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Zwischen Mond und Versprechen

Zwischen Mond und Versprechen

Titel: Zwischen Mond und Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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du denn nicht, was es heißt, mit einem Jungen zu schlafen? «
    » Dad! Dad! «
    Er kickte einen Kübel um und fluchte weiter.
    Ich warf mich in seine rudernden Arme und wurde beinahe selbst zu Boden geschleudert. Er fing mich gerade noch rechtzeitig auf.
    Der Zorn in seinen Augen war einem tiefen Schmerz gewichen. » Jessie, was würde deine Mama sagen? «
    » Sie würde mich fragen, was bei ihm passiert ist, Dad. « Ich zitterte, wusste aber, dass ich recht hatte.
    Er stöhnte und ließ sich schwer auf einen Heuballen herab. » Und was ist passiert, Jessie? «
    » Nichts. «
    » Lüg mich ja nicht an. « Er vermied es, mir in die Augen zu sehen. » Ich hätte diesen Jungen niemals anstellen dürfen. Hat womöglich mit den falschen… Verdammt, das ist auch meine Schuld. Wenn er nicht dauernd in deiner Nähe gewesen wäre… « Er machte sich selbst Vorwürfe, schüttelte den Kopf und sah verzweifelt auf seine Stiefel hinab. » Du hast die Nacht mit einem Jungen verbracht, der dich ansieht, als seist du sein Universum. Das sind die Dinge, über die man sich als Vater Sorgen macht. «
    » Aber so war es nicht « , setzte ich an.
    » Wie war es dann, Jessie? «
    » Wir sind auf Rio geritten. Wir haben uns stundenlang unterhalten. Er ist auf dem Fußboden eingeschlafen. Und ich auf seinem Bett. Es ist nichts passiert. «
    » Warum, Jessie? Warum hast du dich heimlich davon gemacht? «
    » Er brauchte mich, Dad. «
    » Das sagen die Schurken immer, Kleines « , flüsterte er. Er rieb sich die Stirn, als wollte er seine Sorgenfalten wegreiben. » Das ist ein typischer Verführungstrick. Ein großer, starker Kerl sagt, dass er dich braucht– du denkst, du kannst ihm helfen, ein Problem zu bewältigen– als hättest du die Macht dazu– und was dann? Dann bist du plötzlich schwanger. Dein Ruf ist im Eimer. Deine Zukunft ist versaut. Du hockst in Junction und hast einen Kerl, der, wenn er Glück hat, einen Job in einer der beiden letzten Fabriken findet. «
    Mir stockte der Atem.
    » Deine Mama würde nicht wollen, dass dir auch so etwas passiert. «
    In meinem Kopf drehte sich alles. » Dad– es ist nichts passiert. «
    Jetzt traute er sich nicht, mich anzusehen.
    » Dad. Mom hat dich geliebt! « , schrie ich, denn mir wurde klar, dass es hier mindestens genauso um ihn und Mom wie um mich ging.
    » Ja, in dem Punkt haben wir wenigstens Glück gehabt. «
    » Sie ist hier nicht hängen geblieben « , bekräftigte ich.
    Er stand mit einem Ruck auf. Klopfte sich seine Jeans ab. » Mach ja keine Dummheiten mit diesem Jungen, Jessie. Jungen wie er– sie haben keine Zukunft. Ich will, dass du hier rauskommst, sobald du mit der Schule fertig bist. Ohne einen Blick zurück. «

24
    D u siehst aus, als hätte man dich genauso in die Mangel genommen wie mich « , begrüßte mich Pietr, als ich mich im Bus neben ihn warf.
    » Danke für das Kompliment. « Ich verdrehte die Augen und sah an ihm vorbei aus dem Fenster. Der Bus schnaufte und rumpelte dahin. Bäume ruckelten vorbei, ein paar Farmgebäude, und dann kamen wir in das Stadtgebiet. » Ja. Dad hat mich erwischt, als ich heimkam. «
    » Schlimm? «
    » Kann man sagen. Und du? « , erwiderte ich mit belegter Stimme.
    Obwohl ich an ihm vorbei sah, bemerkte ich, dass seine Finger, die die Lehne des Vordersitzes umklammerten, weiß wurden. » Alexi sagt, mein Kontakt mit dir würde zu nichts Gutem führen. «
    » Ach. Sarah ist ihm wohl lieber. « Das konnte ich mir gut vorstellen. Sarah war hübsch und aufgeweckt…
    » Njet. « Jetzt war Pietr es, der an mir vorbeisah. » Aber bei Sarah ist alles einfacher. Sie und ich…«
    Schon die Konjunktion, die sie verband, tat mir weh.
    Er runzelte die Stirn. » Von dir möchte ich etwas anderes als von ihr. «
    » Ach. « Ich schluckte und machte den Mund auf, um etwas zu sagen , aber es dauerte eine Weile– eine ganze Weile–, bis ich eine scheinbar simple Frage herausbrachte. » Was willst du von mir? «
    Er sah mir tief in die Augen. Seine Augen sprühten Funken.
    » Ich will, dass du mich verstehst. «
    » Dein Akzent ist gar nicht so schlimm. Ich bin sicher, dass die meisten Leute dich verstehen. «
    Seine Hand lag schwer und heiß auf der meinen. » Das ist nicht das Verständnis, das ich meine, und das weißt du genau. «
    In den folgenden Tagen musste Pietr die Erfahrung machen, dass es nicht so leicht war, auf Verständnis zu stoßen. Und von meiner Seite aus herrschte zudem eher geringe Bereitschaft zur Vergebung. Vor

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