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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mühe, sich heimlich anzunähern - wozu die Scheinwerfer ausschalten, wenn Lester Strehlke das Motorengeräusch des Pick-ups seines Bruders fast so gut kannte wie die Stimme seines Bruders?
    Sie trug weiter die fleckige braune Mütze, die Big Driver getragen hatte, wenn er nicht unterwegs gewesen war - seine Glücksbringermütze, die ihm zuletzt doch Unglück gebracht hatte. Der Ring mit dem falschen Rubin war für ihre Finger viel zu weit, aber sie hatte ihn in die linke Vordertasche ihrer Cargohose gesteckt. Little Driver hatte sich als sein großer Bruder getarnt, wenn er jagen gegangen war, und auch wenn er vielleicht nicht genug Zeit (oder genug Verstand) hatte, um die Ironie zu begreifen, die darin lag, dass sein letztes Opfer ihn mit diesen Requisiten aufsuchte, verstand Tess sie recht gut.
    Tess parkte an der Hintertür, stellte den Motor ab und stieg aus. Ihre Waffe hielt sie in der Rechten. Die Tür war nicht abgesperrt. Sie betrat einen Anbau, in dem es nach Bier und verdorbenen Lebensmitteln roch. Von der Decke hing an einer schmutzigen Litze eine nackte 60-Watt-Birne herab. Vor sich hatte Tess vier überquellende Mülltonnen aus Kunststoff: 120-Liter-Tonnen, die es im Wal-Mart gab. Dahinter waren an der Wand des Anbaus mindestens fünf
Jahrgänge von Onkel Henry’s Tauschführer gestapelt. Links sah sie eine weitere Tür, davor eine einzelne Stufe. Sie würde in die Küche führen. Diese Tür hatte keinen Knopf, sondern eine altmodische Klinke. Als Tess sie herunterdrückte und die Tür öffnete, quietschten ungeölte Angeln. Noch vor einer Stunde hätte ein solches Quietschen sie schreckensbleich erstarren lassen. Jetzt störte es sie nicht im Geringsten. Sie hatte ihre Arbeit zu tun. Darauf lief die Sache letztlich hinaus, und es war eine Erleichterung, von all dem emotionalen Ballast befreit zu sein. Sie trat in den Dunst irgendeines fettigen Stücks Fleisch, das Little Driver sich zum Abendessen gebraten hatte. Sie konnte TV-Lachen vom Band hören. Irgendeine Sitcom. Seinfeld, glaubte sie.
    »Was zum Teufel machst du hier?«, rief Lester Strehlke aus der Umgebung der Lachkonserve. »Hab bloß noch eineinhalb Biere, wenn du deswegen kommst. Die trink ich noch, dann geh ich ins Bett.« Sie folgte dem Klang seiner Stimme. »Hättst du angerufen, hätt ich dir die Fahrt ersparen k…«
    Sie betrat den Raum. Er sah sie. Tess hatte nie darüber nachgedacht, wie Lester reagieren könnte, wenn sein letztes Opfer hier aufkreuzte: mit einem Revolver in der Hand und der Baseballmütze, die er selbst trug, wenn ihn das Jagdfieber packte, auf dem Kopf. Auch wenn sie es getan hätte, hätte sie seine extreme Reaktion nie vorhersehen können. Seine Kinnlade sackte herab, dann erstarrte das ganze Gesicht. Die Bierdose fiel ihm aus der Hand, landete in seinem Schoß und tränkte seine vergilbten Boxershorts mit weiß schäumendem Bier.
    Er sieht ein Gespenst, dachte sie, als sie auf ihn zutrat und die Waffe hob. Gut.
    Sie hatte Zeit, festzustellen, dass es im Wohnzimmer, in dem zwar ein Junggesellenchaos herrschte, weder Schneekugeln
noch Kitschfiguren gab. Sein Fernsehplatz glich dem seiner Mutter in der Lacemaker Lane: der La-Z-Boy, das TV-Tablett (hier mit einer letzten ungeöffneten Dose Pabst Blue Ribbon und einem Beutel Doritos statt Cola light und Cheez Doodles), der gleiche TV Guide , das Heft mit Simon Cowell auf der Titelseite.
    »Du bist tot«, flüsterte er.
    »Nein«, antwortete Tess. Sie setzte ihm die Mündung des Lemon Squeezer an die Schläfe. Er unternahm den schwachen Versuch, ihr Handgelenk zu packen, aber diese Bewegung war viel zu kraftlos, kam viel zu spät. »Das bist du .«
    Sie drückte ab. Blut trat aus seinem Ohr, und der Kopf schnellte zur Seite. Er sah wie ein Mann aus, der verspannte Nackenmuskeln zu lockern versuchte. Im Fernsehen sagte George Costanza: »Ich war im Pool, ich war im Pool.« Das Publikum lachte.

41
    Es war fast Mitternacht, und der Wind wehte stürmischer als zuvor. In Böen erzitterte Lester Strehlkes ganzes Haus, und Tess musste jedes Mal an das kleine Schweinchen denken, das sein Haus aus Stöcken gebaut hatte.
    Das kleine Schweinchen, das in diesem Haus hier gelebt hatte, würde sich nie mehr Sorgen machen müssen, sein beschissenes Haus könnte weggeweht werden, denn es lag tot in seinem La-Z-Boy. Und er war ohnehin kein kleines Schweinchen, dachte Tess. Er war ein großer böser Wolf.
    Sie saß in der Küche und schrieb auf einem schmuddeligen

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