Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars

Titel: Zwischen Nacht und Dunkel - King, S: Zwischen Nacht und Dunkel - Full Dark, No Stars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
geräumig und sauber, das Werkzeug hing an Haken in Lochplatten, und Bobs Werkbank war ordentlich aufgeräumt. Der Zementestrich des Fußbodens war in Schlachtschiffgrau gestrichen. Auf dem Fußboden waren keine Ölflecken zu sehen, Bob sagte, Ölflecken bedeuteten, dass die Leute, denen die Garage gehörte, Schrottautos fuhren oder Wartungsarbeiten schlampig ausführten. Der ein Jahr alte Prius, mit dem er werktags nach Portland pendelte, stand hier; nach Vermont war er mit seinem SUV-Dinosaurier gefahren, der schon viele Meilen auf dem Tacho hatte. Ihr Volvo war draußen geparkt.
    »Es ist genauso leicht reinzufahren«, hatte Bob mehr als einmal gesagt (nach siebenundzwanzig Ehejahren waren originelle Kommentare eher dünn gesät). »Du brauchst nur den Toröffner an der Sonnenblende zu benutzen.«
    »Ich habe ihn lieber dort, wo ich ihn sehen kann«, antwortete sie immer, obwohl sie in Wirklichkeit befürchtete, sie könnte beim Zurückstoßen den linken oder rechten Torrahmen streifen. Sie hasste das Rückwärtsfahren. Und sie vermutete, dass er das wusste … genau wie sie wusste, dass er merkwürdig zwanghaft darauf achtete, Banknoten immer richtig herum in seine Geldbörse zu stecken, und nie ein
Buch auf dem Gesicht liegen ließ, wenn er eine Lesepause machte - das schade dem Buchrücken, sagte er dann.
    Wenigstens war die Garage warm; große silberne Blechröhren (wahrscheinlich hießen sie Warmluftkanäle, aber Darcy war sich ihrer Sache nicht ganz sicher) verliefen kreuz und quer unter der Decke. Sie trat an die Werkbank, auf der mehrere sauber beschriftete quadratische Blechdosen aufgereiht waren: SCHRAUBEN, MUTTERN, SCHARNIERE, HASPEN & WINKEL, DICHTUNGEN und - das fand sie geradezu rührend - KRIMSKRAMS. An der Wand hing ein Kalender mit einer Badenixe aus Sports Illustrated , die deprimierend jung und sexy aussah; links neben dem Kalender waren mit Reißzwecken zwei Fotos befestigt. Eines war ein alter Schnappschuss von Donnie und Petra auf dem Little-League-Feld in Yarmouth, beide in Trikots der Boston Red Sox. Darunter hatte Bob mit Magic Marker DIE HEIMMANNSCHAFT, 1999 geschrieben. Das andere Foto, viel neuer, zeigte die fast zu einer Schönheit herangewachsene Petra mit ihrem Verlobten Michael, der einen Arm um sie gelegt hatte, in Old Orchard Beach vor einem Muschelstand. Unter diese Aufnahme hatte Bob mit Magic Marker geschrieben: DAS GLÜCKLICHE PAAR!
    Das Schränkchen mit den Batterien trug einen Dymo-Tape-Streifen mit dem Wort ELEKTROKRAM und hing links neben den Fotos. Darcy bewegte sich in diese Richtung, ohne darauf zu achten, wohin sie ging - weil sie sich auf Bobs fast manische Ordnungsliebe verließ -, und stolperte über einen nicht ganz unter die Werkbank geschobenen Karton. Sie taumelte und klammerte sich dann im letzten Augenblick an die Werkbank. Sie brach sich dabei einen Fingernagel ab - schmerzhaft und ärgerlich -, bewahrte sich aber vor einem hässlichen Sturz, was gut war. Sehr gut, wenn man bedachte, dass niemand im Haus gewesen wäre, um die Notrufnummer zu wählen, wenn sie
mit dem Kopf auf den Fußboden geknallt wäre, der zwar sauber und ölfrei, aber extrem hart war.
    Sie hätte den Karton einfach mit dem Innenrist unter die Werkbank zurückschieben können - das würde sie später erkennen und angestrengt darüber nachgrübeln wie ein Mathematiker, der eine abstrus komplizierte Gleichung zu lösen versuchte. Schließlich hatte sie es eilig. Aber sie sah oben in dem Karton einen Strickwarenkatalog von Patternworks und kniete nieder, um ihn an sich zu raffen und mit den Batterien ins Haus mitzunehmen. Aber als sie ihn herausnahm, lag darunter ein Katalog von Brookstone, den sie verlegt zu haben glaubte. Und darunter Paula Young … Talbots … Forzieri … Bloomingdale’s …
    »Bob!«, rief sie, nur kam sein Name in zwei empörten Silben heraus (wie manchmal, wenn er Schmutz ins Haus schleppte oder seine nassen Handtücher auf dem Fußboden im Bad liegen ließ, als wäre dies ein Luxushotel mit Zimmermädchen), nicht wie Bob , sondern als BO-hob! Weil sie wirklich in ihm lesen konnte wie in einem Buch. Er fand, sie bestelle zu viel aus Versandhauskatalogen, hatte einmal sogar behauptet, sie sei süchtig nach ihnen (was lächerlich war; es waren Butterfinger, nach denen sie süchtig war). Diese kleine psychologische Analyse hatte ihm eine zweitägige kalte Schulter eingebracht. Aber er wusste, wie ihr Verstand arbeitete und dass sie bei Dingen, die nicht unbedingt

Weitere Kostenlose Bücher