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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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würde, aber ein zufälliger Luftzug ließ es stattdessen auf ihrem Schoß landen. Jetzt schien es, als säße sie in einer seltsamen blutgetränkten Wolke.

    »Ist sie zugedeckt? Ist sie zugedeckt, Papa?«
    Ich packte die Matratze und kippte sie hinein. Sie landete stehend in dem schlammigen Wasser, fiel dann gegen die rund gemauerte Brunnenwand und bildete ein kleines schräges Schutzdach über ihr, das wenigstens den zurückgeworfenen Kopf und das blutige Grinsen verbarg.
    »Jetzt ist sie’s.« Ich legte den alten Holzdeckel an seinen Platz zurück und wusste, dass hier weitere Arbeit wartete: Der Brunnen musste aufgefüllt werden. Ach, aber das war ohnehin längst überfällig. Der baufällige alte Brunnen stellte eine Gefahr dar, weshalb ich ja auch ringsum die Holzlatten eingerammt hatte. »Komm, wir gehen ins Haus und frühstücken.«
    »Ich kann keinen einzigen Bissen runterkriegen!«
    Aber er konnte. Wir konnten es beide. Ich briet Eier, Speck und Kartoffeln, und wir aßen alles auf. Schwere Arbeit macht hungrig, wie jedermann weiß.
     
    Henry schlief bis spätnachmittags. Ich blieb wach. Einige dieser Stunden verbrachte ich am Küchentisch, wo ich eine Tasse schwarzen Kaffee nach der anderen trank. Ein paar Stunden verbrachte ich auch damit, durch den Mais zu gehen, eine Reihe hinauf, die nächste hinunter, und den schwertförmigen Blätter zu lauschen, wie sie in der leichten Brise raschelten. Wenn es Juni ist und der Mais herauskommt, scheint er fast zu reden. Das beunruhigt manche Leute (und es gibt Dummköpfe, die behaupten, es sei das Geräusch, mit dem der Mais wachse), aber ich habe dieses sanfte Rascheln immer als tröstlich empfunden. Es half mir, klar zu denken. Jetzt, wo ich in diesem Hotelzimmer in der Stadt sitze, fehlt es mir. Das Stadtleben ist kein Leben für einen Farmer; für solch einen Mann ist dieses Leben eine Art Verdammnis an sich.
    Beichten, finde ich, ist auch harte Arbeit.

    Ich schritt die Reihen ab, ich lauschte dem Mais, ich versuchte, einen Plan auszuhecken, und schließlich hatte ich einen. Das war auch nötig, nicht nur für mich selbst.
    Es hatte eine Zeit gegeben, die noch keine 20 Jahre zurücklag, in der ein Mann in meiner Position sich keine Sorgen hätte zu machen brauchen; in jenen Tagen gingen die Angelegenheiten eines Mannes nur ihn selbst etwas an, vor allem wenn er ein geachteter Farmer war: ein Mann, der seine Steuern zahlte, sonntags in die Kirche ging, das Baseballteam Hemingford Stars unterstützte und zuverlässig die Republikaner wählte. Ich glaube, dass in jenen Tagen auf Farmen in unserem Gebiet, das wir »die Mitte« nannten, alle möglichen Dinge passierten. Dinge, die unkommentiert blieben und erst recht nicht angezeigt wurden. Damals galt die Ehefrau eines Mannes als dessen Angelegenheit, und wenn sie verschwand, war der Fall damit erledigt.
    Aber diese Zeiten waren vorbei, und auch wenn sie es nicht gewesen wären, blieb die Sache mit dem Land. Mit den 70 Hektar. Die Farrington Company wollte das Land für ihren gottverdammten Schweineschlachthof. Arlette hatte sie in diesem Vorhaben bestärkt. Das bedeutete Gefahr, und Gefahr bedeutete, dass Tagträume und unausgegorene Pläne nicht länger genügen würden.
    Als ich am frühen Nachmittag ins Haus zurückkehrte, war ich müde, aber endlich wieder ruhig und besonnen. Unsere wenigen Kühe muhten laut, weil ihre morgendliche Melkzeit weit überschritten war. Ich erledigte diese Arbeit und trieb sie dann auf ihre Weide hinaus, auf der ich sie bis Sonnenuntergang lassen würde, statt sie gleich nach dem Abendessen zum zweiten Melken wieder in den Stall zu holen. Ihnen war das egal; Kühe akzeptieren das, was ist . Wäre Arlette mehr wie unsere Kühe gewesen, überlegte ich mir, würde sie noch leben und mir zusetzen, ihr eine neue Waschmaschine aus dem Katalog von Monkey Ward zu
kaufen. Und ich hätte sie ihr wahrscheinlich gekauft. Sie konnte mich immer zu allem überreden. Nur nicht, wenn es um unser Land ging. In diesem Punkt hätte sie klüger sein sollen. Land ist Männersache.
    Henry schlief noch. In den folgenden Wochen schlief er viel, und ich ließ ihn, obwohl ich in einem normalen Sommer jeden Tag genug Arbeit für ihn gehabt hätte, sobald die Ferien begannen. Und er hätte seine Abende damit verbracht, den Cotteries drüben einen Besuch abzustatten oder mit Shannon auf unserer unbefestigten Straße auf und ab zu spazieren: Hand in Hand, während sie den aufgehenden Mond beobachteten. Das

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