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Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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in der Küche ihrer Wohnung auf dem Bauch liegend vor, während das gegrillte Käsesandwich, das er sich hatte zubereiten wollen, noch in der Bratpfanne rauchte. Trotz seiner erst zweiundzwanzig Jahre hatte Carl einen Herzanfall erlitten. Die behandelnden Ärzte diagnostizierten einen angeborenen Herzfehler - irgendwas mit einer zu dünnwandigen Arterie -, der bis dahin unentdeckt geblieben war.
    Carl starb nicht; sein Mitbewohner hatte ihn gerade noch rechtzeitig aufgefunden und mit Herz-Lungen-Massage reanimiert. Aber sein Gehirn war durch den Sauerstoffmangel geschädigt, und der intelligente, gut aussehende, sportliche junge Mann, der vor nicht sehr langer Zeit mit Justin Streeter Europa bereist hatte, war nur noch ein schlurfender Schatten seiner selbst. Er war inkontinent, verirrte sich, wenn er weiter als ein, zwei Straßen von zu Hause entfernt war (er war wieder zu seinem noch trauernden Vater gezogen), und seine Sprache war ein undeutliches Plärren, das nur Tom verstand. Goodhugh engagierte einen Betreuer für ihn, der Physiotherapie durchführte und dafür sorgte, dass Carl immer trocken und sauber war. Alle zwei Wochen machte er mit Carl einen »Ausflug«. Ihr häufigstes Ziel war das Wishful Dishful Ice Cream, wo Carl immer ein Pistazieneis bekam, das er sich ins ganze Gesicht schmierte. Anschließend wischte sein Betreuer ihn geduldig mit Feuchtservietten sauber.
    Janet hörte auf, Streeter zum Abendessen bei Tom zu begleiten. »Ich halte das nicht aus«, gestand sie ihm. »Es liegt nicht daran, wie Carl schlurft oder sich manchmal in die Hose macht … es ist der Blick in seinen Augen, als würde er sich erinnern, wie er war, und nicht genau wissen, wie
er in den jetzigen Zustand geraten ist. Und … ich weiß nicht … auf seinem Gesicht steht immer ein hoffnungsvoller Ausdruck, der mir das Gefühl gibt, das ganze Leben sei ein Witz.«
    Streeter wusste, was sie meinte, und dachte beim Abendessen mit seinem alten Freund (seit Norma nicht mehr da war, gab es meistens Take-away-Gerichte) oft über diese Vorstellung nach. Ihm machte es Spaß, Tom dabei zuzusehen, wie er seinen behinderten Sohn fütterte, und er genoss den hoffnungsvollen Ausdruck auf Carls Gesicht. Er schien zu besagen: »Das ist alles nur ein Traum, den ich habe, und ich werde bald aufwachen.« Jan hatte recht, das war ein Witz, aber irgendwie ein guter Witz.
    Wenn man richtig darüber nachdachte.
     
    Im Jahr 2004 bekam May Streeter einen Job beim Boston Globe und erklärte sich zum glücklichsten Mädchen der USA. Justin Streeter entwickelte »Rock the House«, das ein Dauerseller wurde, bis »Guitar Hero« es obsolet machte, aber inzwischen war Jus längst dabei, eine Kompositionssoftware namens »You Moog Me, Baby« zu entwickeln. Streeter selbst wurde zum Leiter seiner Bankfiliale ernannt, was ein Sprungbrett zu einem Regionalposten sein konnte. Er flog mit Janet nach Cancún, wo sie sich fabelhaft amüsierten. Sie fing an, ihn »mein Schmusehäschen« zu nennen.
    Toms Chefbuchhalter bei Goodhugh Waste Recycling unterschlug zwei Millionen Dollar und verschwand mit unbekanntem Ziel. Die anschließende Buchprüfung zeigte, dass das Unternehmen finanziell auf sehr wackligen Beinen stand; diese Ratte von einem Buchhalter hatte anscheinend seit Jahren an dem Käse geknabbert.
    Geknabbert?, dachte Streeter, als er die Meldung in den Derry News las. Jedes Mal kräftig reingebissen dürfte eher stimmen.

    Tom sah nicht mehr wie Mitte dreißig, sondern wie sechzig aus. Und das schien er zu wissen, weil er aufgehört hatte, sich das Haar zu färben. Streeter war entzückt, als er sah, dass es unter der künstlichen Farbe nicht weiß geworden war; Goodhughs Haar war so stumpf und glanzlos grau wie Elvids Schirm, als er ihn zusammengerollt hatte. Die Haarfarbe, überlegte Streeter sich, der alten Männer, die man auf Parkbänken sitzen und die Tauben füttern sieht. Nennen wir sie einfach Just for Losers .
     
    Im Jahr 2005 lernte Jacob der Footballspieler, der in der untergehenden Firma seines Vaters arbeitete, statt aufs College zu gehen (an dem er mit einem vollen Sportstipendium hätte studieren können), ein Mädchen kennen und heiratete es. Eine muntere kleine Brünette namens Cammy Dorrington. Das Ehepaar Streeter war sich darüber einig, es sei eine schöne Feier gewesen, obwohl Carl Goodhugh die ganze Zeit gejohlt, gebrabbelt und gegurgelt hatte und obwohl Goodhughs Älteste - Gracie - beim Hinausgehen auf der Treppe vor der Kirche

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