckte ich den Artikel aus.
    Obwohl die ganze Woche über von nichts anderem die Rede war als von dem bevorstehenden Fest (worüber sonst sollte man sich in Junction auch unterhalten), war ich nicht darauf vorbereitet. Also, ich wusste natürlich, was ich anziehen würde, wusste, um wie viel Uhr wir uns treffen wollten und wo… Aber ich war nicht darauf vorbereitet, mich mit Pietr in der Öffentlichkeit zu amüsieren. Das letzte Mal, als wir alle zusammen waren, hatte seine Vorstellung von Vergnügen in einem Blutbad geendet. Und er wäre fast gestorben.
    Nach der Geschichte mit dem Drogenspürhund war es noch schwieriger geworden, Sarah davon zu überzeugen, dass zwischen uns keine » besondere « Verbindung bestand. Das wurde dadurch nicht einfacher, dass der » Drogenzwischenfall « Stadtgespräch war und auch Sarahs Eltern davon erfahren hatten. Keine Ahnung, warum man nicht einfach der » Hundezwischenfall « sagte. Dad meinte, dass sei wie bei den Zeitungen. Es käme nur auf die Schlagzeile an, der Inhalt sei nebensächlich.
    Sarahs Eltern kamen als Erstes zu mir, als sie davon Wind bekamen. Sie wollten sichergehen, dass ich keine Drogen nahm– ich war doch so wichtig für die Genesung und Entwicklung ihrer Tochter. Am schlimmsten war es,

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